Lenninger Tal

Liebe ist kein Einzelkind

Aber die Liebe ist kein Einzelkind. Wie halten wir’s mit der kleinen Schwester? Freundliche Worte seien doch nichts als heiße Luft, höre ich sagen. Wichtig sei doch, dass einer klar sage, was er denkt, statt freundliche Worte zu machen. Und schneller geht’s dann auch.

Heiße Luft? Ein schönes Bild. Lassen Sie einmal aus Ihren Fahrradreifen die Luft raus. Dann merken Sie, wozu heiße Luft und Freundlichkeit gut sind. Ja, sie kommen auch ohne heiße Luft in den Reifen mit dem Fahrrad ans Ziel. Aber es wird keine gute Fahrt sein, und das Risiko, dass am Fahrrad etwas kaputt geht, ist groß. Ja, Sie können auch ohne ein freundliches Wort sagen, was Sie denken. Aber es wird kein gutes Gespräch sein und das Risiko, dass Beziehungen Schaden nehmen, steigt beträchtlich.

Zum Glück wird in den Kirchen auch das Loblied der Freundlichkeit gesungen, leider oft unbemerkt. Wenn es beim Segen heißt: „Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir“, dann könnte man die alten Worte auch übersetzen: „Gott schaut dich freundlich an.“ Und so wie der Segen nie mir allein gehört, sondern durch das Tun meiner Hände auch zu anderen kommen soll, so mag der freundliche Blick Gottes sich auch auf meinem Gesicht und in meinen Worten wiederfinden. Die Freundlichkeit ist die kleine Schwester der Liebe. Und die große Schwester mag ohne die Kleine nicht sein. So viel heiße Luft muss drin sein, damit es rund läuft.

Pfarrer Axel Rickelt

Evangelische Stadtkirchengemeinde, Kirchheim