Lenninger Tal

Lügen haben kurze Beine

Projekt Die Owener Theatergruppe liebt das Mimenspiel. Gleich an mehreren Abenden führt sie die Komödie „Lediglich ledig“ auf original Schwäbisch auf. Von Iris Häfner

Cool bleiben ist das Motto von Beate, um Konrad (mitte) Paroli zu bieten. Foto: Marcel Heckel
Cool bleiben ist das Motto von Beate, um Konrad (mitte) Paroli zu bieten. Foto: Marcel Heckel

Oh je, da braut sich was zusammen in Owen. Ein Pseudo-Macho ist glatt in eine schwerwiegende Patsche geraten und muss sich da irgendwie à la Münchhausen selbst aus dem Sumpfe ziehen - doch ohne weibliche Hilfe geht das zu seinem Leidwesen nicht. Dabei hat er sich den Schlamassel komplett selbst zuzuschreiben, denn wer unter Vorspielung falscher Tatsachen als überzeugter Junggeselle einen Bestseller über seine angeblich glückliche Ehe schreibt, darf sich nicht wundern, wenn ihn die Realität einholt.

Dieser Herausforderung muss sich der arme Konrad alias Dieter Epple tapfer stellen - und nicht nur er, sondern die ganze Owener Theatergruppe, die seit dem Spätsommer die schwäbische Komödie „Lediglich ledig“ einstudiert. Es klappt schon recht gut bei der x-ten Probe im Herzog-Konrad-Saal in der Owener Teckhalle. Alle Vorhänge der großen Fensterfront sind zugezogen, kein neugieriger Owener soll schließlich mitbekommen, um was es diesmal bei dem ausgewählten Stück geht, denn die Theatertruppe unter der Teck ist mittlerweile eine etablierte Größe. Der Dreiakter ist abendfüllend, etwa 100 Minuten Spielzeit gibt die Direktive an. „Wir können uns durchaus mit anderen Laiendarstellern messen, wie etwa der Theaterscheuer Ebersbach“, sagt Hanne Schmid selbstbewusst. Sie spielt Klara, die etwas einfach gestrickte und neugierige Haushälterin von Konrad, die versucht, mit ihren eigenen Ränkespielen das Süppchen am Kochen zu halten und sich ihren Peter zu sichern. Der wird hinreisend von Clemens Löw verkörpert. In seiner „Schaffhos“ entwickelt er seinen ganz eigenen Charme, dem sich der Zuschauer nicht entziehen kann. Ebenso Julia Siegler, im richtigen Leben Hebamme von Beruf. Fassungslos ob der Macho-Allüren spielt auch sie als Beate ein doppeltes Spiel.

Ohne Hanne Schmid gäbe es das Owener Theater nicht. 1983 hat sie die Gruppe gegründet - begründet auf ihren Erfahrungen im Mädchenkreis des CVJM, bei dem sie mit einer Freundin Sketche aufgeführt hat. Irgendwann bekundeten weitere Owener Interesse am Theaterspielen, und der Anfang war gemacht. „Wir sind kein Verein. Die Reinerlöse, die wir mit unseren Aufführungen erspielen, spenden wir für gute Zwecke“, sagt Hanne Schmid.

Heute muss man nicht in Owen geboren sein oder dort leben, um in die Truppe aufgenommen zu werden. Dieter Epple wohnt nicht nur in Lenningen, sondern ist dort auch Gemeinderat. Aufgewachsen ist er in Urach und sammelte dort im Alter von 19 Jahren beim Schäferlauf erste schauspielerische Erfahrungen. Die Leidenschaft für die Bretter dieser Welt ließ ihn nicht mehr los. So war er beispielsweise Ensemble-Mitglied beim Naturtheater Reutlingen und dem Theater an der Steinach in Nürtingen. Dadurch hat er im Gegensatz zu seinen Owener Kollegen die Erfahrung mit Regisseuren voraus. Dies ist dem Hauptdarsteller bei den Proben anzumerken. Er scheut sich nicht, den einen oder anderen Tipp an die Mitspieler weiterzugeben oder Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. „Da musst du schon stärker zuschlagen, mehr von oben“, fordert er seine Kollegin auf, den Schirm deutlicher zum Einsatz gegen ihren „Ehemann“ zu bringen. Ihr Gesichtsausdruck spricht Bände. Während sie im Stück als resolute Schwertgosch namens Margot auftritt, die ihren Gatten Oskar unter der Fuchtel hat, fällt es ihr als Beate Weber sichtlich schwer, Dieter Reckziegel tatsächlich eins mit dem Schirm überzubraten. Und dann gibt es da auch noch den Journalisten Heinrich - Manfred Zahn, eine Art Kommissar Columbo unter den Reportern, der plötzlich im letzten Akt mitmischt.

Jedes Ensemblemitglied bringt sich mit seinen Ideen ein, wie das Stück umgesetzt werden soll. Es ist ein gruppendynamischer Prozess. Das Skript kommt in Owen hochdeutsch geschrieben an, auswendig gelernt wird es auf Schwäbisch. Das „Heftle“ ist ein stetiger Begleiter, schließlich muss der Text bei der Aufführung sitzen und deshalb ordentlich eingeübt sein. Viel Herzblut und Zeit steckt in dem Theaterprojekt, deshalb gibt es nur alle zwei Jahre Aufführungen mit jeweils wechselnden Bühnenwerken. Hanne Schmid wählt sie aus, ab September wird dann einmal wöchentlich geprobt, in den letzten Wochen vor der Aufführung dann zwei Mal. Dazu kommen noch viele Helfer, die für das Bühnenbild verantwortlich sind - und was wäre ein Theater ohne Souffleuse.

Info Die Owener Theatergruppe ist beliebt. Karten gibt es noch für die Veranstaltung am kommenden Freitag, 17. Februar, um 20 Uhr im Herzog-Konrad-Saal in Owen; Saalöffnung ist um 19 Uhr, es gibt Häppchen und Getränke. Die Vorstellungen am Samstag und Sonntag, 18. und 19. Februar, sind nahezu ausverkauft. Doch in der zweiten Runde gibt es weitere Möglichkeiten „Lediglich ledig“ live zu erleben: Freitag und Samstag, 10. und 11. März, im Gasthaus Lamm in Grabenstetten sowie am Samstag und Sonntag, 18.  und 19. März, in der Sulzburghalle Unterlenningen. Weitere Infos finden Interessierte im Internet unter https://owener-theatergruppe.jimdo.com.

Zum Inhalt von „Lediglich ledig“

Konrad ist ein selbstbewusster Mann, der mit Erfolg Bücher über seine glückliche Ehe schreibt. Außer seinem Freund Oskar weiß aber niemand, dass er gar nicht verheiratet ist. Für Konrad bricht eine Welt zusammen, als ein Telegramm kommt, dass sein Verleger ihn und seine Ehefrau besuchen möchte. Wo in aller Schnelle soll er eine Frau finden, die genauso perfekt ist wie in seinen Büchern? Die Ereignisse überschlagen sich und führen zu den tollsten Verwicklungen. Klara, die alles andere als gut anzusehende und etwas einfach gestrickte Hauswirtschafterin, wittert in dieser Situation ihre Chance und sieht sich schon als Aushilfsehefrau, um Peter, ihre große Liebe, zur Eifersucht zu treiben. Die Idee von Konrad, eine Schauspielerin zu verpflichten, sorgt für weiteres Chaos. Ein Missverständnis nach dem anderen bringt das Fass zum Überlaufen.