Owen. Heidi Schubert ist Streuobstpädagogin, eine von 40 im Landkreis Esslingen. Die Owenerin ist eng mit der Natur, der Landwirtschaft und den Streuobstwiesen groß geworden. Ob Ameisenbläuling, Fledermaus, Halsbandschnäpper, Neuntöter, Steinkauz, Igel, Dachs, Herbstzeitlose oder Schafgarbe – die Kulturlandschaft vor der Haustüre ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Der Erhalt und der Schutz dieses einzigartigen Biotops liegt Schubert, die auch als Natur-, Erlebnis- und Museumspädagogin tätig ist, am Herzen.
Schulklassen, die mit ihr im Verlauf der vier Jahreszeiten auf Entdeckungsreise gehen, erfahren allerhand über die Schätze, die die Streuobstwiesen zu einem wertvollen Ökosystem machen. Im Frühjahr und Sommer gibt es auf den Wiesen jede Menge zu entdecken. „Essbare Wiesenkräuter und -blumen lassen sich bestimmen und mit Quark zu einem leckeren Brotaufstrich oder Salat verarbeiten“, erzählt Heidi Schubert. „Vögel, Insekten und Säugetiere können beobachtet und Obstsorten oder auch Bäume bestimmt werden.“ Die Schüler erfahren, wie Bienen die Blüten bestäuben, artenreiche Blumenwiesen entstehen und wie das Ökosystem Streuobstwiese funktioniert.
Im Spätsommer und Herbst geht es mit der Obsternte weiter. Die Früchte der Bäume werden verwertet. In ihrer Kindheit und Jugendzeit hat Heidi Schubert selbst Äpfel und Birnen aufgelesen, Zwetschgen und Kirschen geerntet. Für Generationen war das, was die Wiese hergab, eine wichtige Nahrungsgrundlage. „Das Obst wurden im Keller für den Verzehr gelagert. Aus den Äpfeln wurde Kompott hergestellt oder ein Kuchen gebacken“, berichtet die Streuobstpädagogin. „Ein Teil der Äpfel wurde gekeltert und zu Apfelsaft, aber auch Most weiterverarbeitet, aus dem sich Essig machen lässt.“
Diese Kenntnisse möchte Heidi Schubert an Schüler weitergeben. Sie will der Wissenserosion entgegenwirken und helfen, die Wertschätzung für die Kulturlandschaft vor der Haustüre genauso zu fördern, wie den respektvollen Umgang mit der Natur. Sie stellt mit Schülern Dörrobst her, geht mit ihnen ins Backhaus, um Brot zu backen, oder besucht mit ihnen eine Kelter, wo die Ernte zu Saft verarbeitet wird. Den Heranwachsenden wird so die Bedeutung von Obst im Rahmen einer bewussten und gesundheitsfördernden Ernährung nahegebracht, wie Heidi Schubert berichtet.
Was die Streuobstpädagogin bietet, ist lebendige Wissensvermittlung, bei der alle Sinne angesprochen und Kinder wie Jugendliche durch einen hohen Praxisbezug zu Gestaltern ihres eigenen Lernprozesses werden. Im Winter sind die Klassen Wildtieren auf der Spur. Sie suchen nach Fährten im Schnee, erfahren mehr über die Überwinterungsstrategien der Tiere und wie sich deren Nahrungssuche in der kalten Jahreszeit gestaltet.
Ob Projekttage, Schullandheimaufenthalte, Workshops oder Kindergeburtstage – laut Heidi Schubert bieten sich viele Möglichkeiten, um jungen Menschen das Thema Streuobst nahezubringen. „Schulen können über das Landratsamt ein Rundum-Paket buchen, das sich ohne großen Aufwand in den Unterricht integrieren lässt“, berichtet die Expertin, die seit vier Jahren als Streuobstpädagogin tätig ist und ihr Wissen an Schulen weitergibt. Sie ist überzeugt, dass der Streuobst-Unterricht nachhaltig das Interesse an der Kulturlandschaft fördert.
„Vielleicht erinnert sich der eine oder andere später im Leben an die Erlebnisse im Streuobst-Unterricht zurück und fängt an, selbst eine Wiese zu bewirtschaften“, so Heidi Schubert. „Das wäre der Idealzustand.“ Gleichzeitig soll der Unterricht rund ums Streuobst auch bei den Eltern Impulse setzen. Wenn Kinder begeistert von den Stunden berichten, die sie in der Natur verbracht haben, wird in den Familien das Interesse geweckt, wie die Fachfrau erklärt. Das Konzept eigne sich nicht nur für Grundschulen, sondern auch für die Klassenstufen fünf bis acht und die Erwachsenenbildung.