Lenninger Tal

Männer brutzeln in der Schulküche

Mitglieder des Lenninger Stammtischs „50 Plus“ kochen unter der Anleitung von Rainer Jehne

Lenningen. Löffel für Löffel setzt Volker Hofmann Kleckse der Paprika-Zwiebel-Käse-Masse auf einen in 15 Quadrate geschnittenen Blätterteig. Anschließend klappt er fein säuberlich die Ecken darüber. Erwin Stark schaut ihm anerkennend über die Schulter und witzelt: „So ebbas kosch bloß an Weihnachda macha.“ Dann greift er selbst zur Gabel und zerdrückt eine Banane für den Nachtisch. Auf dem Herd schräg gegenüber schmurgeln Tomaten in der Pfanne. Selbst gehäutet, versteht sich. „Bei ons kommt nix aus der Dos“, sagt der gestandene Hobbykoch Wolfgang Holder selbstbewusst. Muss es auch nicht, denn die 13 Männer, die wieder einmal in der Küche des Lenninger Schulzentrums Obst schnippeln, Gemüse raspeln und Soßen anrühren, sind eine eingefleischte Truppe. Für die meisten von ihnen ist es der 15.  Kochabend mit Rainer Jehne, dem 56-jährigen Lebenskünstler, Darsteller, Reisebegleiter und Mietkoch aus Denkendorf. Seit drei Jahren bucht der Männerstammtisch „50 Plus“ von „Unser Netz“ regelmäßig den humorigen Küchenprofi, der unter anderem auch Hochstapler-, Whisky-, Single- und Junggesellenabschieds-Kochkurse anbietet.

Mit den Lenninger Männern kocht Rainer Jehne normalerweise nach Rezept. Ob indisch – Blumenkohl in Kichererbsenteig und Dattel-Joghurt­eis, italienische Focaccia mit Rosmarin und Zucchini-Carpaccio oder Sommerliches wie Melonensalat mit deftigem Pecorino und sizilianischem Lammragout –, schon beim Durchblättern der Sammlung läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die passende Musik untermalt das Brutzeln, Rainer Jehnes Hauswein und zum Thema passende, selbst gemachte Liköre oder Sirups verleihen den Menüs Pfiff.

Doch zurück zu diesem Abend: Zum Warm-up perlt ein Comte de Talmon mit einem Schluck Weichselkirschwein in den nicht ganz stilechten Schulküchengläsern. Die Stimmung ist zuvor schon ausgelassen. „Heute muss es passieren“, sagt Rainer Jehne. Die von ihm verteilten Vorschusslorbeeren gehen den Teilnehmern runter wie Öl: „Ihr seid so fit und so gut, dass wir es locker angehen können.“ Drei farblich gekennzeichnete Gruppen sollen in einem „Kochduell“ jeweils drei Gänge zaubern. Wie im heimischen Kühlschrank, darf sich jede Crew in einer Kiste bedienen, die unter anderem Eier, Emmentaler, Karotten, Blätterteig, Kokosmilch, Hähnchenfleisch, Tomaten und Paprika enthält. In den Kochtöpfen verschwinden können auch Obst sowie Beilagen und Gewürze aller Art.

Salat oder Suppe als Vorspeise? Die Frage ist jeweils schnell entschieden. Beäugt von den Kontrahenten, werden Karotten mal fein, mal grob geraspelt oder in einer Brühe weich gekocht. Andreas Pill schneidet Tomaten, Zwiebeln und Paprika klein, gibt Salz, Pfeffer, Essig und Öl darüber. „Ganz ordinär halt“, sagt der 79-jährige Neuffener, der seiner Frau zu Hause regelmäßig in der Küche beim Vorbereiten zur Hand geht. Werner Schulmeyer, Organisator des Kochabends und Mitglied der rosafarbenen Gruppe, plaudert ebenfalls aus dem Nähkästchen: Vor allem die an den Männerkochabenden gezauberten Nachtische runden zu Hause die Mahlzeiten ab.

Plötzlich bricht Hektik aus: „Fünf Minuten, schafft ihr das?“, ruft Rainer Jehne. Karottensalate werden auf kleinen Metallschalen angerichtet, mit einem Korianderblatt gekrönt und dampfende Suppen in Tassen gefüllt. Fein oder grob, süßlich oder deftig – die Jury tut sich schwer, Punkte für die leckeren Salate zu vergeben. Optik, Geschmack und Kreativität fließen in die Bewertung ein. Nach dem Hauptgang aus verschiedenen Hähnchenbrustkreationen vom Spieß über Geschnetzeltes bis zur panierten Variante und Desserts mit nah an der Bestnote entlangtaumelnden Rotweinbirnen, können sich die Hobbyköche zufrieden zurücklehnen. Das Kochduell findet Anklang: „Do muasch dei Hirn selber ostrenga“, sagt ein Teilnehmer anerkennend. Mit einem hauchdünnen Vorsprung geht die „grüne Gruppe“ als Sieger aus dem Abend hervor. Dass im September wieder die Schürzen umgebunden werden, steht jetzt schon fest.