Lenninger Tal

Mit kleinen Klassen punkten

Gemeinschaftsschule: Busse sind eingerichtet, Stundenplan ist geschrieben

Römerstein und Hülben wollen mit der Gemeinschaftsschule den Schulstandort und somit die Zukunft sichern. Das Konzept scheint die Eltern zu überzeugen. Die Anmeldung hat begonnen.

Die Siebtklässler Emedin Mehmeti und Ardit Shurdhaj (von links) besuchen noch die Werkrealschule Vordere Alb, die ab dem kommend

Die Siebtklässler Emedin Mehmeti und Ardit Shurdhaj (von links) besuchen noch die Werkrealschule Vordere Alb. Ab dem kommenden Schuljahr wird sie zur "Gemeinschaftsschule Vordere Alb". Hinter dem Konzept stecken Matthias Winter, Jörg Bizer und Siegmund Ganser (von links). Foto: Anne Leipold

Römerstein/Hülben. Die Tage der Werkrealschule auf der Vorderen Alb sind gezählt. An ihre Stelle rückt die Gemeinschaftsschule, in Hülben bereits zum kommenden Schuljahr mit der 5. Klasse, in Böhringen in zwei Jahren zum Schuljahr 2018/19 ab der 7.  Klasse. „Die Werkrealschule war gut und ist gut und hatte lange entgegen Landestrend die Zahlen gehalten“, sagte Römersteins Bürgermeister Matthias Winter. Die Schülerzahlen sind mittlerweile aber auch in Böhringen und Hülben eingebrochen. Dass die Werkrealschule nicht mehr zukunftsfähig sei, sei in den Köpfen der Eltern angekommen. So wurde die Gemeinschaftsschule beantragt, nicht nur, um den Schulstandort zu halten, sondern auch, weil die Idee der Gemeinschaftsschule für die Alb passt. Vor Kurzem kam die Genehmigung des Kultusministeriums. „Das pädagogische Konzept hat überzeugt, es war kein Wahlgeschenk“, betonte Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser. „Wir kriegen auch einen qualitativen Mehrwert für unsere Jugend geboten.“

Verantwortlich für das 27 Seiten umfassende Konzept ist Rektor Jörg Bizer. Das hat das Lehrerkollegium, die Gemeinderäte in Hülben und Römerstein und das Kultusministerium überzeugt, und auch bei den Eltern scheint die Gemeinschaftsschule anzukommen. Der Infoabend für die Eltern war gut besucht, das Interesse groß. Zum Schnuppernachmittag kamen 30 Kinder, darunter auch manche mit der Empfehlung für Realschule und Gymnasium, sagte Bizer. „Die Gemeinschaftsschule ist eine unheimliche Stärkung für die ländliche Region.“ Bizer hofft, dass so die Jugendlichen am Ort bleiben. Das würde zudem die örtlichen Firmen stärken, gerade die Handwerksbetriebe fragen regelmäßig zwecks Nachwuchs an.

Der Stundenplan ist inzwischen ausgearbeitet. Mit der Gemeinschaftsschule einher geht der Ganztagsbetrieb. Der beginnt aufgrund der Busfahrzeiten bereits um 7.15 Uhr. Um 15.35 Uhr endet der Schultag für die Schüler, die bis dahin alle Schulaufgaben erledigt haben, zu Hause also nur noch für Klassenarbeiten lernen müssen. So bleibe Zeit für Vereine und Freunde, sagt Bizer. Von 12.05 bis 12.35 Uhr haben die Schüler Zeit zum Lernen und um Hausaufgaben zu machen, um 12.40 Uhr gibt es Mittagessen mit anschließender Pause und Freizeitangeboten bis 14 Uhr. Montags, dienstags und donnerstags sind die Nachmittage verpflichtend mit Unterricht und Ganztagsangebot. Der Mittwochnachmittag ist frei wählbar, da wird es musikalische, sportliche und technische Angebote geben, bestehen bleibt zum Beispiel die Baseball AG. Es können in dieser Zeit aber auch die „Lernjobs“ erfüllt oder andere Aufgaben nachgeholt werden. Insgesamt wird es mehr Lehrerstunden geben. Die Ausschreibung für einen Realschullehrer hat das Schulamt zudem genehmigt.

Nun ist es an den Gemeinden, den Schulverband zu gründen. Die Schulmensa in Hülben wird bis Juni bezugsfertig sein, hinzu kommen ab Herbst ein Anbau an das Hülbener Schulgebäude sowie diverse andere Arbeiten. Die kommenden zwei Jahre werden in Böhringen genutzt, um Fachräume einzurichten und Anbauten vorzunehmen, ebenso gilt es, Sanierungen vorzunehmen, die aber auch ohne Wechsel der Schulart anstanden, listet Bürgermeister Winter auf. Die Kosten belaufen sich auf anderthalb bis zwei Millionen Euro.

Die Eltern können jetzt ihre Kinder für die Gemeinschaftsschule anmelden. Seine Sorge sei, dass sie über die benötigte Schülerzahl hinauskommen, sagt Ganser. Attraktiv ist der Schulstandort, der durch die Zusammenarbeit der beiden Kommunen gehalten wird, nicht nur für Hülbener und Römersteiner Kinder, sondern auch für Schüler aus Grabenstetten, den Uracher Stadtteilen, Hochwang und Erkenbrechtsweiler. Viertklässler in Erkenbrechtsweiler, die auf eine weiterführende Schule wechseln, müssen mitunter nach Lenningen und Nürtingen, weiß Ganser. Die Schulbusse sind bereits eingerichtet und getaktet, auch für Erkenbrechtsweiler, sagt Bizer.

„Ziel ist, dass wir zweizügig werden“, sagt Bizer. Er ist zuversichtlich, dass an die 30 Anmeldungen kommen werden, der Klassenteiler liegt bei 28  Kindern, somit würde es auch die beworbenen kleinen Klassen geben. „Es ist ein Vorteil, dass wir eine kleine Schule sind, das macht auch die Atmosphäre und den Flair aus“, sagt Bizer.