Lenninger Tal

Mit voller Peilung über Stock und Stein

Natur Zum Verlaufen reicht oft schon ein kurzer Marsch querfeldein. Wie Wanderer trotzdem die Orientierung behalten, verrät die Bergwacht. Von Daniela Haußmann

Wer sich mit Karte und Kompass in der Natur zurechtfinden will, sollte sich vorher intensiv damit beschäftigen. Fotos: Daniela H
Wer sich mit Karte und Kompass in der Natur zurechtfinden will, sollte sich vorher intensiv damit beschäftigen. Fotos: Daniela Haußmann
Moritz Zeiger (links) und Edgar Balzer von der DRK-Bergwacht sind mit ihren Kameraden stets zur Stelle, wenn Menschen in Not ger
Moritz Zeiger (links) und Edgar Balzer von der DRK-Bergwacht sind mit ihren Kameraden stets zur Stelle, wenn Menschen in Not geraten.

Es klingt banal, aber mit offenen Augen durch die Landschaft zu laufen - das ist das A und O beim Aufenthalt in der Natur. Dieser Grundsatz gilt gerade dann, wenn Kompass, Karte oder GPS-Gerät im Rucksack fehlen. Meist verlieren Radler, Spaziergänger, Wanderer und Touristen nur deshalb die Orientierung, weil sie nicht aufmerksam genug sind. Denn: Je aufmerksamer jemand unterwegs ist, desto mehr markante Punkte fallen ihm ins Auge. Riesige Felsen, Waldränder, Bachläufe, ein Bergrücken, eine Hütte, Feuerstelle oder nahegelegene Straße zum Beispiel. Solche Besonderheiten helfen, wieder den Weg zurück zum Parkplatz oder ins Hotel zu finden.

Wichtig dabei ist der Blick zurück. Edgar Balzer, Leiter der DRK-Bergwacht, sagt: „Wer den Rückweg antritt, läuft die gleiche Strecke zwar zum zweiten Mal ab, allerdings aus der entgegengesetzten Richtung.“ Bäume, Felsen, Straßen oder Gebäude können dann anders aussehen. Deshalb ist es seiner Ansicht nach nie verkehrt, wenn sich Sportler und Erholungssuchende bei ihren Ausflügen ab und an ein Bild von dem machen, was hinter ihnen liegt. „Je mehr Informationen jemand über seine Umgebung sammelt, desto leichter findet er anschließend auch wieder den Punkt, an dem er seine Tour begonnen hat“, betont auch Moritz Zeiger. Der Experte von der DRK-Bergwacht Bereitschaft Stuttgart, die ihren Stützpunkt in Schopfloch hat, weiß, dass die Kenntnis über den eigenen Standort Leben retten kann.

Wichtige Hinweise für die Bergwacht

Wer weiß, wo er zu seiner Tour aufgebrochen und an welchen Landmarken er vorbeigekommen ist, liefert der Bergwacht im Notfall wertvolle Hinweise. „Sie helfen uns, das Suchgebiet einzugrenzen, um Personen, die sich verletzt oder verlaufen haben, schnellstmöglich zu finden“, sagt Moritz Zeiger.

Grundsätzlich rät Edgar Balzer davon ab, ausgewiesene Pfade zu verlassen, um querfeldein weiterzumarschieren. „Zum einen kann man dabei leicht die Orientierung verlieren, zum anderen hatten wir schon Fälle, in denen Wanderer von Felskanten gestürzt sind, weil sie sie schlichtweg nicht gesehen haben“, erzählt der Bereitschaftsleiter. Es gebe zwar Karten, in die Höhenlinien eingetragen sind, aber der ungeschulte Betrachter werde wenig damit anfangen können. Daher empfiehlt Edgar Balzer jedem, der zu einer Wanderung aufbricht, sich mit der Karte und der Strecke genau auseinanderzusetzen und die Tour zu planen. Eine Karte im Maßstab 1:10 000 liefere wertvolle Details zur Vorbereitung. Diejenigen, die zum Kompass greifen, sollten sich laut Moritz Zeiger vorher schlau machen und in Erfahrung bringen, wie das Instrument richtig genutzt wird.

Wege selbst markieren

Wer trotzdem ohne Karte und Kompass startet, kann den Weg im Gelände auch selbst markieren. „Das ist besonders dann hilfreich, wenn es in einem Gebiet wenige Orientierungspunkte gibt“, erklärt Moritz Zeiger. „Mit Ästen oder Steinen lässt sich die zurückgelegte Strecke unübersehbar kennzeichnen.“ Derartige Kenntnisse sind trotz moderner Technik wertvoll. Schließlich können auch GPS-Geräte den Dienst versagen, weil ein Defekt auftritt oder die Batterien leer sind.

Dank satellitengestützter Navigation war es zwar noch nie so einfach wie heute, einen unbekannten Ort zu finden. Doch ein GPS braucht mindestens drei Satelliten, damit eine Standortbestimmung möglich ist. Hügel, Berge oder ein dichtes Blätterdach können den Empfang stören. In solchen Fällen sind all jene im Vorteil, die den alten Methoden vertrauen. Auch hilfreich: Angehörige, Freunde oder Bekannte zu informieren, wann, wo und wie lange man unterwegs ist. Die können im Ernstfall nach dem Vermissten suchen lassen.

Eine App zeigt den Weg

Die App „BW Map Mobile“ bringt topografische Karten von Baden-Württemberg und Ländern, die an den Bodensee angrenzen, offline direkt aufs Smartphone oder Tablet. Die Karten liegen im Maßstab 1:10 000 bis 1:1 Million vor. Die vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung herausgebrachte App ermöglicht in einem Notfall auch die Übermittlung von Standortkoordinaten an die Rettungskräfte.

„BW Map Mobile“ beinhaltet auch eine GPS-Positionierung inklusive Mobile Map, eine Fahrplanauskunft von Haltestellen, und es lassen sich Routen erfassen, an Bekannte versenden und importieren. dh