Lenninger Tal
Mit zwölf packte ihn das Musikfieber

Ehrung Volker Hofmann spielt das Tenorhorn im Musikverein Owen. 50 Mal stand er schon auf dem Rathausturm, um das Jahr musikalisch zu begrüßen.Von Thomas Krytzner

Es gibt Menschen, denen wird die Liebe zur Musik schon in die Wiege gelegt. So schien es auch bei Volker Hofmann gewesen zu sein. Der heute 72-Jährige ist seit 60 Jahren aktives Mitglied in der Stadtkapelle des Musikvereins Owen. Dass dies nicht von ungefähr kommt, weiß Volker Hofmann aus seiner Kindheit: „Mein Vater war schon aktiver Vollblutmusiker im Verein und ich war als junger Spross schon immer mit dabei.“

Mitten in der Pubertät packte das Musikervirus die Clique von zwölf Jungs im Alter von zwölf Jahren, zu der auch Volker Hofmann gehörte. „Wir sind alle zusammen dem Musikverein beigetreten und hatten viel Freude mit der Blasmusik.“ Später stellte sich heraus, dass genau diese Formation der Blasmusikkinder die erste Jugendkapelle in der Owener Geschichte war, die durch den Verein ausgebildet wurde. „Und wir waren gut“, berichtet Volker Hofmann stolz, „das erste Wertungsspiel im Jahr 1963 in Kirchheim haben wir gewonnen.“ Nachdenklich fügt er hinzu: „Ich bin als einziger dieser Formation übrig geblieben.“

 

Ich war und bleibe mit ganzem Herzen dabei.
Volker Hofmann

 

Die erste Durchhaltekrise hatte Volker Hofmann beim Sprung zum Erwachsenwerden. „Mit 18 Jahren hatte ich die Schnauze von der Blasmusik voll und wollte mein Tenorhorn an den Nagel hängen.“ Da kam die Einberufung zur Bundeswehr gerade recht. „Während der 18 Monate als Soldat habe ich mein Instrument nie gespielt.“ Nach Dienstende machte er allerdings die Probe aufs Exempel. „Ich dachte, jetzt gehe ich einmal zur Musikprobe im Verein und schaue, wie es ist. Und ­siehe da, die Blasmusik gefiel mir wieder. Seitdem habe ich kaum eine Übungsstunde verpasst.“

Ganz oder gar nicht

Für Volker Hofmann gehören der Verein und die Musik zum Leben dazu. „Wenn ich was mache, mache ich es ganz.“ Schon früh hat er deshalb auch in seiner Ehe die entscheidenden Weichen gestellt: „Donnerstag ist Musikprobe und anschließende Einkehr.“

Eingekehrt ist Volker Hofmann auch mit den Gemeinderäten, deren Gremium er zwischen 1985 und 2005 angehörte. Konflikte zwischen Musikverein und Politik habe es zwar nicht gegeben, aber fast hätte der Jubilar eine Vereinsreise verschlafen.

Schmunzelnd erinnert sich Volker Hofmann: „Die Räte kehrten nach Sitzungsende ein, und wir blieben bis in die Puppen. Meine Frau mahnte zwar zum Aufbruch, weil anderentags ein Wochenendausflug des Vereins anstand und man ja nicht verschlafen wolle. Und was ist passiert: Morgens um sieben lagen wir beide noch im Bett.“ Die Musikkameraden weckten ihn zwar, aber das Gespött hallte lange noch nach. Neben lustigen Erlebnissen gab es in den letzten 60 Jahren immer wieder bewegende Momente für Volker Hofmann. „Wenn man Weggefährten, mit denen man über 30 Jahre lang Musik gespielt hat, zu Grabe tragen muss, macht das nachdenklich.“ Er ist deshalb dankbar, dass er noch so fit ist und aktiv musizieren kann.

Stolz ist Volker Hofmann darauf, dass seine beiden Söhne und deren Kinder auch schon im Musikverein dabei sind. Er lächelt und verweist auf die beiden jüngsten Enkel: „Die beiden sind auch musikalisch. Ich freue mich, wenn auch sie in den nächsten Jahren im Verein musizieren.“ Über die Ehrung, zu der es eine Urkunde und eine weitere goldene Spange gab, sagt Volker Hofmann: „60 Jahre sind eine große Zeitspanne, in der man sich dem Verein widmet. Ich war und bleibe mit ganzem Herzen dabei.“ Ans Aufhören denkt der Jubilar noch lange nicht: „Wenn es die Gesundheit zulässt, spiele ich weiter aktiv im Verein mit. Ich hoffe, ich merke es selbst, wenn es nicht mehr geht.“

 

Wie seit Jahrzehnten blasen auch in diesem Jahr an Silvester um Mitternacht Vertreter des Musikvereins Owen vom Rathausturm. Vermutlich werden die Klänge von Trompeten und Hörnern mangels Raketen und Knallkörpern zum Jahreswechsel wohl gut zu hören sein.