Lenninger Tal

Mittagstisch statt Paragrafen

Umnutzung Alles ist im Fluss, auch wenn es an ein und demselben Fleck steht. Auf historischen Stadtmauern stand einst das Notariat in Owen, künftig werden hier die Grundschüler in der Mensa satt. Von Iris Häfner

Im einstigen Notariatsgebäude (rechts) ist künftig die Mensa für die Grundschüler untergebracht.  Foto: Carsten Riedl
Im einstigen Notariatsgebäude (rechts) ist künftig die Mensa für die Grundschüler untergebracht. Foto: Carsten Riedl

Trockene, aber wichtige Vertragstexte werden im Gebäude Rathausstraße 6 nicht mehr stupide abgelesen, denn wegen der Notariatsreform gibt es seit diesem Jahr das Amt auch in Owen nicht mehr. Stattdessen werden Kinder das Haus erobern. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dort die Mensa für die Grundschüler einzurichten. Auch die Verlässliche Grundschule findet dort ihre Heimat, ebenso die Schülerbücherei. Auch ein möglicher Ganztagesbetrieb könnte im ehemaligen Notariat stattfinden.

Architekt Christian Wiegel stellte dem Gremium seine Planung vor. Er will so wenig wie möglich in die Substanz eingreifen und trotzdem das maximal Mögliche herausholen. Eine Vollküche wird es zum einen aus Platzgründen nicht geben, zum anderen wären die Kosten zu hoch. Deshalb wird eine Aufwärmküche eingebaut, die ein Caterer beliefert.

Das 1980/81 erstellte Gebäude steht auf historischen Grundmauern und entspricht nicht mehr den heutigen Standards, vor allem bezüglich des Brandschutzes. Eine Umnutzung wird gesetzlich wie ein Neubau gewertet und deshalb braucht es Fluchttreppen. Das Dachgeschoss bleibt ein Multifunktionsraum. „Es würden immense Kosten entstehen, weshalb wir die Treppe außen vor lassen“, sagte der Architekt. Zentral in der Mitte des Gebäudes wird im Erdgeschoss der Gastraum sein. Gegenüber des Eingangsbereichs - zur Seite des Rathauses gelegen - ist die Essensausgabe vorgesehen. Die Küche selbst erhält einen separaten Eingang.

Im ersten Obergeschoss finden sich unter anderem Mitarbeiterräume, ein Büro sowie die Schülerbibliothek samt abgetrenntem Ruheraum und weiteren Betreuungsräumen. „Die WC-Anlage ist das Wichtigste bei Kindern. Aus diesem Grund werden wir das Untergeschoss umstrukturieren und umsortieren“, erklärte Christian Wiegel. Das sei der schwierigste Part des Umbaus, denn der Keller in Stahlbeton-Bauweise befindet sich unter der Rückstauebene und in der Nähe der Stadtmauer. Deshalb sind Hebeanlagen für das Abwasser notwendig.

Aus Brandschutzgründen braucht es eine Stahltreppe an der schmalen Nordseite des Gebäudes. „Die muss sich einfügen und bekommt eine Holzverschalung, sie soll eine sympathische Atmosphäre schaffen, eventuell kann man auch eine Sitzstufe einbauen“, erläuterte der Architekt. Die Kosten für die gesamte Maßnahme werden sich auf rund 800 000 Euro belaufen. „Es gibt ein neues Förderprogramm für die Sanierung von Schulen. Wir werden versuchen, an Gelder zu kommen“, sagte Bürgermeisterin Verena Grötzinger.

Reiner Kerzinger interessierte die Barrierefreiheit. „Das kriegen wir hin. Allerdings werden wir die Radien für Rollstuhlfahrer im WC-Bereich nicht schaffen. Das würde viel Platz wegnehmen, eine ganze Koje würde nicht reichen“, so der Architekt. Die WCs entpuppten sich als der Knackpunkt. Wie viele Kinder maximal reinkönnen, hängt von deren Anzahl ab: 100 Schüler könnten gleichzeitig essen. „Wir haben einen Puffer drin und werden modulartig vorgehen“, erklärte Verena Grötzinger, die von steigenden Schülerzahlen im Mensa-Bereich ausgeht.

Außerdem ist sie zuversichtlich, dass es mit dem Gas-Anschluss für die Heizperiode 2018/19 klappt - so steht es zumindest im Vertrag mit dem entsprechenden Energieunternehmen. Da der alte Heizölkessel sehr betagt ist, kommt er samt dem Tank raus. In Zukunft wird mit Gas geheizt.

Notariatshaus Owen Bücherei Mensa
Notariatshaus Owen Bücherei Mensa