Lenninger Tal

Musik auf Achse

Sommerliche Temperaturen und rund 100 begeisterte Zuhörer beim Wandelkonzert in Schopfloch

Zuhörer und Musiker waren beim Wandelkonzert in Schopfloch auf Achse. In Straßen, Gassen und Hinterhöfen waren Musik und Text fü
Zuhörer und Musiker waren beim Wandelkonzert in Schopfloch auf Achse. In Straßen, Gassen und Hinterhöfen waren Musik und Text für jeden Geschmack geboten.Fotos: Daniela Haußmann

Lenningen. Klassik, Jazz, Swing und Blues erfüllten in Schopfloch nicht nur den sakralen Raum der evangelische Johanneskirche. Straßen, Gassen, Hinterhöfe und Gartenräume

Daniela Haussmann

erstrahlten beim dritten Wandelkonzert in ihrem ganz eigenen Rhythmus und ihrer besonderen Tonalität. Eine Augen- und Ohrenfreude, die etwas an die „public pleasure gardens“ im England des 18. Jahrhunderts erinnerte, wo ein musikalisches Programm genauso wie kulinarische Genüsse zum Verweilen und Lustwandeln in die Konzertgärten einluden. Eine Attraktion, die 1764 auch Mozart beim Besuch Englands ins Staunen versetzte.

Begeisterung ergriff auch das Publikum in Schopfloch. Musikalische Kostbarkeiten wie Sonaten von Händel und Vivaldi – vorgetragen mit Orgel, Hackbrett und Violine – erfüllten andächtig, fast spirituell, das Kirchenschiff der Johanneskirche. Die sanften, filigranen Klänge des von Doris Lipka gespielten Hackbretts durchbrachen das für Darbietungen klassischer Musik gewohnte Muster und ließen die Besucher aufhorchen. Aber auch selten gespielte und wenig bekannte Stücke kamen beim Wandelkonzert zur Aufführung. Etwa das um 1350 vom Mönch von Salzburg komponierte Stück „Ich han in meinem Garten gesehen“. Eine Komposition, bei der die durchdringenden und weit hallenden Töne einer Leier Doris Lipkas Gesang unterstrichen und das Mittelalter aufleben ließen.

Wer in der Kirche noch ruhig auf der Bank gesessen hatte, fing spätestens im Haldenweg an, sich im Takt der Musik zu wiegen und mit dem Fuß zu wippen. Stefan Lipkas schwungvolles Spiel auf dem Klavier, das auf Rollen von Ort zu Ort geschoben wurde, und Gerold Schwarz‘ klang- und facettenreiches Musizieren auf der Klarinette sorgten für einen kurzweiligen und interessanten Abend. Stücke wie „Stranger on the Shore“, „Wild Cat Blues“ oder „Yardbird Shuffle“ machten das Wandelkonzert, das im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kultur an besonderen Orten“ stattfand, auch für jüngere Besucher zu einem echten Erlebnis.

Unterbrochen wurde der musikalische Spaziergang durch den Ort von literarischen Texten, Anekdoten, Ortsgeschichten und allerhand Wissenswertem rund um die Geschichte der Schwäbischen Alb.

Martin Wünsche rezitierte Heinrich Bebel, der um 1500 die Menschen auf der Alb und ihr karges Leben beschrieb. Der Chor „Männer von der Alb“, der für seinen Gesang viel Applaus erntete, trat im traditionellen Blauhemd auf. „In früheren Zeiten war es die Arbeitskleidung der Landwirte, die das Hemd erst einmal mit der Innenseite nach außen kehrten, bevor sie es gewaschen haben. Erst dann galt es als richtig schmutzig“, berichtete Wünsche, der im Knaupenweg erklärte, was es mit dem Wort Knaupen auf sich hat. „Knaupen ist die Kunst, etwas falsch zu machen, aber so, dass es wieder passt“, sagte er. „Ich weiß nicht, ob es die Bewohner dieses Weges gerne hören, aber ein Knaupe ist auch ein Schlitzohr. Er kann aber auch ein zäher Mann sein.“

Gundula Winkle berichtete, dass das Wandelkonzert vor dem Hintergrund der anstehenden Kirchensanierung stattfinde: „Die Spenden, die am heutigen Abend gesammelt werden, kommen der Johanneskirche zugute.“

Katja Schilling sagte: „Man kommt an Orte, an denen man schon lange nicht mehr war oder an die man vielleicht auch nie kommen würde.“ Barbara Strehle schätzte beim Wandelkonzert, dass sie Menschen traf, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat und mit ihnen bei einem Getränk und Essen den Abend im Pfarrgarten ausklingen lassen konnte. Heilmut Kwokas ausdrucksvolles Violinenspiel und die stimmungsvollen Klänge, die das Akkordeonorchester des Liederkranzes Schopfloch und des Gesangvereins Eintracht Dettingen ihren Instrumenten entlockten, bescherten den rund 100 Zuhörern einen schönen Ausklang des Abends.

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