Lenninger Tal

Nach zehn Jahren heißt es wieder „Film ab“ im Grünen

Open Air Am Freitag und Samstag geht das Freiluftkino im „Buch“ in eine neue Runde. Über die Leinwand flimmern „Parasite“ und die „Känguru-Chroniken“. Von Anke Kirsammer

Viele der Organisatoren des Open-Air-Kinos im „Buch“ erinnern sich noch aus Kindertagen an die Filmwochenenden im Grünen. Doch e
Viele der Organisatoren des Open-Air-Kinos im „Buch“ erinnern sich noch aus Kindertagen an die Filmwochenenden im Grünen. Doch es geht ihnen um weit mehr als um Nostalgie. Sie wollen im Lenninger Tal etwas Kulturelles anbieten. Foto: Markus Brändli

Vor elf Jahren wurde auf dem Festplatz zwischen Unterlenningen und Brucken zum letzten Mal die große Leinwand aufgezogen. - Vorerst zumindest. Denn ein gutes Dutzend junger Leute lässt das Open-Air-Kino im „Buch“ wieder aufleben. Am kommenden Freitag, 10. Juli, läuft die mit vier Oscars ausgezeichnete Gesellschaftssatire „Parasite“, und am Samstag, 11. Juli, flimmert der schräge Streifen „Die Känguru-Chroniken“ über die Leinwand.

Die Initialzündung für die Neuauflage des Open-Air-Kinos kam von Niklas Nägele, dessen Vater Klaus Nägele das Lenninger Freiluftkino 1994 mit begründet hatte. Genau wie die Macher von damals, so wollen die heutigen Veranstalter, dass in Lenningen mehr Kulturelles stattfindet. Paul Leichtlen, einer der Organisatoren, sagt: „Wir haben hier viel Platz und freuen uns, wenn auch Kirchheimer ins Tal kommen.“ Den Kern des Orga-Teams bildet die „Open Mixed Action Lenningen“ - kurz „O.M.A.“. Dabei handelt es sich um einen losen Zusammenschluss junger Erwachsener. Sie treffen sich selbstorganisiert im „Café Olé“ in der Oberlenninger Tobelstraße. Schon lange haben sie den Wunsch nach eigenen Räumen, in denen sie sich zwanglos auch nach 22 Uhr treffen können. „Es ist schön, wenn man sich einfach austauschen kann, und das nicht nur in der Kneipe“, so Paul Leichtlen. Die eine oder andere, auch generationenübergreifende, Veranstaltung würde die Gruppe gern auf die Beine stellen. Das Open-Air-Kino ist ein Anfang. „Wenn es gut läuft, machen wir es jedes Jahr“, sagt Sophie Riepert.

Für die Filmabende unter freiem Himmel fanden sich spontan Helfer, die Plakate aufgehängt und Sponsoren gesucht haben und mit dafür sorgen, dass die zweitägige Veranstaltung reibungslos über die Bühne geht. Mit der Bereitstellung eines Pavillons hat auch das Café Olé seine Unterstützung zugesagt.

Bewirtung gibt es am Freitag und Samstag jeweils ab 20 Uhr. Dafür haben die Organisatoren den Food-Truck „Archie on Tour“ bestellt. „Film ab“ heißt es um 21.30 Uhr. Eigene Stühle oder Picknickdecken sollten mitgebracht werden. Erwünscht ist zudem eine Reservierung. Coronabedingt müssten gegebenenfalls die Plätze abgesteckt werden, erklärt Sophie Riepert.

Präsentiert werden die Filme von Gerhard Göbelts mobilem Kino aus Ludwigsburg auf einer vier mal acht Meter großen Leinwand. Er hatte auch früher jahrelang das Equipment für das Kino unter freiem Himmel im „Buch“ geliefert. Nach der Corona-Pause kann er sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen: „Es ist jetzt fast wie in jedem Sommer. Wir machen jedes Wochenende ein Open Air.“

Karten für das Open Air im „Buch“ sollten möglichst reserviert werden per E-Mail an moki.ludwigsburg@gmx.de

4000 Besucher genossen das Festival-Feeling

15 Jahre gab es im „Buch“ zwischen Unterlenningen und Brucken im Sommer Freiluft-Lichtspiele. Die letzten Filme liefen im Juli 2009. Cineasten bekamen anspruchsvolles Kino geboten. Nach der Devise „weniger ist mehr“ hatten Klaus Nägele und Martin Böhm 1994 ihr Non-Kommerz-Kino gestartet. So wurde die Leinwand von einer Bekannten selbst genäht.

Über 4000 Besucher „erlagen dem unwiderstehlichen Charme des kommunalen Kinos im Grünen“, so stand es am 21. Juli 2009 zum Abspann des Open-Air im Teckboten. Bei „Good bye, Lenin!“ kamen 350 Leute. Damit stießen die Organisatoren an ihre Grenzen. Ein anderes Mal verteilte ein Sturm das ganze Equipment auf dem Festplatz.

Große Kinogefühle im Schlafsack, auf Wolldecken oder Campingstühlen, umgeben von Fackeln, brennenden Fässern und Lichterketten - in all den Jahren war pures Festival-Feeling angesagt.

Das alternative Projekt lebte auch von den Menschen, die bereit waren, mitzuhelfen. Alle gehörten zum Freundeskreis der Organisatoren. Die „Kinofamilie“ einte die Begeisterung, an etwas Besonderem mitzuarbeiten. Bevor die Haare der „Macher“ immer grauer wurden und die Sorge um Besucherzahlen und Wetter die Freude am Kinoereignis überschatteten, hörten sie aber lieber auf.

In die letzte Runde ging das Freiluft-Event damals Ende Juli 2009 mit dem Kinohit „Der Vorleser“, der Bestsellerverfilmung „Illuminati“ und dem „Knochenmann“. ank