Lenninger Tal

Nein zum Premium-Wanderweg

Wanderkonzeption Der Grabenstetter Gemeinderat stimmt mit großer Mehrheit gegen die Entwicklung eines Rundwegs in Kooperation mit Hülben und Erkenbrechtsweiler. Von Alexander Thomys

Die Wanderkonzeption „Mittlere Alb, Albtrauf und Biosphärengebiet Schwäbische Alb“, gemeinsam geplant von der Tourismusgemeinschaft Mythos Schwäbische Alb, dem Verkehrsverein Teck-Neuffen und dem Biosphärengebiet, hat einen ersten Rückschlag erlitten: Der Grabenstetter Gemeinderat stimmte bei einer Enthaltung gegen die Ausweisung eines Premium-Wanderweges.

Die Vorgeschichte: Um eine gemeinsame Wanderkonzeption zu erstellen und zu vermarkten, wurden die betroffenen Gemeinden gebeten, bestehende Rundwege zu melden. 20 Kommunen – auch Grabenstetten noch mit dem verstorbenen Bürgermeister Harald Steidl – gaben zunächst eine positive Rückmeldung. Ein Fachbüro überprüfte diese Wege und erstellte aus diesen Daten Grobentwürfe für mögliche Wanderwege, welche die Kriterien des Deutschen Wanderverbandes in Sachen Premium-Wanderweg erfüllen könnten. Solche Wege erfreuen sich seit geraumer Zeit großer Beliebtheit und lassen sich gut vermarkten – wie etwa die fünf Bad Uracher Grafensteige zuletzt eindrucksvoll zeigten.

Erdacht hatte das Fachbüro auch einen potenziellen Premium-Wanderweg auf den Gemarkungen von Hülben, Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler. Der 8,3 Kilometer lange Rundweg sollte auf Grabenstetter Gemarkung auf rund 2,5 Kilometern Länge verlaufen. Abzüglich einer 50-prozentigen Förderung durch das Tourismusinfrastrukturprogramm des Regierungspräsidiums Tübingen hätte die Gemeinde 1 000 Euro pro Wegkilometer für die Beschilderung und Möblierung, etwa mit Sitzgelegenheiten, ausgeben müssen. Pro Jahr wären weitere 2 000 Euro für die Pflege des Weges und der Beschilderung auf Grabenstetter Gemarkung entfallen sowie 5 000 Euro pro Jahr für das gemeinsame Marketingkonzept.

Zu viel Geld für die meisten Gemeinderäte. „Wir wissen nicht, wie wir die Kanalisation bezahlen sollen, und sollen nun einen Premium-Wanderweg auf einem besseren Parkplatz ausweisen“, kritisierte etwa Thomas Scheu, der gar von einem „Unding“ sprach. Auch Rolf Mößmer sprach von einer bereits heute hochfrequentierten Ecke, da der geplante Premium-Wanderweg rund um den Burrenhof am Heidengraben führen sollte. „Von den Kosten her ist es haarig, an einem schönen Wochenende fühlt man sich dann, wie wenn man auf einem Autobahnparkplatz wandern würde“, meinte Mößmer. Auch für Fritz Holder waren die anvisierten Kosten „vollkommen schleierhaft“.

Auch Martina Lehmann, die als stellvertretende Bürgermeisterin die Sitzung leitete, sprach von „gemischten Gefühlen“, zumal die Gemeinde nicht alle Grundstücke des künftigen Wegverlaufes besitzen würde. Auch die Tatsache, dass die Gemeinde mit dem geplanten Kelten-Erlebnispfad und dem Heidengrabenzentrum in demselben Bereich bereits eigene touristische Projekte verfolgt, betonten mehrere Räte in der Diskussion. „Der Heidengraben ist wirklich etwas Besonderes, darauf sollten wir unsere Ressourcen konzentrieren. Damit heben wir uns von anderen ab“, sagte Mößmer. Fritz Holder stimmte ihm zu: „Zwei Wege zu finanzieren, sehe ich nicht ein.“

Das sah am Ende auch die klare Mehrheit des Gemeinderates so: Bei einer Enthaltung stimmten die Räte unisono gegen die Beteiligung Grabenstettens an der Wanderkonzeption.