Lenninger Tal

Neuer Verein belebt junges Albdorf

Die IG Hochwang möchte die Geschichte der Siedlung aus den Fünfzigerjahren sichtbar machen

Die Interessengemeinschaft Hochwang hat schon eine Menge auf die Beine gestellt: Angefangen beim Schneckenbrunnenhock über Dorfputzeten bis zur Mithilfe bei der Planung des Schulumbaus. Aus dem lockeren Zusammenschluss wurde vor ein paar Wochen ein Verein.

Aus dem Hochwanger Schneckenbrunnen plätschert wieder Wasser. Die IG nahm das 2013 zum Anlass, einen Hock zu organisieren, der i
Aus dem Hochwanger Schneckenbrunnen plätschert wieder Wasser. Die IG nahm das 2013 zum Anlass, einen Hock zu organisieren, der inzwischen zum festen Bestandteil des Dorflebens geworden ist.Fotos: Deniz Calagan und pr

Lenningen. Während andere Vereine ums Überleben kämpfen, weil ihnen Mitglieder weglaufen und sie Mühe haben, Schlüsselpositionen zu besetzen, startet in Hochwang eine neue Institution durch: Unter dem Vorsitz von Kurt Hiller wurde im September die Interessengemeinschaft (IG) Hochwang im Vereinsregister eingetragen. Das Schöne ist, so Hiller, dass ältere Dorfbewohner genauso dabei sind wie jüngere.

Den Stein ins Rollen brachte der Wunsch, dass der Schneckenbrunnen vor der Kirche aktiviert wird. „Jahrzehntelang war dort kein Wasser mehr drin“, sagt Beisitzerin Annerose Weber. Eine E-Mail an Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht fiel auf fruchtbaren Boden. Eines Tages sprudelte wieder Nass aus dem spiralförmigen Brunnen. Der Grundstein für den ersten Hock vor zwei Jahren war gelegt. Er bewies den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. „Wenn es bei uns ein Fest gibt, sind beim Aufbau alle da, auch die, die sich nicht angekündigt haben“, so Ralf Kownatzki, der zwar keine offizielle Funktion im Verein hat, aber als Koordinator die Rolle des Vorarbeiters übernimmt, wie Hiller sagt. Wenn was fehle, helfe irgendeiner sicher mit Hammer, Schrauben oder Verlängerungskabel aus. Bei der zweiten und dritten Auflage wurde der Brunnenhock auf den Samstag ausgedehnt. Diesen Sommer bereicherte ein Kinderflohmarkt das Fest rund um Schneckenwürste, Schneckenbraten, Schneckennudeln und „Schlonz“ in der Bar – verschiedenfarbiger Wackelpudding mit Wodka.

Hiller und den Vereinsmitgliedern ist es ein Anliegen, die Hochwanger Geschichte im Bewusstsein zu halten. Gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden die ersten Häuser in dem heute rund 800 Einwohner zählenden Weiler 1953 gebaut und von Flüchtlingen sowie Heimatvertriebenen bezogen. „Es ist faszinierend zu sehen, wie Leute, die aus verschiedenen europäischen Regionen kamen, zusammengelebt haben und zusammenleben“, sagt Hiller, der 1955 in Hochwang geboren wurde. Als Heimatverein angemeldet, hat sich die IG auf die Fahnen geschrieben, Heimatpflege und Geschichtsforschung zu betreiben. „Wir wollen zeigen, wie das Dorf gewachsen und aus welchen Strukturen es entstanden ist“, so Hiller. Das Mitglied Tanja Strähle-Könne wird das Material aufbereiten. Geplant ist, auf dem Schotterparkplatz an der Schulstraße, der demnächst auf Vordermann gebracht wird, Infotafeln mit geschichtlichen Abrissen und Bildern anzubringen, damit sichtbar wird, was die Albsiedlung auszeichnet. Annerose Weber muss nicht lange nachdenken: „Ökumene wurde bei uns schon vor 20 Jahren groß geschrieben.“ Das macht sie am dreimal jährlich stattfindenden ökumenischen Gottesdienst und dem „ökumenischen Kartoffelsalat“ fest, ein Mix aus Salaten evangelischer und katholischer Familien.

Eng arbeitet der neue Verein mit dem „Treffpunkt“ der evangelischen Kirche zusammen. Bastelnachmittage, Vorträge und Themenabende wurden organisiert. Derlei Veranstaltungen finden künftig in renovierten Räumen des Bürger- und Vereinshauses in der alten Schule den richtigen Rahmen. Damit früheres Lehrer- und ehemalige Klassenzimmer praxistauglich umgemodelt werden, hatte sich für die Planung eine Gruppe aus Vertretern verschiedener örtlicher Vereine gebildet. Ihre Ideen eingebracht hat selbstverständlich auch die IG Hochwang. „Aus drei mach eins“, lautet die Formel, ist doch der Umbau der Schule an die Aufgabe von Hochwanghalle und Rathaus geknüpft. „Es ist gut, dass wir zu einem Ergebnis gekommen sind“, sagt Hiller. Chancen bieten die Außenanlagen: Offiziell geplant ist eine Boulebahn, auf der Wunschliste steht aber auch ein Beach-Volleyballfeld.

Obwohl bisher ein loser Zusammenschluss, hat die IG Hochwang schon einiges auf die Beine gestellt: So Dorfputzeten, für die sich immer 15 bis 20 Leute mobilisieren lassen, jeweils am ersten Freitag im Monat gibt es einen Stammtisch, der nicht nur der Geselligkeit dient, sondern in dem auch besprochen wird, was im Flecken stattgefunden hat und in dem Gemeinderat Hiller über die Arbeit des Gremiums berichtet.

Mitglied in der IG sind auch viele Bürger aus dem Neubaugebiet. „Hochwang ist der einzige Lenninger Ortsteil mit einer leicht steigenden Bevölkerungszahl“, betont Kownatzki stolz. Oft ziehen junge Familien in frei gewordene Häuser. Sichtbares Zeichen dafür, dass der neue Verein das Albdorf belebt, sind farbenfrohe Wände im künftigen Vereinsraum im Schulhaus. Abdrücke von Kinderhänden, Schmetterlinge und Blumen zieren das einstige Lehrerzimmer. – Werke, die unter Anleitung von Vertretern der IG entstanden sind.