Lenninger Tal

Neues aus dem „Kluftiversum“

Lesung Das Autoren-Duo Volker Klüpfel und Michael Kobr klärt in Owen nicht nur über seine eigene, sondern auch über die Vergangenheit der Hauptfigur auf. Von Andrea Barner

Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr stellen in der Owener Teckhalle ihr neues Buch „Kluftinger“ vor. Foto: Andrea Barner
Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr stellen in der Owener Teckhalle ihr neues Buch „Kluftinger“ vor. Foto: Andrea Barner

Ist das jetzt noch Autorenlesung oder schon Kabarett? „Klüpfel und Kobr“ haben vor 15 Jahren den etwas skurrilen Kommissar Kluftinger erfunden, im Frühjahr erschien Band zehn der humorvollen Krimireihe. „Diese Mischung aus Autorenlesung und Comedy haben die zwei immer weiter verfeinert“, sagt Veranstalter Hans-Jürgen Jung. Der Bereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus dem Lenninger Tal kennt die beiden Allgäuer bereits seit 15 Jahren, als sie einst in Münsingen ihr erstes Buch vorstellten und ihr ganz besonderer komödiantischer Stil, die sogenannte „Litcomedy“, noch in den Kinderschuhen steckte.

Volker Klüpfel und Michael Kobr füllten die Stuttgarter Liederhalle mittlerweile zweimal hintereinander, ihre Jubiläumstour führt nach Hamburg, Berlin, Leipzig oder Frankfurt - und nach Owen. 300 Leute sind da, in der Teckhalle bleibt kein einziger Stuhl leer und kein Auge trocken. Eine „Hautnah“-Lesung ist geboten. Alle, inklusive Bürgermeisterin Verena Grötzinger, amüsieren sich zwei Stunden lang. Die Zeit vergeht wie im Flug, für viele Zuschauer dürfte die Vorstellung gerne länger gehen.

Das DRK profitiert vom Auftritt

Doch wie kommt es, dass die Erfolgsautoren neben vielen prominenten Veranstaltungsorten auch in der Teckhalle Station machen? Das hat vor allem mit Hans-Jürgen Jung zu tun: „Vor 15 Jahren drückte mir eine Buchhändlerin den ersten ‚Allgäu-Krimi‘ in die Hand, weil ich ein Allgäu-Fan bin und dort auch regelmäßig hinfahre.“ Jung war begeistert und nahm Kontakt zu den Autoren auf. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Klüpfel und Kobr machen es nicht umsonst, aber die Gage ist so bemessen, dass die „First Responder“, also die schnellen Helfer des DRK im Lenninger Tal, vom Erlös der Veranstaltung profitieren. „Insofern ist das jetzt schon so eine Art Benefizveranstaltung“, schmunzelt der Bereitschaftsleiter. Vor allem aber: „Das sind wirklich zwei super Typen.“

Geheimnisse werden aufgedeckt

1 200 Jahre Allgäu, 15 Jahre Kommissar Kluftinger und das zehnte Buch in der Reihe. Grund genug für die „super Typen“, auf Jubiläumstour zu gehen und endlich mal ein paar Geheimnisse zu lüften. Zum Beispiel kennt bisher immer noch keiner den Vornamen Kluftingers. Das Buch deckt auf, wie er tatsächlich heißt und warum ihn seine Frau Erika „Butzele“ nennt. Im Krimi muss sich der Kommissar dieses Mal mit seiner Vergangenheit beschäftigen. Die Handlung spielt in mehreren Zeitebenen, nach dem Motto „wie alles begann, wie es später weiterging und was heute daraus geworden ist“. Das ist wichtig für die Aufklärung des Falls, in dem es noch mehr als sonst um den „Klufti“ geht. Der bekommt nämlich ernst zu nehmende Morddrohungen, das Revier Kempten ist in Aufruhr. In der Jetztzeit ist der „Klufti“ außerdem gerade Opa geworden, betätigt sich als Babysitter mit ganz besonderen Methoden und muss schweren Herzens seinen legendären Passat verleihen. Und das ist das Schöne an den Allgäukrimis rund um den komischen Kauz aus Altusried.

Lästern über schräge Frisuren

Neben Mord und Totschlag stehen Kässpätzle und Zwiebelrostbraten im Mittelpunkt, die Eltern und der Sohn mit Ehefrau Yumiko. „Erbfeind“ Langhammer ist ebenfalls Kult und auch zu dem besserwisserischen Doktor erzählt das Buch interessante Hintergründe. Aber wenn schon so viel aufgedeckt wird, dann machen der Klüpfel und der Kobr gleich in eigener Sache mit. Eine sehenswerte Show mit verklärten Filmausschnitten aus ihrer Heimat, dem Allgäu. Mit tiefen Blicken ins Familienalbum vom kleinen Volker und vom kleinen Michael, von den beiden als Teenagern, Studenten und Jungautoren. Und schon haben sie sich in der Wolle.

Natürlich erzählt jeder seine Sicht der Dinge, und wie üblich gibt es Zoff. Sie lästern gegenseitig über ihre Bühnenoutfits, sonstige altmodische Klamotten und schräge Frisuren. Ein aufblasbares, ziemlich verratztes Sofa haben sie mitgebracht, ihre Denkercouch aus Anfangszeiten. Die beiden kennen sich seit ihrer Schulzeit, und seit 20 Jahren dreht sich alles ums Bücherschreiben. Lange haben sie angeblich diskutiert, ob aus der Grundidee des Kommissars Kluftinger für das Erstlingswerk „Milchgeld“ ein Mystery-Thriller im Vatikan werden soll. Die Idee habe ihnen Dan Browne dann allerdings weggeschnappt, witzeln sie. Ein Schweden-Krimi rund um einen depressiven Kluftingersson, etwa „Smörrebröd-Öre“? Oder doch lieber ein Science-Fiction-Roman - „Spatzenwars“ - statt einem Rosamunde-Pilcher-Schmachtfetzen? Zu jedem Schreibstil gibt es amüsante Hörproben und Fotos von den fiktiven „Titelseiten“. Das Publikum war jedenfalls vollauf begeistert.

Kluftinger. Kriminalroman. Von Volker Klüpfel und Michael Kobr. Erschienen im Ullstein-Verlag, Berlin, ISBN 978-3550081798, 480 Seiten, Euro 22,00.