Lenninger Tal

Neues Leben für die Industriebrache

Insolvenz Die Gemeinde Lenningen und der Eigentümer wollen die Zukunft des Scheufelen-Areals steuern. Auf dem 16 Hektar großen Gelände sollen Wohnen und Gewerbe möglich sein. Von Anke Kirsammer

Gemeinde und Eigentümer wollen, dass auf dem Gelände der Papierfabrik Scheufelen wieder Leben einzieht. Ein Bebauungsplan soll f
Gemeinde und Eigentümer wollen, dass auf dem Gelände der Papierfabrik Scheufelen wieder Leben einzieht. Ein Bebauungsplan soll festlegen, welcher Bereich wie genutzt werden kann. Foto: Jean-Luc Jacques

Einst größter Arbeitgeber im Lenninger Tal, herrscht auf dem Gelände der Papierfabrik Scheufelen seit einigen Wochen gespenstische Stille. Weil nach der neuerlichen Insolvenz nicht davon auszugehen ist, dass der Phönix noch einmal aus der sprichwörtlichen Asche steigt, nehmen Grundstücksbesitzer und Gemeinde das Heft in die Hand: „Wir müssen aus den gewaltigen Flächen ein sinnvolles Plangebiet machen“, sagt Bürgermeister Michael Schlecht. In Absprache mit dem Eigentümer - der Scheufelen Grundstücksgesellschaft - überlegt die Kommune, was mit dem gut 16 Hektar großen Areal passiert. „Wir nehmen uns auch raus, eigene Ideen zu entwickeln“, so der Rathauschef. Ein wichtiges Ziel ist zumindest der teilweise Erhalt von Gebäuden.

Einstimmig fasste der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan. Gelten soll er für das gesamte Werksgelände und südlich angrenzende Grundstücke bis zur Marktstraße sowie für die Flächen nördlich der Hofstraße bis einschließlich Hofstraße 16. In Unterlenningen zieht sich das Gebiet entlang der Austraße in den Ort hinein. Die Bereiche östlich der Bundesstraße mit dem Verwaltungsgebäude und dem großen Firmenparkplatz sind hingegen außen vor. Michael Schlecht erklärt den Cut durch die Bundesstraße mit dem laufenden Flächennutzungsplanverfahren für den Abschnitt zwischen der Papierfabrik und dem Parkplatz der Sporthalle. Dort soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Eine Trennung sei unter anderem auch deshalb sinnvoll, weil sich die Flächen links und rechts der B 465 unterschiedlich schnell entwickeln ließen.

Für die Industriebrache wünscht sich der Bürgermeister einen Mix aus Wohnen - vielleicht sogar in den historischen Gebäuden -, Gewerbe und Dienstleistung. Um zu sehen, in welchem Bereich sich was anbietet, ist er deshalb in Kontakt mit der Scheufelen Grundstücksgesellschaft. Deren Geschäftsführer Ulrich Radlmayr erklärt: „Wie die Gemeinde sind wir uns der städtebaulichen Bedeutung des Areals bewusst.“ Er begrüßt die Aufstellung eines Bebauungsplans. „Unser Ziel ist eine Wiederbelebung und zukunftsgerichtete Entwicklung des Standorts.“ Die Grundstücksgesellschaft sei mit verschiedenen Parteien im Gespräch, und es gebe Anfragen für unterschiedliche Nutzungen: Unternehmen, die Räume für die Produktion beziehungsweise Lager suchen, gehören genauso dazu wie Interessenten aus der Forschung und Entwicklung. Nach wie vor hofft auch Michael Schlecht, dass die Landesregierung auf dem Scheufelen-Areal ein „Technikum Laubholz“ ansiedelt. Dort soll die Forschung gebündelt werden, um hochwertige Produkte aus Laubholz zu entwickeln.

Vertröstet werden muss indes die ZS Palettenservice GmbH. Sie hat bereits drei Hallen angemietet und strebt nun eine geänderte Nutzung für eine zentral gelegene Lagerhalle an. Außerdem will sie das Pförtnerhäuschen in Sozialräume umwandeln. „Wir bitten das Landratsamt, den Bauantrag zunächst zurückzustellen“, erklärt Michael Schlecht dazu. Er will damit verhindern, dass Fakten geschaffen werden, bevor der Bebauungsplan festgezurrt ist.

Für das Vorgehen bekam der Rathauschef Rückendeckung vom Ratsgremium. Armin Diez betonte: „Damit kann die Gemeinde bei der Gestaltung mitwirken.“

Michael Schröder vom Büro Wick + Partner sieht die Zukunft der Industriebrache in einem größeren Zusammenhang. Ihn interessiert auch, wie sich die künftige Nutzung auf die Nachbarschaft beziehungsweise den gesamten Ort auswirkt. Deshalb brauche es durch Vorgaben eine Steuerung. Schließlich handle es sich nicht um irgendein Gewerbegebiet, sondern die Papierfabrik Scheufelen sei sehr stark mit der Gemeinde Lenningen verbunden. Darüber hinaus möchte der Architekt und Stadtplaner beim Aufstellen des Bebauungsplans auch ein großes Augenmerk auf den Bereich zwischen Ober- und Unterlenningen legen.