Lenninger Tal

Nicht-Sichtbares in Greifbares verwandeln

Ausstellung Die Karlsruherin Marion Hämer zeigt unter dem Motto „Acryl und mehr“ im Lenninger Schlössle Malereien sowie Werke aus Speckstein und Holz. Von Cornelia Wahl

Interessiert schauen sich die Besucher die Bilder der Karlsruher Künstlerin an. Foto: Cornelia Wahl
Interessiert schauen sich die Besucher die Bilder der Karlsruher Künstlerin an. Foto: Cornelia Wahl

Wer sich derzeit ins Schlössle in Oberlenningen begibt, sieht die Wände des alten Fachwerkgemäuers geschmückt mit zahlreichen Bildern der Karlsruher Künstlerin Marion Hämer. Harmonisch fügen sich die Kunstwerke in die Patina und Seele des Gebäudes ein, ganz so, als würden sie hierher gehören.

Marion Hämer wollte eigentlich schon immer etwas mit Kunst machen, „aber ich traute mich nicht“, erzählt sie einer kleinen Schar von Interessierten, die der Einladung der Gemeindebücherei Lenningen und des Förderkreises Schlössle zur Vernissage gefolgt sind. Ihr Mann habe sie dann auf die Kunstakademie geschickt, wofür sie „sehr dankbar“ ist, wie sie sagt. Das war im Jahr 2010.

Die Malerei sollte später zu ihrer großen Leidenschaft werden. Es folgten zahlreiche Seminare, Workshops und Fortbildungen an unterschiedlichen Kunstakademien und Kunstschulen. Sie selbst sagt über ihre Werke: „Meine Bilder sind der Versuch, das nicht Sichtbare in etwas Greifbares zu verwandeln.“ Und dafür ist ihr fast jedes Material recht. Sie experimentiert zum Beispiel mit Acryl, Eisen, Gesteinsmehl, Kaffee, Marmorstein, Oxidationsmittel, Rost, Tee, Tusche, Wachs und Zinksulfat.

Alles andere als eintönig

„Um die von ihr gewünschte Ausdruckskraft zu erreichen, schichtet sie die Stoffe übereinander, verflechtet sie durch Schüttung und Farbaufspritzen“, wie Ev Dörsam, die Leiterin der Gemeindebücherei und des Museums, erläutert. So entstehen energiegeladene, dynamische und fast haptische Bilder, die vielleicht irritieren, manchmal aufwühlen, überraschen oder einfach neugierig machen.

Obwohl Marion Hämer ihre Malereien hauptsächlich mit den Farben Weiß, Schwarz, Grau, mit Brauntönen und vielleicht auch mal mit Türkis erschafft, sind sie alles andere als eintönig. Im Gegenteil: Jedes Bild verströmt seinen ganz eigenen Charme, egal, ob es sich um abgeänderte, unleserliche Textfragmente von Rilke-Gedichten handelt oder um ein verändertes Foto eines Frauenporträts, das auf eine Leinwand gedruckt ist.

Nicht nur Malereien

Die Ideen für ihr künstlerisches Schaffen holt sich die 63-Jährige beispielsweise auf ihren Reisen; oder sie folgt ihrer Intuition. Sie lässt sich inspirieren von Musik oder von den Werken anderer Künstler. Daraus lässt sie ihre ganz eigenen Bilder wachsen. Im Schlössle zeigt Marion Hämer ein breites Spektrum ihrer Exponate aus den Jahren 2011 bis heute. Zu sehen gibt es nicht nur Malereien. Fast schon ein bisschen versteckt trifft in einem langen Gang Kunst auf Altertum: Im Raum des Plumpsklos steht als Ausstellungsstück ein Werk aus Speckstein. Und direkt unten am Eingang ist aus jüngerer Zeit die erste Kettensägearbeit der Schaffenden zu sehen: ein künstlerisch geformter Holzblock, abgeflammt mit einem Bunsenbrenner.

Ganz, wie es sich für eine Vernissage gehört, bot sich den Besuchern die Möglichkeit, bei Getränken und Häppchen mit der Malerin ins Gespräch zu kommen. Feierlich umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung von Sophie Stierle aus Krebsstein mit gefühlvoll dargebrachten Gesangsstücken.

Info Die Kunstwerke von Marion Hämer sind bis zum 19. August im Schlössle in Oberlenningen, Schlossrain 15, zu sehen: dienstags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs von 15 bis 18 Uhr, donnerstags von 15 bis 19.30 Uhr, freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr.