Lenninger Tal

Owen besteht den „Praxistest“

Bürgermeisterin vermittelt bei der Hausarztnachfolge und wünscht sich jetzt noch eine neue Apotheke

Nach jahrelangem Bemühen ist es gelungen, eine Nachfolgerin für die Hausarztpraxis in Owen zu finden: Die ärztliche Versorgung in ländlicheren Gebieten ist schon längst kein Thema mehr, das „der Markt“ regelt. Wichtig war in Owen der persönliche Einsatz der Bürgermeisterin.

Bärbel Gärtner-Landenberger (links) übernimmt zum 1. Juli die Hausarztpraxis von Richard Warth. Damit hat Owens Bürgermeisterin
Bärbel Gärtner-Landenberger (links) übernimmt zum 1. Juli die Hausarztpraxis von Richard Warth. Damit hat Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger (rechts) ihre Bemühungen um den Erhalt der Praxis nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen.Foto: Jean-Luc Jacques

Owen. „Land in Sicht“: Was während der Glanzzeiten der Segelschifffahrt ein sehnsüchtig erwarteter Freudenruf war, scheint heute für viele Ärzte, die sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machen wollen, ein Ruf des Schreckens zu sein. Die Folge: Ländliche Gebiete haben nicht nur bei Schulen und Geschäften ein Strukturproblem, sondern auch bei Arztpraxen. Ein Grund mehr also – ob für ältere Menschen oder für junge Familien –, dem Land den Rücken zu kehren und in die nächste größere Stadt zu ziehen. Und um neue Einwohner kann eine kleine Kommune nur ganz schlecht werben, wenn es solche eklatanten Mängel bei der Grundversorgung gibt.

Für Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger hatte sich aus dieser Situation heraus der klare Auftrag ergeben, selbst hinter den Kulissen aktiv zu werden, Möglichkeiten auszuloten, Gespräche zu führen und zu moderieren. Nach drei Jahren ist nun alles in trockenen Tüchern. Die Nachfolge ist geregelt, und die Owener haben auch weiterhin die Möglichkeit, sich vor Ort in Owen behandeln und beraten zu lassen.

„Es war ein langer und mühsamer Prozess“, sagt Verena Grötzinger im Rückblick. Im Juli 2012 hatte sie ein Seminar mit dem Thema „Neuordnung der kommunalen Verantwortung für hausärztliche Versorgung“ besucht. Es folgten Gespräche mit Dr. Richard Warth, der ebenfalls stark daran interessiert war, dass seine Nachfolge geregelt ist, bevor er seinen Ruhestand antritt. Obwohl es Interessenten gegeben habe, seien diese stets wieder abgesprungen, erinnert sich Bürgermeisterin Grötzinger an die schwierige Anlaufphase des gemeinsamen Projekts.

An weiteren Gesprächen waren die AOK sowie die Kassenärztliche Vereinigung beteiligt, aber auch der Kirchheimer CDU-Abgeordnete Michael Hennrich, der Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags ist. Im November 2013 schließlich sprach Verena Grötzinger zwei mögliche „Kandidaten“ direkt an. Darunter war auch Dr. Bärbel Gärtner-Landenberger, von der die Bürgermeisterin „positive Signale“ bekam und die jetzt auch zum 1. Juli 2015 die Praxis übernimmt.

Was die Arztpraxis betrifft, ist in Owen tatsächlich die Kommune wichtig für die Gespräche. Schließlich ist das Gebäude in der Teckstraße städtisches Eigentum. Die Stadt vermietet die Räume. Auch in dieser Hinsicht kann die Stadt also steuernd eingreifen, indem sie „auskömmliche Konditionen“ anbietet. Allerdings betont die Bürgermeisterin, dass die Stadt hier keine Subventionen gewährt. Das sei eigens mit der Kommunalaufsicht geklärt worden.

Auch sonst gab es noch so einiges zu klären, bis zur Unterschriftsreife. So musste die Kassenärztliche Vereinigung die Stelle ausschreiben. Und dabei galt es entsprechende Fristen einzuhalten, um den angedachten Termin Anfang Juli nicht doch noch wegen eines Formfehlers zu gefährden. „Wir haben jetzt eine sehr gute Lösung gefunden“, freut sich Verena Grötzinger und ergänzt: „Dr. Gärtner arbeitet schon seit März in der Praxis mit, und Dr. Warth stellt sie den Patienten als seine Nachfolgerin vor.“

Für die Bürgermeisterin besteht jetzt aber noch lange kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen, im Bewusstsein, die medizinische Grundversorgung auf Jahre hinaus sichergestellt zu haben. Die nächste „Baustelle“ ist nämlich die Apotheke. Auch in diesem Fall gab und gibt es immer wieder Gespräche um eine Nachfolge. Alle Interessenten haben aber deutlich gemacht, dass sie nur dann wieder eine Apotheke in Owen aufmachen würden, wenn die hausärztliche Versorgung geregelt sei. Das ist nun erledigt, und deshalb kann Verena Grötzinger mit einer gewissen Zuversicht sagen: „Ich hoffe, dass auch die Gespräche wegen der Apotheke von Erfolg gekrönt sein werden.“