Lenningen. Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht überrascht die Entwicklung nicht. „Ich habe von der Atrium Ullmann GmbH seit dem 20. Juli nichts mehr gehört.“ Die damalige Infoveranstaltung in der Oberlenninger Turn- und Festhalle hatten Gemeinde, Investor und Landkreis genutzt, um das Projekt an der Adolf-Scheufelen-Straße vorzustellen. Auf dem 8,6 Ar großen Privatgrundstück wollte der Investor eine Unterkunft für 38 Flüchtlinge bauen. Vorgesehen war ein mehrstöckiges, in Holzständerbauweise erstelltes Gebäude. Wie Michael Schlecht dem Gemeinderat nun mitteilte, habe der Investor versucht, den Landkreis zu gängeln. Weil die Verhandlungspartner nicht zu Potte kamen, sind die Pläne für das Asylheim vergangene Woche geplatzt. Wirtschaftliche Gründe bedeuten auch das Aus für ein Projekt, das derselbe Investor in Oberboihingen geplant hatte. Dort sollten 84 Plätze geschaffen werden. Das teilte der Dezernent für Infrastruktur beim Landkreis, Thomas Eberhard, gestern auf Anfrage des Teckboten mit.
„Für uns als Gemeinde bedeutet das, wir müssen weiterarbeiten“, so Michael Schlecht. Es gebe derzeit zwei Wohnraumangebote der Papierfabrik Scheufelen. Genauso wie Thomas Eberhard hält er sich bezüglich der Adressen jedoch bedeckt.
Momentan leben 38 Asylbewerber im Rahmen der vorläufigen Unterbringung in Lenningen. Zwölf weitere ziehen demnächst in ein Haus in der Oberlenninger Weilbachstraße ein. Im Zuge der Anschlussunterbringung wohnen 28 Flüchtlinge in der Gemeinde. „Um das Konzept der dezentralen Unterbringung umsetzen zu können, sind wir dringend auf Angebote angewiesen“, hebt der Rathauschef hervor.
Gemäß der aktuellen Prognose muss der Landkreis Esslingen bis Ende 2016 insgesamt 10 000 Flüchtlinge aufnehmen. In Lenningen werden bis dahin 165 Plätze benötigt. Da der Kreis über keine eigenen Immobilien mehr verfügt, bittet Landrat Heinz Eininger die Kommunen darum, Versammlungsstätten zur Verfügung zu stellen. Zu Recht erwarte der Kreischef den Schulterschluss, sagt Michael Schlecht. Man sei zwingend darauf angewiesen, leer stehende Häuser für die Flüchtlingsunterbringung zu ortsüblichen Mieten angeboten zu bekommen. Sonst sei das finanzielle Desaster programmiert. Es könne nicht sein, dass für 25 Quadratmeter 750 Euro verlangt würden. Weil die Gemeinde für die Anschlussunterbringung zuständig ist, könne sie dem Kreis nicht sämtliche Unterkünfte anbieten, die sie besitzt.
Die Reaktion der Anwohner des geplanten Flüchtlingsheims habe indes nichts mit einer Willkommenskultur zu tun gehabt, moniert Michael Schlecht. In mehreren Briefen hatten sich die Nachbarn gegen das jetzt gecancelte Projekt gewandt. Mit dem Kippen des Vorhabens ist auch der Verkauf des Grundstücks an den Investor vom Tisch.