Lenninger Tal

Prügelattacke hat ein Nachspiel

Gewalt Der Überfall auf einen 16-Jährigen bei Owen wird in einer Zeitung angezweifelt. Der Vater des Opfers ist „hilflos und wütend“.

Symbolbild

Owen. Ein Vater versteht die Welt nicht mehr: „Mein Sohn steht nachts mit blutigem Gesicht vor der Tür“, erzählt er von dem, was ihn seit Sonntag, kurz nach 1 Uhr, beschäftigt. Geschockt habe der Sohn berichtet, was ihm widerfahren sei: „Er war auf einem Wiesenfest, hat sich irgendwann von seinen Kumpels verabschiedet und ist heimgeradelt.“ Unterwegs habe er auf Höhe der Sportplätze bei Owen vier dunkelhäutige Männer und ein Mädchen bemerkt.

Er habe angehalten und gefragt, ob alles in Ordnung sei. „Dann kam schon der erste Faustschlag“, berichtet der aufgewühlte Vater des 16-Jährigen in der Redaktion des Teckboten. Und weiter: „Die haben ihn zusammengeknüppelt und danach einfach liegen lassen.“ Irgendwann seien nicht nur die Männer verschwunden gewesen, sondern auch das Mädchen. Vom Fahrrad ihres Opfers hätten sie noch das Vorderrad abgeschraubt.

Weil der Akku am Handy leer war, sei dem Sohn nichts anderes übriggeblieben, als den Rest seines Rennrads nach Hause zu tragen. „Ich war völlig aufgelöst“, berichtet der Vater. „Als nächstes haben wir ihn ins Krankenhaus gebracht und die Polizei verständigt.“

Sache entwickelt eigene Dynamik

Anschließend hat die Sache eine ganz eigene Dynamik entwickelt - und das wühlt den Vater noch viel mehr auf: Die Pressestelle der Polizei in Reutlingen hatte den Vorfall in ihre Pressemitteilung über das Geschehen vom Wochenende aufgenommen. In der Stuttgarter Zeitung war nun allerdings zu lesen, dass die Geschichte „wahrscheinlich erfunden“ sei.

Das schockiert den Vater im höchsten Maße: „Mir war klar, dass es eine politische Brisanz hat, wenn ein Jugendlicher von vier dunkelhäutigen Männern verprügelt wird.“ Andererseits habe er keinerlei Grund gehabt, die Aussage seines Sohnes anzuzweifeln: „Er hat das gleich in der Nacht unter Schock so geschildert, aber auch am nächsten Tag - nicht nur daheim, sondern auch bei der Polizei.“ Deswegen ist es dem Vater auch wichtig, wahrheitsgemäß zu sagen, was sich zugetragen hat.

Die Pressenotiz bringt den Vater beinahe in Rage: „Ich empfinde Hilflosigkeit und Wut. Aber ich bin ein besonnener Mensch und neige nicht zu Rachegelüsten.“ Trotzdem ärgert es ihn massiv, „dass mein Sohn nach diesem Bericht wie ein Lügner dasteht“.

In der Zwischenzeit frage er sich, „ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, wir hätten im Krankenhaus gar nicht gesagt, was wirklich passiert ist“. Vor allem hofft er jetzt aber, dass sich das Mädchen noch als Zeugin meldet: „Dann hätten wir wenigstens eine eindeutige Bestätigung.“

Bei der Polizei war gestern zu erfahren, dass die Ermittlungen andauern. „Natürlich prüfen wir, was uns der junge Mann erzählt hat“, sagt Pressesprecher Christian Wörner. Zur üblichen Ermittlungsarbeit gehöre es, auch zu fragen, ob etwas Falsches behauptet wird. „Aber im Moment gehen wir davon aus, dass die Geschichte des 16-Jährigen der Wahrheit entspricht.“ Wie jene Zeitung darauf kommt, zu schreiben, dass der Überfall erfunden worden wäre, kann er sich nicht erklären. Auch er hofft jetzt auf weitere Zeugen, insbesondere auf eine Aussage des Mädchens.Andreas Volz