Lenningen. „Eno – ihr Malerfachbetrieb“ prangt neuerdings auf dem Transporter, den sich Enes Seferovic für seine Firma angeschafft hat. Eno? „Das ist mein Spitzname“, klärt der Bosnier Fragende auf. Dass alles so glatt laufen würde, konnte der frühere Scheufelen-Mitarbeiter nur hoffen. Doch der 43-jährige Oberlenninger, der 15 Jahre in der Papierfabrik sein Geld verdient hatte, hat eine Menge für einen gelingenden Sprung in die Selbstständigkeit getan.
Der Südwestrundfunk hat den Bosnier in den vergangenen Monaten auf seinem Weg begleitet. Die Dreharbeiten begannen mit dem letzten Arbeitstag von Enes Seferovic bei der Papierfabrik Scheufelen im Dezember. „Eigentlich wollten wir eine halbstündige Reportage mit drei ehemaligen Scheufelen-Arbeitern machen“, erzählt die SWR-Redakteurin Andrea Lotter. Doch gestaltete sich die Suche nach Betroffenen, die bereit waren, sich vor die Kamera zu stellen, äußerst schwierig. Herausgekommen ist nun ein kurzer Film, der den Start in ein neues Berufsleben von Enes Seferovic nachzeichnet.
Schon vor fünf Jahren hatte der Vater dreier Kinder angefangen, sich neben dem Fünf-Schicht-Betrieb bei Scheufelen als Raumausstatter Geld hinzuzuverdienen. Das zweite Standbein kommt ihm jetzt zugute, nachdem die Entlasswelle bei der Papierfabrik Ende vergangenen Jahres auch ihn erfasst hatte. „Seit Januar habe ich tagsüber gearbeitet, und jeden Abend zwei Stunden gelernt“, sagt der Bosnier. Gebüffelt werden mussten Themen wie Buchhaltung, Steuer- und Rechnungswesen, und er musste sich mit der Planung und Organisation eines Betriebs auseinandersetzen. Die Schulbank drückte er dazu nicht, sondern ackerte autodidaktisch drei dicke Schmöker Fachliteratur durch.
Dass er vor seiner Anstellung in der Papierfabrik mehrere Jahre als Malergehilfe gearbeitet hatte, kam Enes Seferovic jetzt zupass: „Dadurch hat mir die Handwerkskammer eine Ausnahmebewilligung erteilt.“ Zittern musste er noch einmal während der theoretischen Prüfung, bei der es 120 Fragen per Multiple-Choice-Verfahren zu beantworten galt. „Ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffe, weil die Antworten alle so ähnlich waren,“ sagt Enes Seferovic. Die Prüfung war deshalb eher eine sprachliche, denn eine fachliche Herausforderung.
Doch die Sorge war unbegründet. Die Prüfung ist geschafft. Und um die Abnahme seiner praktischen Arbeit machte sich der Bosnier ohnehin keine Sorgen. Lachend erzählt er, wie ein Auftraggeber sich freute, als er angekündigt hatte, dass ein Sachverständiger auf die Baustelle kommen würde, um den aufgebrachten Vollwärmeschutz abzunehmen: „Dann weiß ich ja, dass ich mich zu 100 Prozent auf deine Arbeit verlassen kann“, habe der Freund augenzwinkernd gesagt, so Enes Seferovic. Um Arbeit für seinen Malerfachbetrieb ist es dem Oberlenninger im Übrigen nicht bang. Ein Bauingenieur möchte ihm in Versicherungsfällen bei Wasser-, Brand- und Schimmelschäden Aufträge für Malerarbeiten übertragen. Auch Bauunternehmer wollen den Handwerker anheuern. „Ich mache diese Arbeit gerne“, sagt Enes Seferovic. „Mit Farbe zu arbeiten fasziniert mich, seitdem ich in der Grundschule mithelfen durfte, ein graues Geländer rot anzustreichen.“
Das Magazin der Landesschau des SWR sendet voraussichtlich kommende Woche in einer seiner Ausgaben um 18.45 Uhr den Beitrag über Enes Seferovic.