Eine Ansiedlung von BTS Logistik auf dem Scheufelen-Gelände? Wer erwartet hatte, dass es in der Lenninger Gemeinderatssitzung am Dienstag ein eindeutiges „Ja“ geben würde, lag falsch. Die Weichen wurden aber in diese Richtung gestellt. Bürgermeister Michael Schlecht hat große Vorbehalte, dort ein Logistikunternehmen zu bekommen. Das Gros des Gremiums teilt seine Bedenken nicht. Doch der Reihe nach: Im Sommer hatte der Gemeinderat denkbar knapp eine Veränderungssperre für das gesamte Areal erlassen. Hintergrund war damals eine Bauvoranfrage des Owener Unternehmens. Der Rathauschef warnte davor, Fakten zu schaffen, bevor ein umfassendes Konzept für die Industriebrache steht. Am Dienstag bekräftigte er nun diese Überzeugung.
Erneut beschäftigte sich der Gemeinderat mit dem Thema, weil zwölf Mitglieder einen Antrag zu Maßnahmen bezüglich des Geländes eingereicht hatten. Darin heißt es, „eine Mehrheit des Gemeinderats sieht die Ansiedlung der Firma BTS positiv“. Michael Schlecht nahm die Differenz zwischen ihm und der Mehrzahl der Räte sportlich: „Das ist kommunalpolitisches Alltagsgeschäft.“ Ihm gehe es bei seiner Ablehnung nicht um eine einzelne Firma. „Sie ist absolut fortschrittlich und hat ihren Platz hart erkämpft“, sagte er. „Mit geht es um die Entwicklung des Areals.“ Mit einem Logistikunternehmen setze man das falsche Signal. Er ist überzeugt davon, dass die erste Ansiedlung „den Ton angibt“. Für ihn ist klar, dass man der B 465 nicht noch mehr Schwerlaster aufbürden darf. Da die meisten Lkw des Unternehmens den Hof in der Nacht von Sonntag auf Montag verließen, ginge das auf Kosten des letzten Ruhefensters der Anwohner. Mit Blick auf das Potenzial der Fläche einerseits und deren Knappheit im Lenninger Tal andererseits sagte er: „Ich würde mir einen langen Atem wünschen, um dort Unternehmen, Handwerker und Wohnen anzusiedeln.“ Ideen dazu waren von einem Planer im Frühjahr vorgestellt worden. Für Michael Schlecht ist jetzt vor allem die Scheufelen Grundstücksgesellschaft am Zug: „Der Eigentümer muss sagen, was er will. Ich erwarte bei dieser Fläche, dass ein Konzept auf den Tisch kommt“, sagte er verärgert. Sehr häufig habe er dort nachgehakt, doch es herrsche Ruhe.
Kurt Hiller, einer der Antragsteller, wünscht sich, dass „Bewegung in die Sache kommt“ und auch die Gemeinderäte in Gespräche eingebunden werden. Er hatte sich die Mühe gemacht und die Owener Nachbarn von BTS befragt. „Da gibt es keine Beschwerden“, so seine Erkenntnis. Für Falk Kazmaier ist klar, dass der Verkehr immer zunimmt, wenn sich Gewerbe ansiedelt. Man müsse aber unterscheiden zwischen einem Muldenkipper, der zu den Steinbrüchen fährt und einem luftgefederten Auflieger mit Reifen für den Fernverkehr. Die Belastung sei nicht vergleichbar. Eines der neueren Gebäude der Firma Scheufelen lasse sich für die Logistik nutzen. Er verwies auf die zu erwartende Gewerbesteuer durch das 165 Mitarbeiter zählende Unternehmen. Zudem regte er an, die Lkw-Stellplätze, die unter der Woche leer stehen, als Parkflächen für andere Betriebe auszuweisen, um Synergien zu nutzen – ein Vorschlag, dessen Umsetzbarkeit Michael Schlecht infrage stellte. Armin Diez ist es wichtig, sich keine Nachteile für die Erschließung des restlichen Areals einzuhandeln. Karl Boßler pochte auf Gespräche mit dem Grundstückseigentümer: „Wenn er nicht mitspielt, passiert gar nichts“, sagte er. Gretel Jaudas, die anders als ihre Vorredner den Antrag nicht unterzeichnet hatte, warnte davor, den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen und will über das Logistikunternehmen erst sprechen, wenn ein Konzept für das Gebiet steht. Sie monierte, dass seit dem Beschluss der Veränderungssperre bereits ein halbes Jahr ins Land gegangen sei. Dr. Ulrich Jaudas, dessen Name ebenfalls nicht auf dem Antrag steht, zeigte sich zwiegespalten: Bei BTS handle es sich zwar um ein innovatives Unternehmen. Den großen Bedarf an „unproduktiver Fläche“ sieht er aber kritisch. Es sei dennoch nicht die schlechteste Idee, Interessenten in Gespräche einzubeziehen.
Weitere Gespräche soll es zwischen Kommune und Scheufelen Grundstücksgesellschaft auch geben zum Erwerb einzelner Flächen. So hat die Gemeinde unter anderem bereits Interesse angemeldet, eine Querspange zu schaffen von der „Pforte zwei“ in Richtung Kläranlage und für Flächen östlich der B 465.
Das beinhaltet der Beschluss:
Kommune und Scheufelen Grundstücksgesellschaft (SGG) sollen schnellstmöglich Verhandlungen darüber aufnehmen, welche Grundstücke unter welchen Bedingungen für die Kommune erwerbbar sind. Ziel ist eine rechtskräftige Vereinbarung. Parallel soll mit BTS, SGG und Kommune abgestimmt werden, wie eine gemeinschaftliche Lösung aussehen kann und wo sich Synergien ergeben. Ausnahmen von der Veränderungssperre können nach diesen Gesprächen in Aussicht gestellt werden.