Lenninger Tal

Scheunensommer trotzt Bruthitze

Schopfloch lud zum Stöbern in alten Gemäuern und Heuschobern – Jede Menge Musik geboten

Davon, dass es auf der Alb normalerweise einen bis zwei Kittel kälter ist als im Tal, war am Wochenende beim Schopflocher Scheunensommer nichts zu spüren. Wie drunten knackte das Thermometer auch auf der Hochfläche locker die 30-Grad-Marke. Der Stimmung in den Scheunen und Gärten tat die Hitze indes keinen Abbruch.

Die ganze Palette der bunten Vielfalt hinter Schopflocher Scheunentoren konnten am Wochenende Besucher erleben. Sie waren bei vi
Die ganze Palette der bunten Vielfalt hinter Schopflocher Scheunentoren konnten am Wochenende Besucher erleben. Sie waren bei vielen willkommen, etwa bei Heilmut Kwoka in seinem Atelier für Ausdrucksmalen.Fotos: Carsten Riedl

Lenningen. Wo früher Fuhrwerke, Traktoren, Gerätschaften, Heu und Stroh gelagert wurden, machte sich am Wochenende jede Menge Kunst breit. Ergänzt wurde das vom Biosphärengebiet geförderte „Event auf der Alb“ durch historische Fotografien, Fossilien und Gestein aus der Gegend sowie eine Ausstellung von Taufkannen und Abendmahlsgeräten in der Johanneskirche: Bereits zum vierten Mal lockte der Schopflocher Scheunensommer in den Albflecken. Was da alles hinter den Kulissen gesägt, gefilzt, genäht, gemalt, gestrichen und renoviert worden war, konnte sich sehen lassen. Auch Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht zeigte sich auf seinem ausgiebigen Streifzug durch die Scheunen beeindruckt von dem, was die Veranstalter wieder auf die Beine gestellt hatten. „Es ist schön, mit welcher Liebe zum Detail das hier aufgezogen wird“, so der Rathauschef.

Wegweiser lotsten Ortsfremde durch zahlreiche Gässchen an Bauerngärten, Holzstapeln und vereinzelt auch an Misthäufen vorbei zu den verschiedenen Stationen. Um die Musikscheune ausfindig zu machen, hätte es gar keiner Beschilderung gebraucht: Sie machte mit ganz unterschiedlichen Klängen und Tanzmusik auf sich aufmerksam. Helga und Roland Lipka demonstrierten Tänze aus dem Albvorland und luden zum Mitmachen ein. Ob Jazz, Kunstlied, Chor- oder Instrumentalmusik – der Heuboden war kurzerhand in eine Konzertbühne umfunktioniert worden. Wem es dort oben zu heiß war, genoss unter einem Schatten spendenden Walnussbaum im Garten die Musik oder lauschte mit einem Erfrischungsgetränk in der Hand dem aus Trompeten plätschernden Wasser.

Was es zu bestaunen gibt, wenn Künstler dem Pinsel freien Lauf lassen, konnten die Besucher in Heilmut Kwokas Atelier für Ausdrucksmalen sehen. In der verwinkelten Scheune präsentierten zudem Tina Maahs, Karin Bidmon und Waltraut Wiedmann von der „Malwerkstatt No. 17“ Acrylmalerei, kombiniert mit verschiedenen Materialien wie Rost und Sand.

In Blüten(t)räume hatte Monika Eiberger ihre Scheune in der Raiffeisenstraße 13 verwandelt und ihre Ausstellung mit dem Titel „Alte Säcke in neuem Gewand“ überschrieben. Kecke Sprüche rund um das Thema durchzogen die Schau. Rupfen- und Leinensäcke verwandelt Monika Eiberger in Kunstobjekte, indem sie sie farbenfroh bestickt, kontrastierende Streifen hineinwebt und auch mal ausgediente Türchen damit bespannt, die mit Blütenblättern auf Ton gekrönt werden. Mit geflochtenen Weiden verzierte Heu- und Mistgabeln fanden sich ebenso in der Scheune wie uralte Rupfensäcke. Einer ist mit einem Pflug bedruckt, ein anderer mit einem Weberschiffchen. „Der hier ist wieder ins Haus zurückgekommen“, sagte Monika Eiberger erfreut und zeigte auf ein Exemplar aus dem Jahr 1870.

Wohltuend kühl war es im Keller bei Familie Flügel, die ihre Tore im Höfle geöffnet hatte. Bei „Antik & Design“ konnten Möbel, Schmuck und Kunstgewerbe erstanden werden. Schweißtreibend ging es hingegen am Sonntagnachmittag vor der alten Schmiede von Kay Flügel zu, ließ sich doch dort Till Strobel bei seiner Arbeit mit Feuer, Hammer und Amboss über die Schulter schauen.

Eingereiht in den Scheunensommer hatten sich auch Ewald Burkhardt mit Holzobjekten und Christine Barth, die in der alten Molke filigrane Goldschmiedekunst sowie allerlei Gefilztes verkaufte. Antikes und Trödel wie alte Schreibmaschinen, Waffeleisen, Wählscheibentelefone, Waagen und Geschirr gab es in der Scheune gegenüber des Haberhauses, und wem es im Anschluss an den Rundgang nach einem leckeren Kuchen und einer Erfrischung beispielsweise in Form eines Eiskaffees war, der war unterm Gebälk im Haberhaus richtig. Mit der Band „nPEP“ spielte dort am Samstag, als die übrigen Scheunen ihre Tore bereits wieder geschlossen hatten, die Musik bis in den Abend hinein.

Schopflocher Scheunen Sommer
Schopflocher Scheunen Sommer
Schopflocher Scheunen Sommer
Schopflocher Scheunen Sommer