Lenninger Tal

Schüler machen ihr eigenes Ding

Bildung An der Lenninger Realschule werden wieder junge Erfinder gesucht. Auch das Land will die „Start Up“-Szene an Schulen fördern. Von Günter Kahlert

Geballte Information für die Achtklässler der Lenninger Realschule: Professor Peter Schäfer spricht in der Aula. Fotos: Günter K
Geballte Information für die Achtklässler der Lenninger Realschule: Professor Peter Schäfer spricht in der Aula. Foto: Günter Kahlert
Dunja Salzgeber
Schulleiterin Dunja Salzgeber. Foto: Günter Kahlert

Wenn Dunja Salzgeber von diesem Projekt erzählt, kommt sie ein bisschen ins Schwärmen. „Ich habe Schüler über sich hinauswachsen sehen, wie man es im normalen Unterricht nicht erlebt“, erzählt die Rektorin der Lenninger Realschule. Das Projekt, von dem sie spricht, hat die etwas sperrige Abkürzung NFTE, in der Langfassung „Network for Teaching Entrepreneurship“. Das Ziel: bereits in der Schule den Unternehmergeist fördern, den Mut, sein eigenes Ding zu machen. Die Beteiligten sprechen inzwischen von „Nifti“- klingt schulgerecht, irgendwie nett, vertraut.

Hinter dem Projekt steht eine Organisation, die an mehr als 600 Schulen bundesweit Projekte initiiert und unterstützt. Dazu zählt auch die Lehrerfortbildung mit einem Team aus Wirtschaftswissenschaftlern und Pädagogen. Doch genug der Aufzählung, all das bleibt im luftleeren Raum ohne das direkte Engagement und die Begeisterung vor Ort. Treibende Kraft in Lenningen ist der Lehrer Alex Tomisch, er unterrichtet normalerweise Wirtschaft, Gemeinschaftskunde, Englisch und Geschichte. Unter seiner Obhut beteiligt sich die Lenninger Realschule zum dritten Mal am „Nifti“, zwei Mal haben die Schüler schon Preise im Landeswettbewerb abgeräumt. Ein cleveres Skater-Werkzeug namens „Multitool“ hat es sogar in die Bundesausscheidung nach Berlin geschafft.

„Das ist eine Vorzeigeschule“

Zu einem solchen Projekt gehört eine richtige Auftaktveranstaltung: Die gab es dieser Tage mit relativ „großer“ Besetzung: Professor Peter Schäfer, Chef der landeseigenen „ifex“ (Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge), Martin Müller, der Landesmanager vom NFTE, und Doris Schmid, bei der IHK zuständig für Gründungsberatung. Sie kommen gerne hierher. „Das ist eine Vorzeigeschule“, sagt Martin Müller erfreut über das Engagement in Lenningen. „Für uns ist das konkrete Förderung für den Nachwuchs, den wir dringend brauchen“, schildert Professor Peter Schäfer die Absichten der Landesregierung. Das, was die Schüler in 90 Minuten zu hören und zu sehen bekommen, ist eine geballte Ladung. „Jetzt lasst es erst mal sacken“, meint auch der betreuende Lehrer Alex Tomisch am Ende. „Es muss nicht gleich ein zweites Facebook werden, ihr könnt auch sehr einfache Sachen machen.“

Natürlich verlassen nach dieser Veranstaltung nicht 76 künftige „Start Up“-Gründer die Lenninger Aula. „Es werden sechs oder sieben sein, die sich letztlich an dem Projekt beteiligen“, schildert der Pädagoge seine Erfahrungen der letzten Jahre. Die geben dann aber richtig Gas, schildert er. Bis Juli 2018 läuft das Projekt, dann geht es vielleicht zur Landesausscheidung. Besonders freuen Alexander Tomisch die Rückmeldungen von Eltern, die ihr Kind und seine Motivation kaum wiedererkennen. Aber es gibt auch eine klare Ansage an die Schüler: „Ihr braucht Einsatzwillen und Begeisterung. Wenn ihr keinen Bock habt, bringt das nichts.“

Am Donnerstag bietet die Schule ein weiteres Start-Up-Projekt für die Schüler an. In einem ganztägigen „Young Talent“-Workshop, sollen Schüler ihre unternehmerische Kompetenz stärken.

Nachgefragt bei Dunja Salzgeber: „Das ist ein Stück optimale Schule“

Dunja Salzgeber ist seit 2011 Rektorin der Karl-Erhard-Scheufelen-Realschule in Lenningen. Projekte, die Eigeninitiative der Schüler fördern, liegen ihr am Herzen.

Wie erleben Sie die Schüler bei Projekten wie NFTE?

Dunja Salzgeber: Es macht unheimlich Spaß, zu sehen, mit welcher Motivation und Kreativität Schüler solche Projekte anpacken. Sie suchen sich selbst etwas heraus, was der Bildungsplan sonst nicht hergibt. Wenn sie dann sehen, dass das Ganze Hand und Fuß hat, wenn sie die Reaktionen bei ihren Präsentationen erleben, zeigen sie plötzlich ein Selbstbewusstsein und eine Freude, die man oft nicht für möglich gehalten hat.

Entspricht das dem „Fordern“ von Schülern, wie es oft verlangt wird?

Salzgeber: Ja, natürlich! Nur: Die Schüler machen es aus eigenem Antrieb und das ist klasse. Für mich ist das ein Stück „optimale Schule“, die es im Ganzen natürlich weder geben kann noch geben wird. Aber an die Vision darf man schon denken und versuchen, Teile umzusetzen. Natürlich ist mir Leistung wichtig, mir ist das Zeugnis wichtig, weil es die Eintrittskarte für vieles im Leben ist. Aber es gibt eben auch noch anderes.

Wie geht‘s weiter mit NFTE?

Jetzt muss man sehen, welche Ideen da sind und wie sie realisierbar sind. Die Sache läuft insgesamt ein gutes halbes Jahr. Ob wir dann mit einem oder mehreren unserer Projekte bei der Landesausscheidung dabei sind, ist für mich nicht das Wichtigste. Jeder, der eine Idee entwickelt, einen Businessplan aufstellt, auf einer schulinternen Messe präsentiert, ist ein Gewinner. Das andere muss nicht zwangsläufig sein. gk