Aus der Verankerung gerissene Bänke, angezündeter Müll, beschädigte Jalousien und eine eingeworfene Fensterscheibe - das ist die Bilanz des letzten Februar-Wochenendes. Zum wiederholten Mal war das Oberlenninger Schulgelände Schauplatz blinder Zerstörungswut. Nur eine Woche später war der Schulhof der Karl-Erhard-Scheufelen-Realschule erneut Zielscheibe. Um 0.50 Uhr meldete eine Anwohnerin der Polizei am vergangenen Sonntag, dass auf dem Areal wieder Vandalen zugange sind. Beim Eintreffen der Beamten ergriffen drei Männer die Flucht. Zurückgelassene Flaschen und Müll deuten darauf hin, dass dort ein Trinkgelage stattgefunden hatte. Die beiden Vorkommnisse sind keine Einzelfälle. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Vandalismus am Lenninger Schulzentrum.
Im Gemeinderat platzte Bürgermeister Michael Schlecht der Kragen: „Es kann nicht sein, dass wir dort alle paar Wochen eine Sauerei haben. Das Beseitigen der Schäden kostet außerdem viel Geld.“ Händeringend wird jeweils nach Zeugen gesucht, doch die Hinweise halten sich in Grenzen. Wer auf dem Schulgelände nachts sein Unwesen treibt, weiß die Verwaltung nicht. Deshalb wurde am Wochenende Anzeige gegen unbekannt erstattet. Nun prüft das Ordnungsamt, ob es möglich ist, Videokameras zu installieren. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir dazu gezwungen sind, aber es geht nicht anders“, so der Rathauschef. Schüler sollen sich gefahrlos auf dem Gelände aufhalten können. Dem Hausmeister sei es ebenfalls nicht zuzumuten, ständig Glasscherben aus den Grünflächen herausholen zu müssen.
Das Areal zu umzäunen, lehnt der Bürgermeister derzeit ab. „Unser Schulzentrum ist keine Besserungsanstalt“, so lautet sein Argument. Ein hohes Gitter könnte jedoch genau diese Außenwirkung haben. Ein niedriger Zaun würde kein echtes Hindernis darstellen und durch Beschädigungen womöglich für zusätzliche Kosten sorgen.
Den finanziellen Schaden durch die mutwilligen Zerstörungen beziffert die Leiterin des Lenninger Hochbauamts, Angela Spoljar, insgesamt auf fast 10 000 Euro. Darin enthalten sind auch die Leistungen von Personal der Gemeinde. In den vergangenen beiden Jahren belief sich das Beseitigen der Schäden jeweils auf 2000 Euro. Dieses Jahr musste die Kommune bereits 5500 Euro aufwenden. Der sprunghafte Anstieg in den ersten beiden Monaten gegenüber 2020 geht mit einer Verdoppelung der Vorfälle einher.
Streetworker in Kirchheim
Seit Jahren beschäftigt der Vandalismus an Schulen auch die Stadt Kirchheim. Nach Einbruch der Dunkelheit beziehungsweise an Wochenenden angerichtete Sachbeschädigungen, Glasscherben, Graffiti, Vermüllung und Lärm sind Probleme, die Hausmeister, Schulleitungen und Polizei gleichermaßen auf Trab halten. Allein an der Alleenschule beliefen sich die Reparaturen von 2016 bis Februar 2020 auf rund 125 000 Euro.
Reagiert hat die Stadt damit, Bereiche von einzelnen Schulen mit Toren zu versehen. Das Ausleuchten dunkler Ecken und das Verbot, sich nachts auf Schulhöfen aufzuhalten, gehört ebenfalls zum bisherigen Maßnahmenpaket. Seit Juni 2020 gibt es darüber hinaus eine Projektgruppe mit dem sperrigen Titel „Vermeidung und Bekämpfung von Vandalismus auf Schulhöfen und vergleichbaren, angrenzenden Anlagen“. Neben Vertretern der Stadt ist auch die Polizei in den alle vier bis sechs Wochen stattfindenden Treffen dabei.
Im Oktober vergangenen Jahres fasste der Kirchheimer Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss, der den Vorschlag passgenauer Lösungen für jede Schule beinhaltet. Er sieht auch ein Überarbeiten der Polizeiverordnung vor, um Schulhöfe leichter absperren, besser beleuchten oder mit Kameras ausstatten zu können. Wie Pressesprecher Robert Berndt sagt, entscheidet der Gemeinderat am kommenden Mittwoch über Maßnahmen für das Freihofareal. Zum 1. April nimmt zudem ein Streetworker seine Arbeit auf. Für die Stellenbesetzung hat die Linde den Zuschlag bekommen.