Lenninger Tal

Schwergewichtiger Kolonnenverkehr

Großbaustelle Bis zu 500 Lkw donnern im Zuge der Tunnelarbeiten für die ICE-Neubaustrecke täglich über die ­Straßen. Stark betroffen ist die B 465 und damit auch das Teckstädtchen Owen. Von Iris Häfner

Es werden mehr und mehr: Mit der ICE-Baustelle bei Kirchheim rollen zusätzlich viele Kipper voll oder leer durchs Lenninger Tal.
Es werden mehr und mehr: Mit der ICE-Baustelle bei Kirchheim rollen zusätzlich viele Kipper voll oder leer durchs Lenninger Tal. Foto: Carsten Riedl

Die Zahl erschreckt das Tal: Zwischen 400 und 500 Lkw frequentieren täglich die Großbaustelle bei Kirchheim, wenn für die ICE-Trasse der Albvorlandtunnel gebohrt wird. Dabei handelt es sich sowohl um die erdbeladenen Laster als auch die leeren, die die Baustelle anfahren. Ein Großteil des Erdaushubs wird über die B 465 abtransportiert. „Es ist die Frage: Wie verteilt sich der Lkw-Verkehr? Über die Autobahn oder über die Bundesstraße? Und die B 465 führt direkt durch unseren Ort“, zeigte sich Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger bei der Gemeinderatsitzung besorgt über die genannte Menge an Schwertransportern.

Überhaupt ist sie wenig amüsiert über das Verhalten der Bahn. Als sie schon vor geraumer Zeit wissen wollte, wie viele Laster durchs Städtchen brausen werden, wurde sie abgewimmelt mit einem „relativ lapidaren Schreiben“ und der Aussage, sie solle sich halt besser informieren. Das hat die Stadtchefin auch getan, musste jedoch feststellen, dass die Deutsche Bahn zum damaligen Zeitpunkt kein Konzept hatte und nicht einmal wusste, welche Steinbrüche Kapazitäten frei haben. „Daraufhin habe ich mir erlaubt, der Bahn entsprechend zu antworten“, sagte sie.

Für ihren Ort erhofft sie sich - gerne auch mit Lenningen zusammen - eine Informationsveranstaltung für die Bürger, ähnlich wie sie in Dettingen im Januar stattgefunden hat. Vor allem aber wünscht sie sich Offenheit. „Bisher wurde uns nicht kommuniziert, dass die meisten Lkws über die Bundesstraße fahren. Es hieß immer: Priorität hat die Autobahn“, zeigte sich Verena Grötzinger verärgert. Die sonst stets auf Ausgleich bemühte Bürgermeisterin fand ungewöhnlich deutliche Worte bezüglich des bisherigen Vorgehens: „Das war weder respektvoll noch eine Kommunikation auf Augenhöhe.“ Trotz mehrere Nachfragen habe es wenig greifbare Fakten und Tatsachen gegeben.

„Wir mussten einen Lärmaktionsplan aufstellen. Um so bitterer ist es, dass seitens der Bahn kein Interesse am Dialog besteht“, sagte Sibylle Schmid-Raichle. Es hänge viel an dem Projekt, vor allem seien viele Menschen davon betroffen. Die Gemeinderätin findet den Bau der Schnellbahntrasse sinnvoll. Viele Bürger haben ihrer Ansicht nach ebenfalls Verständnis dafür, dass zunächst einmal eine Belastung auf sie zukommt. „Die Baustelle betrifft den ganzen Ort. Eine Informationsveranstaltung hätte einen ‚Wertcharakter‘. Man könnte gemeinsam ins Gespräch kommen“, sagte sie. Ähnlicher Ansicht ist auch die Stadtchefin. Die Leidtragenden mitzunehmen und sich gesprächsbereit zeigen, ist der Wunsch von Verena Grötzinger an die Bahn. „Nicht nur der Lärm erzeugt bei den Menschen Unmut und Ängste, es ist auch die Sorge um die Kinder, die über die Bundesstraße gehen müssen“, sagte Thomas Kerßens.

„Dettingen hat die Umgehungsstraße. Das eigentliche Problem fängt bei uns an, und Lenningen hat es da schon wieder besser, denn die Laster nach Beuren sind dann weg“, erklärte Hans-Jörg Schmid und sprach von Gutsherrenart seitens der Bahn. Die müsse sich dann auch nicht über entsprechende Reaktionen der Bürger wundern.

Verena Grötzinger will mit dem Regierungspräsidium reden. Ihr geht es dabei um Informationen, welche Optionen es gibt, möglichst wenige Erdlaster durchs Lenninger Tal rattern zu lassen. Vor allem die leeren Lkws sorgen für einen hohen Lärmpegel und Knalleffekte, wenn sie über lose Schachtdeckel brausen.