Lenninger Tal
Segensreiche 
Vielfalt

Mama und Papa könnten nicht gegensätzlicher sein: er warmherzig und beziehungsorientiert; sie sachlich und kühl. Was beiden manchmal fast unüberwindbare Rätsel aufgibt, sieht aus der Sicht der Kinder wieder anders aus. Mama ist so, Papa anders. Aber mit beiden zusammen geht es doch ganz gut. Brauche ich Wärme und Nähe, bin ich bei Papa gut aufgehoben. Suche ich sachliche Logik, ist Mama die Richtige. Miteinander sind sie aus der Sicht des Kindes das beste Elternpaar.

Jeder Mensch ist eine Herzensentscheidung Gottes. Darin hat jeder seine eigene Würde. Auch wenn ich das Verhalten des andern kaum nachvollziehen kann, selbst dann, wenn ich selber für den anderen ein Rätsel bleibe: Es ist gut, dass es uns beide gibt. Und trotz oder gerade wegen unserer Verschiedenheit brauchen wir einander. Schon in der Familie müssen die Beteiligten im Konflikt um Worte ringen. In demokratischen Gremien braucht es zuweilen viel Zeit, bis die Konfliktpartner ihre Interessen ausgleichen.

Der morgige Sonntag heißt Trinitatis, das Fest der Dreieinigkeit. Gott begegnet uns als Schöpfer der Welt, als Retter und Friedensstifter in Jesus Christus und im Heiligen Geist, der Glauben weckt, Gemeinschaft stiftet und die Gewissheit der Vergebung von Schuld schenkt. Es ist gut, dass uns Gott so verschieden begegnet, umso besser können ihn verschiedene Menschen verstehen. Es ist gut, dass wir als Menschen alle anders sind. So können wir streiten und uns versöhnen, Konflikte wagen und aneinander und miteinander wachsen. Es ist gut, dass es Kontraste gibt. Wenn wir das Ganze sehen, erkennen wir die ganze Pracht dessen, was Gott an Vielfalt geschaffen hat.

Wilfried Veeser

Evangelische Kirchengemeinde, 
Dettingen