Lenninger Tal

Senioren gehen auf Einkaufstour

Service Das Owener und Lenninger Bürgerbusle dreht zweimal pro Woche seine Runden. Das Angebot beschert den Mitfahrenden ein Stück Selbstständigkeit. Von Anke Kirsammer

Einkaufen mit vereinten Kräften: Der Fahrer Hermann Kovacic und die Teamleiterin Ursula Gneiting begleiten Irma Schertzinger mit
Einkaufen mit vereinten Kräften: Der Fahrer Hermann Kovacic und die Teamleiterin Ursula Gneiting begleiten Irma Schertzinger mit dem Bür­ger­busle, dessen Organisation der Verein „Unser Netz“ übernommen hat.Foto: Carsten Riedl

Das weiße Busle mit der frischen grün-blauen Aufschrift fährt rechts ran. Die Beifahrerin Ursula Gneiting steigt aus und klingelt an dem Haus. „Bürgerbusle“, kündigt sie durch die Sprechanlage freundlich an. Während sie Irma Schertzinger beim Einsteigen in den Achtsitzer hilft, verstaut der Fahrer Hermann Kovacic den Rollator, der neben der Haustür bereitsteht, auf der Ladefläche. Zweimal pro Woche geht das Owener und Lenninger Bürgerbusle seit Dezember auf Tour. 18 gut ausgebildete Fahrer und Begleitpersonen gehören zum Team, das die oft Hochbetagten betreut.

„Ich brauche nicht viel. Ein Brot, ein Toastbrot und Schokolade“, beginnt die 88-jährige Irma Schertzinger aufzuzählen, was auf ihrer Einkaufsliste steht, als sie im Busle sitzt. Sie gehört zu den Senioren, die das Angebot regelmäßig nutzen. Zwischen einzelnen Fahrten können bei ihr aber schon mal zwei, drei Wochen liegen. „Ich koche ja nicht für eine Kompanie“, sagt sie dazu trocken. Gerne würde die Owenerin noch alle Besorgungen selbstständig zu Fuß erledigen. Doch weil der Weg zum Nahkauf für sie zu beschwerlich ist, nutzt sie das Bürgerbusle, dessen Fahrten der Verein „Unser Netz“ organisiert.

Ursula Gneiting und Hermann Kovacic gehen mit ihr vorbei an den Auslagen. Zwei Bananen, Milch, Radieschen, Salat und Haferflocken wandern in den Einkaufswagen. Bevor Ursula Gneiting eine Packung mit Toastbrot dazulegt, guckt sie, wie lange es noch haltbar ist. Nur noch rund eine Woche. „Ist das gut?“, fragt sie Irma Schertzinger. Die reagiert pragmatisch: „Das frier ich ein.“ Zielstrebig arbeitet sie ab, was sie aufgeschrieben hat. „Lippenstift?“, fragt Hermann Kovacic scherzend. „Das habe ich in meinem Leben nicht gebraucht, also brauche ich es jetzt auch nicht. Ich bin schön genug“, antwortet die betagte Dame, ohne mit der Wimper zu zucken. Stattdessen greift sie zu Tee, einer Kekspackung und Schokolade. Für die Enkel und Urenkel etwas im Haus zu haben, ist ihr wichtig. „Meine Kinder kaufen für mich auch ein“, betont sie, „aber ich will auch selber sehen, was es hat.“

Wie ihr geht es auch anderen Senioren. Friederike Schmidts beispielsweise ist ganz begeistert von dem Bürgerbusle. „Für mich ist das eine große Erleichterung.“ Der Weg vom Owener Wohngebiet Schmiedsacker bis zum Nahkauf ist der 82-Jährigen schlicht zu weit. Sie wundert sich, dass das Bürgerbusle bislang nicht mehr genutzt wird. Auch die Ehrenamtlichen würden sich freuen, wenn die Senioren das Angebot noch besser annehmen würden. Der Fahrer zieht die Handbremse an. Ursula Gneiting ist Irma Schertzinger dabei behilflich, ins Haus zu kommen, währenddessen trägt Hermann Kovacic die Einkäufe nach oben. Weil die Helfer die Erfahrung gemacht haben, dass lange Touren manch älteren Menschen nicht leichtfallen, werden sie, wenn möglich, nach dem eigenen Einkauf wieder zu Hause abgesetzt.

Weiter geht es talaufwärts. Der nächste Halt ist der Aldi in Unterlenningen. Hermann Kovacic klemmt den Klappkorb von Friederike Schmidts unter den Arm, Ursula Gneiting schiebt einen Einkaufswagen zur Ladentür. Der füllt sich im Nu. „Sie müssen nur sagen, was Sie brauchen, deshalb sind wir ja da“, sagt die Ehrenamtliche und berät die 82-Jährige, die unschlüssig vor dem Lachs steht. Wenig später werden die Einkäufe mit vereinten Kräften auf das Förderband gelegt. „Jetzt stehen wir zu viert an der Kasse“, sagt Friederike Schmidts schmunzelnd. „Sie sind halt eine VIP“, meint Hermann Kovacic dazu humorvoll. Zwei Wochen lang ist die Owenerin nun wieder versorgt, nachdem sie bei einem weiteren Stopp im Nahkauf mit dem Bürgerbusle-Tandem noch ihre restliche Einkaufsliste abgehakt hat. „Wenn ich das hätte tragen müssen. Oh je“, sagt Friederike Schmidts, als sie auf den Berg an Lebensmitteln blickt.

„Manche sind ganz arg dankbar“, sagt die Teamleiterin Ursula Gneiting hinterher, als das weiße Busle wieder gen Autohaus Renz fährt, wo es stationiert ist. „Wenn ich heimkomme, habe ich das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben.“

Pro Woche gibt es zwei Runden

Das Bürgerbusle bietet jede Woche zwei Touren an: Dienstags startet es um 14 Uhr und holt Fahrgäste aus Schopfloch, Gutenberg, Schlattstall und Oberlenningen ab. Eingekauft werden kann dann sowohl in Ober- als auch in Unterlenningen. Donnerstags ab 10 Uhr können Fahrgäste aus Owen, Brucken und Unterlenningen mitfahren. Je nach Wunsch der Mitfahrenden steuert das seniorengerecht ausgebaute Busle dann Einkaufsmärkte in Owen oder in Unterlenningen an.

Das Team aus Ehrenamtlichen wurde vor dem Start intensiv geschult. Ein Erste-Hilfe-Seminar gehörte ebenso dazu wie eine Schulung zum Umgang mit Demenz.

Interessenten, die mit dem Bür­gerbusle auf Einkaufstour gehen möchten, können sich bis spätestens um 14 Uhr am Vortag der gewünschten Fahrt im Lenninger Rathaus telefonisch anmelden unter der Nummer 0 70 26/6 09-12.ank