Lenninger Tal

Spätzündern steht die Berufswelt offen

Arbeitsmarkt Obwohl es nur noch knapp zwei Wochen bis zum Ausbildungsbeginn sind, suchen viele Betriebe in der Region händeringend Lehrlinge. Etwa 100 Stellen sind noch frei. Von Linda Kircheis

Viele Firmen in der Region, wie hier die Lenninger Papierfabrik Scheufelen, bilden junge Menschen aus. Einige sind noch auf der
Viele Firmen in der Region, wie hier die Lenninger Papierfabrik Scheufelen, bilden junge Menschen aus. Einige sind noch auf der Suche nach Azubis. Foto: Mirko Lehnen

Viele Jugendliche, die jetzt noch keinen Ausbildungsplatz haben, lassen den Kopf hängen. Sie meinen, sie müssen ein Jahr warten, bis sie sich wieder bewerben können, jetzt sind alle Chancen auf einen Ausbildungsvertrag schon vergeben. Karlheinz Beck, Bereichsleiter und Koordinator für Berufsberatung der Agentur für Arbeit Göppingen, weiß da aber ganz andere Dinge: „Der Ausbildungsmarkt ist noch immer in Bewegung. Wir bekommen weiterhin neue Stellen gemeldet“, sagt er. So könnte zum Beispiel der eine oder andere Bewerber abspringen.

Am meisten freie Plätze gibt es in den Bereichen der Dienstleistung, Pflege, im Handwerk und im Hotel- und Gastronomiegewerbe. Aber auch ein paar Stellen im beliebtesten Bereich - dem kaufmännischen - sind laut Beck noch nicht vergeben.

Extremer Mangel an qualifizierten Kräften

Jens Schmitt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen, bestätigt, dass es gerade im Handwerk für berufliche Spätzünder gut aussieht: „Exakte Zahlen sind zwar sehr schwer zu ermitteln, jedoch gehen wir für Kirchheim und Umgebung noch von knapp 100 freien Stellen aus.“ Der Grund ist, dass ein extremer Mangel an qualifizierten Kräften vorliegt.

Unter den „Top Ten“ der Handwerksberufe sind auch heute noch der Elektroniker oder Kfz-Mechatroniker. Bei jungen Frauen beliebt ist der Friseurberuf oder die Fachverkäuferin für Lebensmittel. Alles, was mit Bauen zu tun hat, interessiert die jungen Männer heute wieder stärker. Allgemein hat sich das Handwerk sehr gut entwickelt. Letztes Jahr wurden in der Region Stuttgart zwei Prozent mehr Ausbildungsverträge unterschrieben als im Jahr davor, und auch dieses Jahr wird wieder mit einem Plus gerechnet. „Das liegt daran, dass sich die Berufsbilder ändern“, sagt Schmitt. „Die Berufe werden attraktiver, vieles kann per Tablet gesteuert werden.“ Außerdem wird viel Werbung gemacht, die junge Leute anspricht. Das Handwerk ist stark auf Ausbildungsmessen vertreten, und die Jugend hat mehr Mut zum Ausprobieren. Trotzdem ist noch Luft nach oben: In Baden-Württemberg gibt es momentan ungefähr 4 000 offene Handwerkslehrstellen.

Es gibt also noch viele Chancen auf einen Ausbildungsvertrag. „Wer nicht mehr weiterweiß, soll nicht aufgeben, sondern kann bei der Arbeitsagentur Kirchheim einen Termin vereinbaren. Dort werden Alternativen zum Wunschberuf entwickelt“, sagt Karlheinz Beck.

Mut lohnt sich: Manchmal muss man es auch wagen und sich mit einem nicht perfekten Zeugnis bewerben. Viele Unternehmen brauchen noch dringend Arbeitnehmer. Wem die Ausbildung schwerfällt, der bekommt dann Unterstützung von der Arbeitsagentur, zum Beispiel mit Nachhilfeunterricht. Wer dieses Jahr keinen Platz bekommt, kann berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen ergreifen oder ein Praktikum machen, das zum Teil auch bei der Ausbildung zu Buche schlägt.

„Am wichtigsten ist es, dass die Jugendlichen neugierig sind und Lust und Motivation haben, eine Stelle zu finden“, sagt Beck abschließend.

5 Für Jugendliche, die noch auf der Suche nach einer Ausbildung sind, gibt es eine kostenlose Hotline: 08 00/4 55 55 00