Lenninger Tal

Sprachakrobatik mit musikalischer Begleitung

Sehr kurzweiliger Karl-Valentin-Abend im Bahnhof Unterlenningen mit Bernhard Moosbauer und Bernd Löffler

Lenningen. Natürlich beginnt ein Karl-Valentin-Abend nicht etwa um 19 oder 20 Uhr, sondern am 11.11. um 19.11 Uhr. Das Programm des

Kirchheimer Geigers Bernhard Moosbauer und des Lenninger Rezitators Bernd Löffler bot eine riesige Auswahl von Monologen, Dialogen, Couplets und Sketchen des berühmten Münchener Komikers Karl Valentin, der in der ersten Hälfte des 20.  Jahrhunderts durch seine Sprachakrobatik und seine hintergründig bis absurden Texte zusammen mit Liesl Karlstadt ein breites Publikum erreichte. Zahlreiche Literaten und Humoristen ließen sich von ihm inspirieren, darunter Berühmtheiten wie Bert Brecht, Samuel Beckett oder Loriot.

In Zusammenarbeit mit der Gemeindebücherei Lenningen und dem Förderverein Schlössle gestalteten Moosbauer und Löffler einen äußerst kurzweiligen Abend unter dem Motto „Mögen hätt‘ ich schon wollen, aber dürfen hab‘ ich mich nicht getraut“. Der Geiger bot bayerische Volksmusik auf seiner Violine dar, beide rezitierten gekonnt aus dem Werk Karl Valentins. Mit eingebaut war auch ein kurzer Streifzug durch das Leben des Komikers, der – Ironie des Schicksals – am Rosenmontag 1948 gestorben ist.

Das Lied „Die alten Rittersleut“ bildete den Auftakt des Abends und das Publikum stimmte sofort begeistert mit ein. Wer war nun dieser Karl Valentin? Geboren 1882 unter dem bürgerlichen Namen Valentin Ludwig Fey erlernte er zunächst das Schreinerhandwerk und tingelte dann lange als Alleinunterhalter ohne Erfolg durch Deutschland.

Er war ein „zaundürrer“, langer Geselle mit stakigen Beinen, spitzigen Knien und einem leptosomen Körperbau. Seine Mutter habe seine Brustrippen früher zum Meerrettichreiben verwendet, klagte er einmal.

Als Person war er schwierig und oft krank, er hatte Asthma und war Hypochonder. Ein Freund sagte: „Aus der Sphäre der Hypochondrie, der super sensiblen Nerven kam alles Ausgefallene, was er sich erdachte“. So entstanden Sätze wie: „Metaphysik ist der Versuch, in einem verdunkelten Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die sich gar nicht darin befindet“. Erst mit Elisabeth Wellano, die den Künstlernamen Liesl Karlstadt annahm, begann seine Bühnenkarriere. Er übernahm meistens die Rolle des skurrilen Mannes, seine Partnerin den Widerpart mit gesundem Menschenverstand. Sie schenkte ihm einmal ein Porträtfoto mit der Aufschrift: „Meinem komischen Partner Karl Valentin in nie versagender Geduld gewidmet von Liesl Karlstadt, Beruf: Nervenärztin. Nebenbeschäftigung: Komikerin.“ Das zeigt, wie anstrengend die Arbeit mit Valentin gewesen sein musste. Später überwarfen sich die beiden und Karl Valentin konnte danach nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen.

Die Beiträge von Moosbauer und Löffler waren vielfältig: Zaubern im Radio (hinter dem Vorhang), ein verhängnisvolles Geigensolo, das Lied vom Sonntag, der Naturprofessor, natürlich der Buchbinder Wanninger, die Geldentwertung (Vortrag von Herrn Heppertepperneppi, der sich im angeheiterten Zustand befindet), der Magnet-Fisch-Angel-Fix, die Jahreszeiten, Vater und Sohn unterhalten sich über den Krieg, die Trommelverse und noch vieles andere.

Der Karl-Valentin-Abend war ein Erfolg. Spätestens seit ihrem Don Quijote-Abend im vergangenen Jahr kennt man die beiden Vortragenden als begeisterte Interpreten von komisch-skurrilen Geschichten. Der Kirchheimer Bernhard Moosbauer studierte Schulmusik mit den Schwerpunkten Musiktheorie und Viola, dazu Komposition, Barockvioline, Musikwissenschaft und Neuere Geschichte. Er spielt derzeit als freiberuflicher Musiker. Der Lenninger Bernd Löffler leitet das Antiquariat in Oberlenningen. Beide bestechen durch ihre Musikalität, ihre Schauspielkunst und eigene Begeisterungsfähigkeit.

Was bleibt sonst noch zu sagen? Das Bürgerhaus war voll besetzt, die Zuhörer amüsierten sich vortrefflich und Karl Valentin überzeugte zum wiederholten Male durch seine Wortklaubereien, seine verquere Logik, seinen Humor und seine Hintergründigkeit. So sagte er einmal: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“

Vielleicht sollt man die letztere im Leben nicht zu sehr vernachlässigen.