Lenninger Tal

Torfmoose schichten das Torfmoor langsam auf

Landschaftspflegetag dient dem Schutz eines einmaligen Kleinods im Landkreis Esslingen

Moorschutz ist aktiver Natur- und Klimaschutz. Beim Landschaftspflegetag, den das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb, das Regierungspräsidium Stuttgart und der Schwäbische Albverein am Samstag veranstalteten, machten sich deshalb rund 80 Freiwillige für den Erhalt des Schopflocher Moors stark.

Um gegen die Verbuschung des Schopflocher Moors vorzugehen, haben sich rund 80 freiwillige Helfer am Landschaftspflegetag des Na
Um gegen die Verbuschung des Schopflocher Moors vorzugehen, haben sich rund 80 freiwillige Helfer am Landschaftspflegetag des Naturschutzzentrums, des Regierungspräsidiums und des Schwäbischen Albvereins beteiligt. Bei der Arbeit ging es mitunter heiß her.Foto: Daniela Haußmann

Lenningen. Voller Tatendrang sammeln Juniorranger, Mitglieder des Schwäbischen Albvereins und der Behindertenhilfe Linsenhofen auf den Feuchtwiesen beim Otto-Hoffmeister-Haus Schnittgut ein und tragen Äste, Zweige und kleinere Stämme mit vereinten Kräften zu meterhohen Feuerstellen. „Die Aktion soll der Verbuschung des Schopflocher Moors entgegenwirken“, erklärt Sonja Berger vom Naturschutzzentrum. „Deshalb haben wir einige Bäume gefällt, weil sie dem Biotop Wasser entziehen, das über die Blattoberfläche verdunstet wird.“

Baden-Württemberg weist laut Heinz Reinöhl vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz rund 45 000 Hektar Moorfläche auf, das entspricht etwa 1,3 Prozent der Landesfläche. Rund 76 Hektar entfallen auf das Schopflocher Moor, das wie viele andere Moore im Land in der Vergangenheit durch Torfabbau zerstört worden war. Ende des 18. Jahrhunderts wurde es durch Entwässerungsgräben ausgetrocknet, wie Sonja Berger erläutert. Mit Spundwänden aus Holzdielen, die quer in die Gräben eingelassen wurden, ließ sich der weiteren Austrocknung des Torfkörpers erfolgreich entgegenwirken. „Das hat nachhaltig zur Wiedervernässung des Moors beigetragen“, bilanziert sie. Hinzu komme eine ganze Reihe von Pflegearbeiten, die über das Jahr verteilt erbracht werden. Darunter eben auch der Landschaftspflegetag.

Ulrike Möck, Leiterin des Referats Naturschutz und Landschaftspflege beim Regierungspräsidium Stuttgart, berichtet, dass die über viele Jahre hinweg erhobenen Pegelstände des Schopflocher Moors möglichst bald und eingehend analysiert werden sollen. „Die Auswertung wird zeigen, ob und wie sich die Renaturierung des Biotops weiter unterstützen lässt“, so die Biologin. Wichtig sei es auch, zu verstehen, woher das Wasser kommt und wohin es im Moor fließt. Zur Renaturierung benötige das Schopflocher Moor nährstoffarmes Wasser, das für Bildung und Wachstum von Torfmoosen wichtig sei.

„Sie bilden dicke Polster, die absterben und Torf bilden, der von neuen Torfmoosen besiedelt wird“, erklärt Ulrike Möck. So wachse das Moor Schicht um Schicht und gewinne dabei Abstand zum kalkhaltigen Untergrund, der kontraproduktiv für die Moosbildung sei. „Deshalb ist ein guter Wasserhaushalt wichtig. Er sorgt dafür, dass der saure pH-Wert des Moors nicht basisch wird“, betont Heinz Reinöhl. Aus diesem Grund war auch die Erweiterung des Naturschutzgebiets auf rund 76 Hektar im Jahr 2006 von großer Bedeutung, wie Ulrike Möck ergänzt: „Der Zufluss von Nitrat aus der Landwirtschaft kann damit zwar nicht gänzlich unterbunden werden, aber die zusätzlichen Flächen bilden für die Renaturierung wichtige Pufferzonen.“

Landrat Heinz Eininger, der beherzt mit anpackt, betont, dass in der Vergangenheit wertvolle Anstrengungen unternommen wurden, um das größte Moorvorkommen auf der Schwäbischen Alb im Kreis Esslingen zu erhalten. Das 1942 zum Naturschutzgebiet erklärte Schopflocher Moor sei ein Kleinod in der hiesigen Kulturlandschaft, das es mit Pflegemaßnahmen sukzessive fortzuentwickeln gelte. „Es ist wichtig, die Wertschätzung an der Natur weiterzugeben. Gerade deshalb freue ich mich, dass heute viele junge Leute mit dabei sind“, so Eininger. Reinhard Wolf, Vizepräsident des Schwäbischen Albvereins, betont, dass es wichtig sei, die Identifikation mit dem Naturraum und die Wertschätzung für ihn zu fördern.

„Ich will dazu beitragen, dieses wertvolle Moor, das für viele seltene Pflanzen und Tierarten der einzige Lebensraum ist, in dem sie vorkommen können, zu erhalten“, sagt der 19-jährige Tobias Dettinger. „Außerdem ist es ein bedeutender Naherholungsraum, den ich nicht missen möchte und der zeigt, wie wichtig das Engagement für den Erhalt unserer Umwelt ist.“ Beim Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor packt auch Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht passioniert mit an. Er trägt zwar einige Brandlöcher an der Kleidung davon, was er aber gut verschmerzt, denn auch für ihn steht der Erhalt des Naturraums im Vordergrund.