Lenninger Tal

Tratschen ist gut fürs Hirn

Neurowissenschaftlerin Elke Präg erklärt die Geheimnisse des Gedächtnisses

Wer älter ist, lernt vielleicht etwas langsamer, aber es ist immer möglich, die Lernfähigkeit zu trainieren. Die Neurowissenscha
Wer älter ist, lernt vielleicht etwas langsamer, aber es ist immer möglich, die Lernfähigkeit zu trainieren. Die Neurowissenschaftlerin Dr. Elke Präg erläuterte in der Lenninger Sulzburghalle, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Foto: Thomas Krytzner

Lenningen. Das Gehirn ist ab 50 Jahren nicht weniger einsatzbereit als ein junges. So die Erkenntnis aus

THOMAS KRYTZNER

dem Vortrag der Neurowissenschaftlerin Dr. Elke Präg in der voll besetzten Sulzburghalle. Der Männerstammtisch 50PLUS und die BKK Scheufelen haben zum Vortrag über das menschliche Gehirn eingeladen. Autorin und Wissenschaftlerin Dr. Elke Präg erklärte das Gehirn bildlich und bezeichnete es kurzerhand als Unternehmen mit verschiedenen Abteilungen.

Die Begriffe Nervenenden, Synapsen, Zellen erklärte sie anhand von Beispielen, die für jeden Zuhörer nachvollziehbar waren. Dabei erkannten die Gäste, dass richtungsweisende Entscheidungen für die Zukunft nur durch Erfahrungen in der Vergangenheit getroffen werden können. Sinnbildliches Beispiel war die bekannte Suche nach dem Weg, wenn Mann oder Frau unterwegs sind. „Die Frauen fragen öfters nach, und Männer fragen kaum, sind aber dafür länger unterwegs“, erklärte die Expertin und sorgte damit für Lacher im Publikum. Sie deutete damit auf die Aktivierung der Gehirnzellen hin. Wer eine Strecke mit dem Auto fahren will und ohne Navi oder Karte unterwegs ist, wird sich, gemäß Präg, öfter verfahren, mehr Zeit benötigen und den Benzinverbrauch steigern. „Beim zweiten Befahren der Strecke fährt man weniger falsch, kommt schneller an und braucht weniger Benzin.“ So verriet Elke Präg die Lernfähigkeit des Gehirns.

Die verschiedenen Abteilungen im Gehirn arbeiten nach den Ausführungen der Neurowissenschaftlerin zusammen. „Wird eine Abteilung längere Zeit nicht benötigt oder überflüssig, wird diese, wie im realen Unternehmen, abgebaut.“ Das heißt, die nicht genutzten Hirnzellen und Zellverbindungen baut das Gehirn ab. „Das Gehirn verfolgt die größtmögliche Effizienz; es will mit geringstem Aufwand den besten Effekt erreichen.“ Präg vergleicht die nicht genutzten Zellen mit einem Porsche, der statt auf der Autobahn zu rasen, auf einem Feldweg unterwegs ist. „Da geht alles langsamer.“ Doch, so die Vortragende, das Hirn ist genial. Denn selbst nach 20 Jahren ist es möglich, das Gehirn aufzubauen. In der Folge brachte Elke Präg die Zuhörer in die Gegenwart. „Das ältere Gehirn benötigt mehr Zeit und vor allem mehr Sauerstoff. Es probiert immer wieder, wenn etwas nicht funktioniert. Geht es auf der rechten Seite nicht mehr, kommt der Versuch auf der linken Seite.“ Sie empfiehlt lebenslanges Dazulernen. „Gestalten sie ihr Leben so abwechslungsreich wie möglich, rennen sie barfuß über eine Wiese, fahren sie Achterbahn“, rief sie den über 400 Gästen in Unterlenningen zu.

Schmunzelnd legte Elke Präg dann die Folie mit dem weiblichen und männlichen Gehirn auf und beschwichtigte aber: „Jeder hat ein individuelles, auf sein Leben angepasstes Gehirn.“ Und sie machte Hoffnung: „Die Gehirnfunktionen können immer wieder hochgefahren werden, selbst wenn der Mensch 70 Jahre alt ist. Das Gehirn stellt ja den Betrieb nicht einfach ein und geht in Rente.“

Ein weiterer Aspekt für täglich neue Eindrücke, so die Gehirnspezialistin, sind Tratschtanten. Präg empfiehlt, diesen nicht aus dem Weg zu gehen, „oder haben sie schon mal eine Klatschbase mit Gedächtnisverlust gesehen?“

Nach ihrer Warnung, dass ein Überangebot von Vitaminen und Mineralstoffen auch schädlich sein kann und beim Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln Vorsicht geboten ist, stellte sich Präg den Fragen einiger Gäste. „Sind Smartphones für Kinder schädlich?“, wollte ein Besucher wissen. Präg dazu: „Es kommt auf die Konsummenge an. Zu viel ist nicht gut, zu wenig aber auch.“ Ein weiterer Interessierter wollte wissen, warum einige Menschen sich schneller Dinge merken können. Darauf wusste Elke Präg Rat: „Die Einspeichernetzwerke sind verschieden ausgebildet. Das Merken kann durchaus trainiert werden.“