Lenninger Tal

Turbo oder Kolbenfresser

Traktor

Grabenstetten. „‚Hand drauf‘ ein Wort oder ein Handschlag gilt auch heute noch in der Landwirtschaft.“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende Gerhard Brändle die Mitgliederversammlung des Maschinenring Alb-Neckar-Fils (MR).

Weit über 200 Mitglieder folgten der Einladung des MR und erlebten in der Falkensteinhalle in Grabenstetten einen interessanten Abend. „Wir brauchen uns nicht hinter unserer Arbeit zu verstecken. Unser Image in der Bevölkerung ist weit besser, als es durch die Medien dargestellt wird“, sagte Brändle in seiner Begrüßung. Gleichwohl sei jeder Einzelne aufgefordert, ein positives Bild der Landwirtschaft nach außen zu tragen. Der Maschinenring hat sich auch im vergangenen Jahr gut weiterentwickelt. Stabile Mitgliederzahlen, leicht steigende Umsätze sowie ein wachsendes Angebot an Mietmaschinen und Dienstleistungen - darauf könne man stolz sein, unterstrichen Vorsitzender Gerhard Brändle und Geschäftsführer Siegward Betz. „Und hier sind wir noch nicht am Ende. Für 2018 sind bereits weitere Investitionen in Mietmaschinen geplant“, so Betz. Fasst man alle Geschäftsfelder des MR zusammen, ergibt sich ein Umsatzvolumen von vier Millionen Euro. Dies ist ein Zuwachs von knapp einem Prozent zum Jahr 2016. Mit Bedauern informierte der Geschäftsführer über den Verlust eines Teils des Grüngut-Auftrages beim Landkreis Reutlingen.

Eine Fülle motivierender Empfehlungen gab Gastredner Rolf Brauch. Als Seelsorger und Berater der evangelischen Landeskirche Baden konnte der 56-Jährige aus einem reichen Erfahrungsschatz plaudern. Unstetige Zeiten verunsichern die Landwirte. Die Sehnsucht nach Halt und Entschleunigung ist bei den Menschen groß. Halt setzt der gelernte Agraringenieur mit „Humusbildung in der Landwirtschaft“ gleich. Mit dem eingeschalteten Turbo auf dem Betrieb zu wirtschaften hat auf Dauer seinen Preis. Wenn nicht achtsam mit der Familie umgegangen wird, kann schnell ein Kolbenfresser draus werden. Den männlichen Zuhörern rät Brauch: „Nutzen Sie ihren großen Traktor nicht dazu, sich bei Konflikten schnell vom Hof zu machen. Treten Sie die Feuer aus, so lange sie klein sind.“ Als Unternehmer ist jeder Landwirt selber für seinen Erfolg verantwortlich. Von dem oft zitierten Spruch „Wachsen oder Weichen“ hält der Autor von mehreren Büchern nichts. Der Rhythmus der Vergrößerung wachse immer schneller. Da stellt sich dann irgendwann die Frage: Hält das Herz, hält der Verstand und hält der Geldbeutel das aus? Auch überschaubare Größen, genauso wie Gemeinschaftsbetriebe oder „klein und besonders“ können wirtschaftlich erfolgreiche Betriebsformen sein.pm