Wasser ist eines der wichtigsten Elemente auf dem Planeten. Während viele den leichten Zugang zu Wasser schätzen, sind weltweit rund zwei Drittel der Menschen ohne sauberes Trinkwasser. Dies stellte Benjamin Adrion, ehemaliger VfB- und späterer FC-St.-Pauli-Mittelfeldspieler, bei einem Trainingslager auf Kuba fest. Er begeisterte kurz darauf seinen Studienkollegen Micha Fritz in Heidelberg mit der Idee, Menschen auf der Welt den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. „Mir gefiel diese Vision so gut, dass ich kurzerhand nach Hamburg zog, um Benjamin Adrion bei der Umsetzung zu unterstützen“, erinnert sich Micha Fritz an die Gründungszeit von „Viva con Agua“. Der Verein wurde 2006 gegründet und baute auf die Infrastrukturen der Welthungerhilfe. „Diese war schon damals in den meisten Ländern vor Ort und wir konnten auf verfügbare Kontakte und Hilfsmittel zurückgreifen.“ Um auf den neu gegründeten Verein aufmerksam zu machen und an Geld zu kommen, wurden Konzerte und Partys organisiert. Diese hatten den positiven Nebeneffekt, dass viele junge Menschen beim Wasserprojekt mithelfen wollten. „Am Anfang war nicht absehbar, ob ,Viva con Agua‘ Anklang findet“, erklärt Micha Fritz, „doch rasch konnten wir in Äthiopien unser erstes Projekt mit Wasserspendern umsetzen.“ Genauso schnell stellten sich weitläufige Erkenntnisse beim weltweiten Brunnenbau ein. „Während wir in Nicaragua nach wenigen Metern auf Wasser stießen, mussten wir in Äthiopien zwischen 60 und 140 Meter tief bohren.“
Dies war dann auch bei den finanziellen Mitteln zu spüren: Ein Brunnen in Nicaragua kostet um die 5000 Euro, in Äthiopien aber vier Mal so viel, nämlich 20 000 Euro. „Seit der Gründung des Vereins haben wir weltweit rund 15 Millionen Euro gespendet“, weiß Micha Fritz. Die Kommunen sollen sich an den Kosten beteiligen. „Es gibt jedoch Länder wie Nepal, die kaum Geld haben“, ergänzt Agnes Fritz, „sie beteiligten sich bei einem Projekt mit eigens hergestelltem Beton für den Brunnenbau.“ Agnes Fritz, gebürtige Lenningerin, arbeitet ebenfalls im Verein. Sie und Micha lernten sich während der Arbeit in Hamburg kennen. Vergangenes Jahr mussten sie ihr Projekt in Kalifornien wegen Corona aufgeben und kehrten gerade noch rechtzeitig nach Deutschland zurück.
Um in den verschiedenen Ländern an Wasser zu kommen, ist beinahe jedes Mittel recht: „Da werden öfters Wünschelruten eingesetzt, um Wasserläufe aufzuspüren. Ein Hydrologe analysiert dann die Gesteinsschichten“, erläutert Agnes Fritz die Vorgehensweise. Glücksgefühle stellen sich dann ein, wenn endlich Wasser kommt. „Es ist wie die Geburt eines Kindes“, schwärmt Micha Fritz. Nur ist es mit der Erschließung der Wasserquelle längst nicht getan. „Nach der erfolgreichen Bohrung dauert es eine Woche, bis die Menschen, meist per Handpumpe, das erste Wasser abfüllen können. Zuerst muss die Wasserqualität bewertet werden“, so Agnes Fritz. Damit das Vieh die Wasserstellen nicht verunreinigt, werden diese im Zuge der Freigabe oft eingezäunt.
Rund drei Millionen Menschen hat „Viva con Agua“ bisher mit Trinkwasser versorgt. „Aber damit ist es nicht getan“, erläutert Agnes Fritz. Die Hygiene sei ein großes Thema, für das der Verein in Dörfern und Schulen sensibilisiert. Dabei spiele die Sprache eine untergeordnete Rolle. „Fußball kennen alle“, schwärmt Micha Fritz, „man wirft mitten auf dem Dorfplatz einen Ball in die Luft, die Menschen spielen sofort mit und schon hat man Kontakte geknüpft.“