Lenninger Tal
Umsteigen wird zur Dauerübung

Verkehr Der Zug durch das Lenninger Tal steht schon wieder still, zum Ärger von vielen Schülern und Berufspendlern. Die Bahn macht einen hohen Krankenstand dafür verantwortlich. Von Thomas Schorradt

Die Teckbahn steht auf dem Abstellgleis. Schon wieder. Seit Donnerstag, 26. November, ist die Nebenbahn zwischen Lenningen und Kirchheim lahmgelegt. Schon im Oktober hatten die Fahrgäste aus dem Lenninger Tal zwei Wochen lang auf Ersatzbusse ausweichen müssen. Der Grund, damals wie heute: ein „hoher Krankenstand beim Fachpersonal“.

So hat es die Bahn in dürren Worten den Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht wissen lassen. Der kann seinen angestauten Ärger im Mitteilungsblatt nur mühsam zurückhalten. „Nachdem der Teckbahnverkehr bereits seit dem 26. November eingestellt ist, hält diese unbefriedigende Situation also weiter an. Leider kann jedoch auch die Gemeinde keine Zugführer zur Verfügung stellen, um den Verkehr auf der Teckbahn zu gewährleisten“, schreibt der Schultes. Insbesondere mit Blick auf den Schülerverkehr werde die Verwaltung die Bahn auffordern, den Verkehr auf der Teckbahn so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.

Ärgernis hat bald ein Ende

Das könnte den Worten eines Bahnsprechers zufolge schon am kommenden Samstag der Fall sein. „Wir gehen davon aus, dass dann die Bahn wieder fahrplanmäßig fährt“, sagt ein Bahnsprecher, der einräumt, dass die häufigen Ausfälle der Teckbahn „eine unschöne Situation“ darstellten. Nachdem sich aber zuletzt die Krankmeldungen bei den Triebwagenführern gehäuft hätten und die Bahn immer wieder neue Notfallpläne habe aufstellen müssen, habe man einen harten Schnitt gemacht und den Betrieb auf der Schiene gleich für zwei Wochen eingestellt. „So wissen die Fahrgäste wenigstens verlässlich, dass für sie Busse bereitstehen“, erläutert der Bahnsprecher.

Derzeit werden die Passagiere am Bahnhof in Lenningen-Oberlenningen in der Hauptverkehrszeit von drei Bussen aufgenommen. Je ein Bus kommt entlang der Strecke in Unterlenningen und Owen hinzu. „In den dann insgesamt fünf Bussen haben die Fahrgäste die Möglichkeit, den notwendigen Abstand zu halten“, versichert der Bahnsprecher.

Nach Erhebungen des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) wird die rund zehn Kilometer lange Strecke allein im morgendlichen Berufs-und Schülerverkehr von bis zu 300 Fahrgästen genutzt. „In Corona-Zeiten dürften es etwas weniger sein“, sagt der Bahnsprecher. Den Schienenersatzverkehr übernimmt das Weilheimer Busunternehmen Fischer. Die Fischer-Busse haben der Bahn vor Monatsfrist schon einmal aus der Patsche geholfen. Auch damals hatten sich mehrere Zugführer krankgemeldet, worauf sich die VVS-Verantwortlichen an das Weilheimer Unternehmen gewandt hatten. Trotzdem hatten Berufspendler und Schüler in einer Übergangszeit dicht an dicht gestanden, weil die anfänglich georderten zwei Busse mit dem Ansturm der Fahrgäste zu den morgendlichen Stoßzeiten überlastet waren.

Erst mit der Bestellung eines dritten Busses hatte der Verkehrsbetrieb schließlich entgegengesteuert. Auch das Problem mit der knappen Personaldecke hofft die Bahn bald in den Griff zu bekommen. „Zum Jahresende kommen insgesamt acht neu ausgebildete Kollegen im Führerstand hinzu“, verspricht der Bahnsprecher. Dann stünden auf den VVS-Strecken in der Region insgesamt 410 ausgebildete Triebfahrzeugführer zur Verfügung. Ob mit dem Zuwachs allerdings auch der Engpass auf der Teckbahn der Vergangenheit angehören wird, dafür will der Bahnsprecher seine Hand nicht ins Feuer legen. Seinen Worten zufolge haben die neu ausgebildeten Lokführer allesamt nicht die Berechtigung, die alten Dieseltriebwagen im Lenninger Tal zu bewegen.

Ungeachtet aller Probleme erfreut sich die Teckbahn steigender Beliebtheit. Waren im Jahr 2011 am Endbahnhof in Oberlenningen noch 352 Fahrgäste pro Tag gezählt worden, so waren es im Jahr 2018 schon 790. Das geht aus einer Antwort der Bahn auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) hervor. Damit liegt die Teckbahn im Trend. Im Kreis waren die Fahrgastzahlen im vergangenen Jahrzehnt von 92 000 auf 138 000 gestiegen.