Lenninger Tal

„Unser Netz“ gewinnt den Pflegepreis

Auszeichnung Vertreterinnen des Lenninger und Owener Vereins genießen in Berlin die ganz große Bühne. Die Jury lobt das Engagement und sieht die Angebote als enorme Chance für Pflegebedürftige.

Zum Angebot von „Unser Netz“ gehört der Kaffeenachmittag in der Oberlenninger Seniorenwohnanlage. Foto: Jean-Luc Jacques

Im Wintergarten Variété in Berlin knallten gestern Abend bei einer festlichen Gala die Korken, und drei Vertreterinnen von „Unser Netz“ hatten allen Grund, mitzufeiern: Der Lenninger und Owener Verein gewinnt in der Kategorie „Innovation“ den Deutschen Pflegepreis 2019.

Die Auszeichnung wird von der Sparkassen-Finanzgruppe verliehen. Die Experten-Jury aus Gesundheit, Politik und Wirtschaft, darunter der Staatssekretär für Gesundheit und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, wählte den Verein, der sich der „Pflege im Quartier“ widmet. Die Jury lobt „Unser Netz“ für sein nahes, engagiertes und tragfähiges Versorgungsangebot mit einer vorbildlichen sozialen Infrastruktur, das Bürgern in Lenningen und Owen erlaubt, zu Hause zu bleiben, auch wenn sie Pflege benötigen. Positiv hervorgehoben wird auch, dass Hilfen im Alltag, ein erweitertes Angebot für Menschen mit Demenz, Bewegungsgruppen und ein Bürgerfahrdienst zum Einkaufen Pflegebedürftigen ermöglichen, am Gemeindeleben teilzunehmen.

Zudem ist der Verein Betreuungsträger einer Seniorenwohnanlage. Die Sparkassen-Finanzgruppe sowie ihr Kranken- und Pflegeversicherungspartner Union Krankenversicherung (UKV) sehen diese neuen Lösungsansätze in der Pflege als enorme gesellschaftliche Chance und zeichnen mit dem Preis das außerordentliche Engagement des Projekts aus. UKV-Vorstandsmitglied Manuela Kiechle betont: „Das Projekt ‚Unser Netz‘ lebt den Quartiersgedanken vorbildhaft und zeigt, dass ein dichtes und bedarfsgerechtes Netz an Beratung und Betreuung zu Hause auch im ländlichen Raum möglich ist.“

Gabriele Riecker, Leiterin der Geschäftsstelle des Vereins „Unser Netz“, Owens Bürgermeisterin und Vorstandsvorsitzende, Verena Grötzinger sowie die Initiatorin der Bewerbung, Sibylle Schmid-Raichle, Gebietsdirektorin der Sparkassenversicherung, nahmen gestern Abend die Trophäe entgegen, die zudem 10 000 Euro in die Kasse des Netzes spült. „Wir versuchen, mit kleinen Hilfen von Mensch zu Mensch das Leben für viele einfacher zu machen“, so bringt Gabriele Riecker auf den Punkt, was der Verein leistet. Es sei schön, dass das eine sehr fachkundige Jury wertschätze. Wie hoch der Preis einzuschätzen ist, zeigt sich daran, dass sich das „Netz“ unter 50 Bewerbern durchgesetzt hat. Mit Blick auf die rund 100 Ehrenamtlichen, die sich in dem Verein engagieren, betont Gabriele Riecker: „Es ist unser aller Preis.“ Geplant ist deshalb noch eine größere Veranstaltung vor Ort, zu der die Ehrenamtlichen eingeladen sind. Dabei soll der Scheck übergeben werden.

Schon bisher haben sich bundesweit andere Netzwerke immer wieder Ideen für die Versorgung im ländlichen Raum von „Unser Netz“ geholt. Beim Deutschen Pflegetag, der vom heutigen Donnerstag bis zum Samstag in Berlin über die Bühne geht, nutzt Gabriele Riecker in einem Workshop erneut die Gelegenheit, den Verein vorzustellen.pm/ank

Der Pflegepreis setzt dem „Netz“ die Krone auf

Der Deutsche Pflegepreis würdigt als höchste nationale Auszeichnung in der Pflege die Vielfalt im Pflegebereich in unterschiedlichen Kategorien: Neben dem Ehrenpreis des Deutschen Pflegerats, den die emeritierte Professorin der Katholischen Hochschule in Mainz, Professor Edith Kellnhauser, verliehen bekam, wurden in den Kategorien „Botschafter“, „Nachwuchs“, „Innovation“ und „Freund der Pflege“ Menschen und Projekte ausgezeichnet, die sich besonders engagieren. Die Preise sind mit einer Gesamtsumme von 18 000 Euro dotiert.

In der Kategorie „Praxis“ wurde in diesem Jahr kein Preis verliehen. Bis Ende Dezember 2019 können sich Einrichtungen aus dem stationären und ambulanten Bereich mit einer Idee zur langfristigen Bekämpfung des Personalengpasses in der Pflege bewerben. Unter dem Titel „Mitarbeiter für die Pflege gewinnen und binden - erfolgreiche Konzepte aus der Praxis“ können Projekte oder einzelne Maßnahmen im Internet unter www.deutscher-pflegepreis.de eingereicht werden.

Das „Netz“ wurde nicht zum ersten Mal ausgezeichnet: 2008 gehörte der Verein unter dem damaligen Namen „Lenninger Netz“ als eines von 25 Projekten zur Startsocial-Bundesauswahl. Die Anerkennung wird unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel verliehen. 2009 erhielt das „Lenninger Netz“ für den Start seines Projekts „Betreutes Wohnen zu Hause“ den zweiten Preis des bundesweiten Wettbewerbs der Stiftung „ProAlter“. 2015 landete „Unser Netz“ unter den zehn besten Projekten des Wettbewerbs „Land und Leute“, den die Wüstenrot Stiftung auslobt. Ausgezeichnet werden dabei Projekte, die auch unter ungünstigen demografischen Bedingungen die Perspektiven kleiner Gemeinden stärken.ank