Während fieberhaft an einem Impfstoff gegen Covid-19 geforscht wird, sucht die Industrie nach Lösungen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Firma LED 24-7 Punkt Com in Owen ist überzeugt, die harte Nuss geknackt zu haben: Mit UV-C-Strahlung lasse sich die DNA des Virus inaktivieren. „Das zerstört den Krankheitserreger“, erklärt der Geschäftsführer Georg Rössler. Er hat auch die eigenen Büroräume mit den selbst entwickelten AirtubeUVC-Geräten ausgestattet, die virenbeladenen Aerosolen den Kampf ansagen.
Am Freitag ließen sich Vertreter der SPD-Landtagsfraktion die Funktionsweise der Edelstahlzylinder der Marke UVCclean erklären, in die die speziellen Leuchten eingebaut sind. Obwohl die Firma im Risikogebiet liege, könne man bedenkenlos herkommen, meint der Fraktionschef und SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch zum Auftakt des Besuchs. „Hier gibt es eine Lösung des Problems. Wenn das Zeug in der Luft ist, muss man sie reinigen.“ Schon länger wird UV-Licht zum Beispiel in Krankenhäusern oder Schlachthöfen eingesetzt, um Flächen zu desinfizieren. Als klar war, dass sich das Coronavirus vorwiegend über den Atem verbreitet, kam Rössler auf die Idee, mit dem Licht die Raumluft zu säubern. Ausschlaggebend war für ihn die Schließung der Schulen und das Kontaktverbot im Frühjahr, unter dem auch sein achtjähriger Sohn litt.
Weil die UV-C-Strahlung für den Menschen schädlich ist, werden die Lampen in Edelstahlgehäuse eingebaut und abgeschirmt. Ausgestattet sind die Geräte, die es in unterschiedlichen Größen gibt, mit einer Lüftung. Sie saugt Luft an und verströmt sie desinfiziert wieder. Je nach Größe des Klassenzimmers benötigt man sechs Geräte für insgesamt rund 3000 Euro. Man wolle an die Landesregierung herangehen, bräuchte aber sicher Fördergelder, mutmaßt der Verkaufsleiter Daniel Schumann. „Geld ist derzeit nicht das Thema“, so Andreas Stoch. „Die Schäden, wenn man nichts tut, sind so unendlich viel höher.“ Für einen Einsatz an den Schulen sei jedoch ein Zertifikat, das die Wirkung beweist, unabdingbar. „Mir fällt schon jemand ein, den wir da anstupfen könnten“, so Andreas Stoch. Zwar gibt es Rössler zufolge internationale Studien, die nachweisen, dass das UV-C-Licht Bakterien und Viren, darunter auch Coronaviren, zerstört. Eine deutsche Studie speziell für SARS-CoV-2 stehe aber aus. Diese Woche startet mit den Owener Geräten ein Test an der Universitätsklinik in Essen. Er soll aufzeigen, wie damit die Konzentration von Viren in der Luft von Patientenzimmern sinkt. Um zu sehen, wie Schüler mit den Geräuschen der Geräte klarkommen, hatte das Unternehmen für sechs Tage einen Klassenraum in einer Schule in Bayern ausgestattet. 90 Prozent der Kinder fühlten sich davon nicht gestört. Mit 40 Dezibel ist ein AirtubeUVC-Gerät leiser als ein freistehender Kühlschrank. Ein positiver Nebeneffekt war, dass Schüler, die gegen Hausstaubmilben allergisch sind, während des Unterrichts nicht mehr niesen mussten.
Insgesamt hat die Firma bereits 50 Geräte verkauft. Unter den Kunden sind eine Privatschule, eine Metzgerei und eine Kanzlei. Stuttgarter Clubbetreiber überzeugten sich vergangene Woche ebenfalls von dem Produkt. „Sobald der Nachweis erbracht ist, knallt der Verkauf durch die Decke.“ Davon ist Andreas Stoch überzeugt. Der Kirchheimer SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kenner kann sich vorstellen, dass die Erfindung auch ein Exportschlager wird. Pro Monat könnte der Betrieb, der mit Firmen in der Region zusammenarbeitet, rund 1000 AirtubeUVC-Geräte produzieren.