Lenninger Tal

Vielfältiges aus pflanzlichen Faserstoffen

Ausstellung Nicht „auf“ Papier, sondern „aus“ Papier – so setzt Iris Flexer ihren Fokus bei der Ausstellung in der Gemeindebücherei in Lenningen. Von Sabine Ackermann

Hätten Sie gewusst, dass der 15. März der „Tag der Druckkunst“ ist? Mehr als 250 Veranstalter folgten dem Aufruf des „Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler“ (BBK), den ersten Jahrestag der Aufnahme künstlerischer Drucktechniken ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zu begehen.

Unter dem Motto „Kunst macht Druck“ fand eine dieser Veranstaltungen im Oberlenninger Schlössle statt, mit einer Ausstellung von Iris Flexer. Bevor die autonome Stuttgarter Künstlerin in einem Video erklärte, wie sie an ihrer Druckerpresse verschiedene Drucktechniken experimentell einsetzt und miteinander kombiniert, stimmte Ev Dörsam auf die Vernissage ein. Gemeinsam mit Stefan Lipka leitet Ev Dörsam die Gemeindebücherei, in deren Räumen die Ausstellung zu sehen ist - im dazugehörigen „Museum für Papier- und Buchkunst“ sorgt die Installation für viele Aha-Momente. „Papier ist ein ganz besonderer Stoff: seine Haptik, sein Geruch, sein Verhalten im Gebrauch, seine Zusammensetzung, der Herstellungsprozess“, beschreibt die Büchereileiterin fasziniert die Kunstwerke, in denen sich dieses reizvolle Material mit einer künstlerischen Idee vereint. Sie nennt die fast grenzenlosen Gestaltungsmöglichkeiten dieses Materials, mit dem man tagtäglich und meistens gedankenlos umgeht. „Es nur benutzen und dann manchmal doch erstaunt feststellen, welches Potenzial darin steckt, abgesehen vom Bedrucken, Einwickeln, Verpacken, Abwischen und Verbrennen“, betont Ev Dörsam und lässt dann ein wenig in die Gedankenwelt der Künstlerin blicken.

Fragen nach räumlicher Tiefe

Sie verrät, wie Iris Flexer von Raumintervention spricht und dabei den Fragen nachgeht: „Wie entsteht diese räumliche Tiefe im bildnerischen Prozess, sind Kontraste maßgeblich, sind es Licht und Schatten, welche Intensität an Farbigkeit lasse ich zu und wie viel Sichtbares ist notwendig?“

Darüber hinaus hinterfragt die Künstlerin, unter welchen Voraussetzungen die Beweglichkeit eines Objektes eine Assoziation von Zeit und Lebendigkeit hervorrufen kann. Nach der interessanten Einführung von Ev Dörsam stellte sich Iris Flexer dem Publikum, widmete sich wissbegierigen Besuchern und hielt zwischendurch ein „Fachgespräch“ mit Thorben aus Nürtingen. „Ich gehe so ziemlich zu jeder Ausstellung“, verrät der Neunjährige, der mit seinen Bildern in einer Mischtechnik aus Holz- und Filzstiften bereits auf Einzel- und Gruppenausstellungen in seinem Heimatort zu sehen war. „Schön ist, dass sich das bewegt und dadurch lebendig wird“, findet nicht nur Ursula Haarscheidt aus Stuttgart Gefallen an der Installation namens „Himmelwärts“. Bei diesem filigran wirkenden Blickfang hat die kreative Schwäbin einzelne Seiten und Sätze aus einem Buch gelöst, die wie durch einen Luftzug angestoßen rhythmisch gen Himmel steigen. Befestigt an fast durchsichtigen Nylonfäden sorgen hundert Buchseiten aus William Makepeace Thackerays Roman ohne Helden „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ auf eine ganz andere Art für Aufmerksamkeit.