Lenninger Tal

Vom Clown zur Zirkusprinzessin

Manege In Unterlenningen gastiert zurzeit der Varieté-Familiencircus Nock und zeigt mit einer rührenden Show Szenen und Bilder aus dem Zirkusleben. Von Thomas Krytzner

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Im Zirkuszelt geht langsam das Licht aus, der Spot ist auf die Manege gerichtet und das Publikum wartet gespannt auf das Programm. Santana, die siebenjährige Tochter der Zirkusinhaberin Joanna Nock, blickt durch den Vorhang und betritt die runde Bühne. Bewaffnet mit Lippenstift und ihrem gelbroten Clownskostüm stapft sie mutig ins Rampenlicht. Sie zieht ihr Jäckchen, die Pluderhosen und ihre Clownsmütze an und beginnt, sich mit dem Lippenstift zu schminken. Zur Freude der Kinder malt die junge Artistin auch den jüngsten Zuschauern eine rote Nase. So beginnt die Geschichte des Varieté-Circus Nock.

Das Publikum wird auf eine Reise mitgenommen und bekommt einen Blick hinter die Kulissen. Mit dem Programm will der Zirkus die Entwicklung vom Clown zur Zirkusprinzessin erzählen. „Es ist fast wie das Märchen vom hässlichen Entlein“, erklärt Joanna Nock die Idee des Programms. Dabei hat es der Clown im Zirkus am schwersten. Er muss mit wenigen Mitteln das Publikum zum Lachen bringen. Santana schafft dies mit ihrer fröhlichen Art und erobert die Herzen der Zuschauer im Sturm. In der Geschichte, die immer wieder mit verschiedenen Nummern garniert wird, kann der Zuschauer erleben, wie der kleine Clown älter wird, wächst und sich weiterentwickelt. Am Schluss strahlt eine Zirkusprinzessin vom Trapez, und der Clown hat seine anfängliche Traurigkeit abgelegt und kann nun im Applaus baden.

Kein leichtes Leben

Das Leben als fahrende Zirkusfamilie ist heutzutage nicht einfach, wie Joanna Nock bestätigt: „Wir finden in der Region kaum Plätze, wo wir unser Zelt aufstellen können. Dabei brauchen wir doch nur 25 Quadratmeter Platz.“ Joanna Nock entstammt der berühmten Zirkusfamilie, die vor allem in der Schweiz auch heute noch die Zirkuszelte füllt. Und sie hat das Manegenleben im Blut. „Wir wollten schon immer eine eigene Show produzieren, und jetzt sind wir mit dem eigenen Zelt unterwegs.“ Mit „wir“ meint Joanna Nock die ganze Familie: Zirkuschef und Ehepartner Manuel Schickler, die Töchter Lilly (2 Jahre), Santana (7 Jahre), Klara (10 Jahre) und die 17-jährige Pflegetochter Jessica.

Das Leben im Wohnwagen macht zwar allen Spaß, ist aber nicht immer ganz so einfach. „Am schönsten ist es“, meint die Zirkus-Chefin, „wenn wir einen guten Platz haben und die Vorstellungen gut besucht sind.“ Leider ist die Zirkuswelt aber längst nicht mehr die Attraktion, wenn sie in die Dörfer und Städte kommt. Die Leute kommen nicht mehr in die Zirkusse, stellt Joanna Nock ernüchtert fest. Erschwerend kommt dazu, dass die Kommunen kaum noch Plätze zur Verfügung stellen. „Die Gemeinden haben schlechte Erfahrungen mit schwarzen Schafen gemacht. Der Ruf der Zirkusse hat gelitten.“ Viele hätten einfach den Müll auf den Stellplätzen liegen lassen. Dabei sei es doch so einfach, den Platz wieder sauber zu verlassen. „Jeder Bauhof nimmt den Müll an.“ Trotz der Hürden sind alle guter Dinge und es gibt auch immer wieder tolle Momente. „Klara vergoss einige Tränen, als sie mitten in der Vorstellung vom Publikum ‚Standing Ovations‘ bekam.“ Für die Inhaberin des Varieté-Circus ist es die größte Freude, wenn das Zelt voll ist und wenn das Publikum begeistert ist.

Üben, üben, üben

Sobald die Zirkusfamilie mehrere Tage an einem Ort gastiert, heißt es für die jungen Artisten: „Ab in die Schule.“ Denn: Auch für Zirkuskinder gilt die Schulpflicht. Geübt wird meistens am Nachmittag. „Die Mädels proben viermal am Tag für 30 Minuten, und mit Spaß.“ Dies bestätigt Klara, die am Schwungtrapez ihre Kunststücke hoch über der Manege zeigt. „Da muss man schwindelfrei sein, aber es macht mir Freude, im Prinzessinnenkleid zu schwingen.“ Der Ehrgeiz treibt die Kinder der Zirkusfamilie an. „Es braucht keine Strenge, und ich werde als Mama eh nicht ernst genommen“, lacht die Zirkus-Chefin. Beim Zeltaufbau und auch beim Abbau hilft die ganze Familie mit. „Die Kinder räumen den Müll weg. Wenn wir weg sind, sieht man nicht mehr, dass wir da waren.“ Wer die Show besucht, schnuppert Zirkusluft pur. Es riecht nach Popcorn und Zuckerwatte, in der Pause gibt es Pommes, und für besondere Showeffekte gibt es Leuchtstäbe fürs Publikum. Tiere sind allerdings nicht zu sehen. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden“, betont Joanna Nock, „und die Kinder im Publikum vermissen die Tiere nicht.“ Müssen sie auch gar nicht, denn die rührende Geschichte, die unterm Zirkuszelt erzählt wird, bietet faszinierende Illusion und Spannung zugleich.

Körperspannung pur. Die zehnjährige Klara beim täglichen Training in der Manege. Foto: Thomas Krytzner
Körperspannung pur. Die zehnjährige Klara beim täglichen Training in der Manege. Foto: Thomas Krytzner
Der Zirkus überzeugt nicht nur mit Akrobatik, sondern mit seiner natürlichen Grazie.Fotos: Thomas Krytzner
Der Zirkus überzeugt nicht nur mit Akrobatik, sondern mit seiner natürlichen Grazie.Fotos: Thomas Krytzner

Der Zirkus in Unterlenningen

Der Varieté-Circus Nock gastiert noch bis Sonntag, 30. September, auf dem Festplatz „Im Buch“ in Unterlenningen. Am heutigen Samstag findet die Vorstellung um 16 Uhr statt. Wer mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern kommt, erhält Popcorn und Softdrink gratis. Am Sonntag ist Überraschungstag, und die Vorstellung beginnt um 11 Uhr. Harz IV-Empfänger erhalten ermäßigte Eintrittskarten. Weitere Infos gibt es unter www.variete-circus-nock.de.kry