Lenninger Tal

Von Haus zu Haus

Die Lenninger freuen sich über die Sternsinger – Kinder sammeln für guten Zweck

Die Sternsinger in Oberlenningen brachten der Gemeinde ihren Segen. Nach der Aussendung in der katholischen Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt zogen die Sternsinger aus, um den Menschen im Ort die traditionelle Segensbitte an die Tür zu schreiben und Spendengelder für Bolivien zu sammeln.

Die Gruppe der Oberlenninger Sternsinger. Foto: Stefanie Klink
Die Gruppe der Oberlenninger Sternsinger. Foto: Stefanie Klink

Lenningen. Es ist kalt und neblig an diesem Tag, doch die Kinder der Oberlenninger Sternsingergruppe schreckt das nicht ab. Voller Erwartung ziehen sie los, um den Gemeindemitgliedern ihren Segen zu bringen. Luca, neun Jahre alt, erzählt, dass er schon zum zweiten Mal dabei ist, weil es ihm Spaß macht. Er ist heute in die Rolle des Sternträgers geschlüpft. Am meisten gefällt ihm, dass er das zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund Clemens erleben kann. Die beiden sind laut eigener Aussage wie „siamesische Zwillinge“. Clemens betreut die Spendenkasse. Die drei Mädchen der Gruppe sind als Heilige Drei Könige verkleidet. Giuliana, zehn Jahre alt, die heute als Balthasar gekleidet ist, ist seit der ersten Klasse als Sternsinger dabei und macht es so gerne, weil es ihr gefällt, „anderen Leuten zu helfen.“

Auch die sechsjährige Clara und ihre gleichaltrige Freundin Luise freuen sich, dass sie zusammen Sternsinger sein können. Clara übernimmt in diesem Jahr die Rolle des Melchiors, Luise ist Caspar. Antonella Russo, die Leiterin der Gruppe, sorgt dafür, dass es den Kindern gut geht, sagt den Text vor, wenn eines ihn vergisst und schreibt die Segensbitte an die Türen. „Sobald die Tür aufgeht, bitte singen!“, erinnert sie die Sternsinger immer wieder. Sie ist heute zum ersten Mal dabei und erzählt, dass die Gruppe gemischt ist – zwei Kinder sind katholisch und drei evangelisch.

Die Gruppe erreicht das erste Haus, es ist das des Pfarrers Jean-­Renaud Lubiangenu. Er freut sich und beschenkt die Gruppe am Ende mit einem großen Schokoladen-Nikolaus. Das motiviert die Gruppe, und es wird voller Vorfreude diskutiert, wie man die Ausbeute während der Tour transportieren soll.

Einer der Sternsinger klingelt etwas zögerlich an der nächsten Haustür. Banges Warten, alle schweigen gespannt. Da öffnet sich die Tür. Antonia Librandi begrüßt die Gruppe freudig. Die Kinder singen ein Lied und sprechen Gebete. Sie werden mit einer Geldspende belohnt, die einem Hilfsprojekt in Bolivien zugute kommt. Außerdem erhalten die Sternsinger weitere Süßigkeiten. Antonia Librandi verabschiedet die Gruppe lächelnd. Sie selbst ist am Montag dran, eine Sternsingergruppe durch den Ort zu geleiten.

Auch Giuseppina Marinacci begrüßt die Gruppe freudig. Sie gibt an, schon auf die Sternsinger gewartet zu haben: „Es ist schön, die Kinder singen zu hören“, sagt sie lächelnd.

Einige Türen bleiben geschlossen. Aber nur wenige Menschen öffnen und weisen die Kinder dann ab. Ein Mann entschuldigt sich höflich, weil er den Segen nicht möchte. Clemens und Luca erinnern sich an letztes Jahr, als sie von einem Mann an der Tür rüde abgewiesen wurden.

Während die Kinder von Haus zu Haus ziehen, wird spekuliert, wer wo wohnt und ob man jemanden besucht, den man kennt. „Da wohnen die Flüchtlinge, die haben eine andere Religion“, erklärt ein Kind. Aber auch hier wohnen Gemeindemitglieder, die gerne von den Sternsingern besucht werden wollen.

„So viele seid ihr dieses Jahr, das ist aber schön“, freut sich eine Dame. Die Zahl der Sternsinger pro Jahr ist unterschiedlich, weiß Ute Baumgärtner, Gemeindereferentin. Sie engagiert sich schon seit 16 Jahren bei den Sternsingern in Lenningen. „Dieses Jahr sind es sehr viele“, freut sie sich, und so können fünf von den neun kirchlichen Teilgemeinden besucht werden. Sie selbst war schon oft beim Sternsingen dabei und findet schön, dass „die Leute einen hereinbitten und man herzlich aufgenommen wird“. Sie wünscht sich für die Zukunft, „dass die Kinder weiterhin Begeisterung daran haben“ und „die Leute die Türen öffnen.“

Trotz der Kälte bleibt die Stimmung gut. Die Kinder tragen zunehmend selbstbewusst ihre Lieder und Gebete vor. Antonella Russo muss immer seltener soufflieren. Noch etwa zwei Stunden wird die Tour fortgeführt. Dann werden alle Sternsinger durchgefroren aber glücklich zurückkehren und bei einem Gemeindemitglied zum Abendessen eingeladen – und dort ihre süße Beute teilen.