Lenninger Tal

Was wäre die Welt ohne Whisky?

Brennerkunst Ein Kreis von Whisky-Liebhabern in Owen sieht in dem Destillat ein Getränk, das eine ganze Lebensanschauung ausmacht. Von Daniela Haußmann

Michael Roth (links) und Jochen Sommerluksch gehören zu einem erlesenen Kreis von Whisky-Liebhabern, der sich regelmäßig in Owen
Michael Roth (links) und Jochen Sommerluksch gehören zu einem erlesenen Kreis von Whisky-Liebhabern, der sich regelmäßig in Owen trifft.Fotos: Daniela Haußmann

Dass sich im Brennerstädtchen Owen nicht alles, aber doch vieles um den feingeistigen Genuss dreht, ist bekannt. Doch seit geraumer Zeit trifft sich dort ein kleiner Kreis von Whisky-Liebhabern, die tief in die Welt von Single Malt & Co. eintauchen. So mancher Kenner der Materie hält es gar mit dem englischen Schriftsteller Rud­yard Kipling, der in dem Destillat nicht bloß ein Getränk, sondern gleich eine ganze „Weltanschauung“ ausmachte. Eine Weltanschauung, die von einer außergewöhnlichen Vielfalt geprägt wird.

Denn auch wenn Whisky unstreitig aus Irland und Schottland stammt, gibt es inzwischen rund um den Globus Hersteller, deren Produkte einen eigenständigen Geschmack entwickelt haben. Für die Mitglieder des Owener Whisky-Clubs gibt es also viel zu entdecken. Holger Macho hält das Glas in seiner Hand ins Licht, dann führt er es zur Nase. Dem Connaisseur entspringt ein Seufzer. Als wolle er sagen: „Was wäre die Welt ohne Whisky.“ Das meiste Grundwissen hat er sich angelesen: über die Farbtöne, die Bedeutung der Schlieren an der Glasinnenseite und die Aromen von fruchtig bis rauchig.

Trotzdem lernen auch Kenner nie aus. „Wir wollen unsere Erfahrungen und unser Know-how ausbauen, in die Tiefe gehen“, erzählt Holger Macho. Entscheidender Vorteil ist für ihn deshalb, dass die Mitglieder ganz unterschiedliche Meinungen und Perspektiven einbringen.

„Einer von uns ist zum Beispiel Chemiker“, berichtet Macho. „Daher habe ich gelernt, dass man kurz- und langkettige Alkohole im Destillat riechen, schmecken und an der Viskosität der Spirituose erkennen kann.“ So lässt sich beim Tasting laut Jochen Sommerluksch schnell feststellen, ob ein Whisky etwa Fuselöle, wie Butanol oder Propanol, enthält. Wer diese Destillationsprodukte zu sich nimmt, braucht sich über den Kater danach nicht zu wundern. „Ob Fuselöle im Spiel sind, erkennt man einem unangenehmen Fruchtaroma“, klärt Sommerluksch auf. „Ein Zeichen dafür, dass in der Brennerei unsauber gearbeitet worden ist.“

Das Wissen in dem erlesenen Kreis aus Kennern und Genießern ist hoch. Farbe, Duft, Körper, Abgang - alles wird genau auf einem Bewertungsbogen notiert. Und nicht nur das. Bei Blindverkostungen bestimmen die Club-Mitglieder unter anderem auch das Alter eines Whiskys, aus welcher Region er stammt, ob er im Rum-, Calvados- oder Portweinfass gelagert worden ist.

Der Owener Brenner Thomas Dannenmann gibt bei den Treffen gerne sein Know-how weiter. Auch an Gäste. Die können über die Facebook-Seite des Clubs Kontakt mit den Mitgliedern aufnehmen, um an einer Verköstigung teilzunehmen. „Dort machen wir auch die Bewertungen von jedem Tropfen publik, den wir analysiert haben“, so Holger Macho. „Wer auf der Suche nach einem neuen Whisky-Erlebnis ist, findet dort also Anregungen.“

Die Club-Mitglieder verstehen sich nämlich als Botschafter: Ziel ist, die Whisky-Kultur zu fördern. Spätestens 2020, wenn Thomas Dannenmann sein 30-jähriges Betriebsjubiläum feiert, wird es ein öffentliches Tasting geben. „Alle Tropfen, die wir bis dahin gekauft und getestet haben, machen wir dann einem breiten Publikum zugänglich“, verspricht Dannenmann. Die Auswahl kann sich sehen lassen, denn ein guter Whisky hat in aller Regel auch seinen Preis. „Dank der Club-Gründung tragen wir die Kosten gemeinsam“, so Jochen Sommerluksch. „Daher kann man gelegentlich etwas probieren, was man sich alleine nicht leisten würde.“

Außerdem haben die Club-Mitglieder vor, ihren eigenen Whisky herzustellen. Dazu wollen sie ein Fass im Inneren ausbrennen. Dadurch werden Thomas Dannenmann zufolge Lingin und Cellulose etwa zu Ethylvanillin abgebaut, sodass der Whisky Vanille- und Karamellnoten erhält. Die Holzkohleschicht dient als Filter, der scharfe Stoffe aus dem Whisky entfernt und ihn so weicher macht. „Den eigenen Whisky herzustellen und ihm eine Richtung zu geben, das ist spannend“, findet Holger Macho, der sich schon darauf freut, dieses Vorhaben irgendwann in die Tat umzusetzen.

Den Whisky-Club in Owen gibt es seit Mai 2015. Er zählt neun Mitglieder, die sechs Mal im Jahr zusammenkommen. Bei diesen Treffen werden nicht nur edle Tropfen verköstigt, sondern es wird auch allerhand Wissenswertes vermittelt. Wer an einer Degustation teilnehmen will, kann sich unter www.facebook.com/Whisky.Club.Owen/ an den Verein wenden.

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