Lenninger Tal

Wenn nur nicht der Stammplatz wäre

Größtes Projekt der bei „BEO“ bürgerschaftlich engagierten Owener ist das fast monatliche Mittagessen

Der Aufruf von Bürgermeister Siegfried Roser im Amtsblatt hatte damals großen Erfolg: Rund 30 bis 40 Interessenten füllten Anfang 2006 den Owener Ratssaal. „BEO“, das „Bürgerschaftliche Engagement Owen“, war geboren. Es existiert bis heute, wenn auch etwas anders als ursprünglich einmal gedacht.

Aktive bei „BEO“, dem Bürgerschaftlichen Engagement Owen, das heute ein Teil von „Unser Netz - Verein zur Koordination sozialer
Aktive bei „BEO“, dem Bürgerschaftlichen Engagement Owen, das heute ein Teil von „Unser Netz - Verein zur Koordination sozialer Aufgaben in Lenningen und Owen“ ist: Von links sind zu sehen Friedlinde Kazmaier, Heidelinde Roth und Tanja Hofmann mit Lina. Foto: Peter Dietrich

Owen. Im Oktober 2011 schloss sich Owen dem Lenninger Netz an, und so entstand das gemeinsame „Unser Netz“. Seither sind etliche BEO-Mitarbeiter im neuen Netz aktiv, doch BEO tut noch mehr und organisiert vor Ort regelmäßig einen Mittagstisch, einen Kinderkleiderbasar und eine Hobbykünstlerausstellung.

Heidelinde Roth war beim BEO eine Frau der ersten Stunde. „Man wusste nicht, was auf einen zukommt“, erinnert sie sich. Das Angebot sollte keine Konkurrenz zu anderen Hilfsdiensten und zu Handwerksbetrieben sein und auch nicht die Bequemlichkeit Hilfsbedürftiger unterstützen. Es war an Beratung in Notfällen, Besuchsdienst, Einkaufshilfe, Fahrdienst, Kleinstreparaturen und vieles mehr gedacht.

Manches, das angedacht war, etwa die Unterstützung junger Familien, kam allerdings nie. Bei den Ortsrundgängen für Neubürger wurden dreimal rund 100 Einladungsbriefe versandt, zum Rundgang kamen aber nur drei bis vier Interessierte. „Der Aufwand lohnte sich nicht“, sagt Friedlinde Kazmaier. Sie erinnert sich auch an die schwierige Abgrenzung zu den Handwerkern. Dennoch: Beim Start warb bereits eine 18-köpfige Gruppe in einem Faltblatt um Verstärkung.

Heute zählt alleine das Team des jährlichen BEO-Kinderkleiderbasars in der Teckhalle rund sieben Leute. Eine von ihnen ist Tanja Hofmann. „Die ganze Aktion, vom Größensortieren bis zur Abrechnung, geht von Freitagmittag bis Samstagabend“, erzählt sie. Jedes Jahr helfen andere Owener Vereine mit, denen dann der Erlös des Basars in Höhe von jeweils rund 2 500 Euro zugutekommt. Beim letzten Mal durften die beiden Owener Flüchtlingsfamilien vorab einkaufen, mit fachkundiger Unterstützung.

Die Hobbykünstlerausstellung wird von lokalen Vereinen unterstützt, auch sie erhalten den Erlös. Die nächste Ausstellung ist allerdings erst für Herbst 2017 geplant. Bis dahin können die Hobbykünstler aus Owen und Lenningen ihre Vorräte an ausstellungsreifen Arbeiten noch kräftig auffüllen.

Das größte BEO-Projekt ist das fast monatliche Mittagessen, und das seit sechs Jahren. Heidelinde Roth erinnert sich noch gut an den Anfang. Sie ging zu Bürgermeisterin Verena Grötzinger, um mit ihr den Traum eines „Cafés in Owen“ zu besprechen. „Frau Roth, was halten Sie von einem Mittagstisch?“ fragte die Bürgermeisterin, schlug den Kalender auf und legte gleich einen Termin fest. Das Ziel war, Jung und Alt an einen Tisch zu bringen.

Das evangelische Gemeindehaus bietet eine große Edelstahlküche und außerdem Platz für bis zu 100 Gäste. Meist ist es beim Mittagstisch mit 80 bis 90 Gästen gut ausgelastet. Alle müssen sich anmelden – manche haben ein Abo und müssen sich abmelden, falls sie nicht kommen. Es gibt auch Essensgutscheine zum Verschenken.

Die Küche ist überwiegend in Frauenhand, ein Männerteam übernimmt den Auf- und Abbau. Fünf Euro kostet das Menü, einschließlich Getränken. Sie stehen auf einem schön gedeckten Tisch. Auf die Deko legt Friedlinde Kazmaier großen Wert – zwei bis drei Frauen kümmern sich darum. Eingekauft wird am Ort, das erledigt Heidelinde Roth. Was lokal wächst, etwa Kartoffeln, stammt aus der Nähe. Zu den Gästen zählen Erzieherinnen, Rathausmitarbeiter, Mütter mit Kindern und ältere Alleinstehende. Friedlinde Kazmaier würde sich wünschen, dass sich die Gäste noch mehr mischen. Doch manche Ältere bestünden leider auf ihrem angestammten Platz.

Natürlich gab es für alle Mitarbeiter eine Hygieneschulung, und von allen Speisen muss eine Restmenge aufbewahrt werden. Die Ehrenamtlichen hoffen, dass nicht immer mehr Vorschriften eines Tages dazu führen, dass dieses ehrenamtliche Engagement beerdigt werden muss. Eine Liste für alle Zutaten, von jeder einzelnen Speise? Das könnte bereits das Ende sein.

Die Kirchengemeinde bekommt keine Miete, aber jedes Jahr eine Spende für die Jugendarbeit und eine nützliche Anschaffung für die Küche. Außerdem soll mit dem Erlös des Mittagessens die geplante Owener Nordic-Walking-Strecke bezuschusst werden.

Der nächste Mittagstisch findet am Dienstag, 9. Juni, statt. Anmeldungen nimmt Heidelinde Roth unter der Telefonnummer 0 70 21/8 28 67 entgegen.