Lenninger Tal

Wer im Weg steht, wird weggeschaufelt

Hauptübung Die Freiwillige Feuerwehr Lenningen probt den Ernstfall in einem brennenden Haus in Brucken.

Die Menschenrettung hat oberste Priorität - beim Üben und im Ernstfall. Foto: Daniela Haußmann
Die Menschenrettung hat oberste Priorität - beim Üben und im Ernstfall. Foto: Daniela Haußmann

Lenningen. Dichte Rauchschwaden drangen aus dem Bruckener Gebäude, als die Rettungskräfte um kurz nach 16 Uhr eintrafen. Im Keller war ein Feuer ausgebrochen - zum Glück ist es nur die Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Lenningen. Rund 50 Schaulustige verfolgten aus nächster Nähe, wie die Floriansjünger den Ernstfall probten. Ein Jugendlicher, der sich ins Freie retten konnte, rannte zu Adolf Schott. Aufgeregt erzählte er dem Gruppenführer, dass sich noch zwei Personen im Untergeschoss befinden. Eilig rollten die Kameraden Schläuche aus, legten Verteiler und schlossen ein Standrohr an den Hydranten an.

Kurz darauf rollte das Löschfahrzeug LF 20/16 in den Postweg 33. Sofort entdeckten die Einsatzkräfte auf dem Balkon einen Jungen, der laut um Hilfe rief. „Ich wollte über das Treppenhaus nach draußen, aber dort ist überall Rauch“, schilderte er seine Lage. Ein Retter versucht, den Jugendlichen zu beruhigen. Binnen kürzester Zeit war die Leiter aufgestellt und am Balkon befestigt worden. Mit wenigen Handgriffen legte ein Feuerwehrmann eine Leine um den Mann, mit der er gesichert wurde.

Während der Gerettete die Sprossen hinunterstieg, drangen Florian Fleischmann und Lothar Welisch ins Untergeschoss vor. Der Rauch war so dicht, dass sie an der Wand entlang den Raum nach Vermissten absuchen mussten. Der untere Teil des Gebäudes wird mehrmals in der Woche von einer Spielgruppe genutzt. Genau dort liegt eine große Herausforderung für die Einsatzkräfte. Anders als Erwachsene verlassen Kinder bei Gefahr nicht den Raum, sondern neigen dazu, sich zurückzuziehen. „Wir haben schon tote Kinder in Schränken oder unter Betten gefunden“, sagt Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich. Deswegen würde jeder Winkel genauestens abgesucht. Unterdessen brachten Florian Fleischmann und Lothar Welisch den ersten Vermissten ins Freie. Auf der Rückseite des Evangelischen Gemeindehauses hatten die Feuerwehrleute der Abteilung Brucken eine Riegelstellung aufgebaut. Sie verhindert, dass der Brand auf eines der Nachbargebäude übergreift.

Während die Kameraden den Rauch aus dem Untergeschoss bliesen, wanderte Bernd Attingers Blick über die Straße. Jeder Fahrzeuglenker sollte wissen, dass beim Parken vom Kreuzungsbereich ein Abstand von fünf Metern einzuhalten ist. Das hat seinen Grund. „Ein Feuerwehrfahrzeug benötigt einen Mindestradius in Kurven“, so Kreisbrandmeister Dittrich. Im Notfall werden Schaufeln unter die Reifen geschoben, um sie wegzuziehen. Die Zeit und Kapazitäten werden jedoch, angesichts der Leben, die bei einem Brand auf dem Spiel stehen, dringend an anderer Stelle benötigt.

Der Ablauf der Übung wurde durch das alte Tragkraftspritzenfahrzeug der Abteilung Brucken etwas verzögert. „Im Gegensatz zu neueren Modellen können sich die Kameraden während der Fahrt die Ausrüstung nicht vollständig anlegen“, urteilte der Experte. Daniela Haußmann