Lenninger Tal

„Wir wollen Kunst aufs Land bringen“

Kultur Mit dem Interim-Festival läuft seit dem Wochenende eine experimentelle und innovative Veranstaltung am Nordrand der Schwäbischen Alb. Von Thomas Krytzner

Wie klang der Heidengraben einst? Diese Frage beantwortete der Interim-Projektchor auf eindrückliche Weise bei der Premiere des
Wie klang der Heidengraben einst? Diese Frage beantwortete der Interim-Projektchor auf eindrückliche Weise bei der Premiere des Interim-Festivals. Foto: Thomas Krytzner
Interim-Projektchor
Foto: Thomas Krytzner

Unterschiedliche Kunstgewerke finden auf dem Interim-Festival zusammen: Bildende Kunst, Musik, Theater und Architektur. Dabei stehen diese nicht nebeneinander, sondern werden im Dialog zur hybriden Gestalt. Dass dieses Festival von nationaler Bedeutung ist, zeigen auch die prominenten Unterstützer.

Scott (Martin König) erteilte musikalisch den Startschuss zur Suche im Heidengraben.
Scott (Martin König) erteilte musikalisch den Startschuss zur Suche im Heidengraben.

Zur Premiere am Samstag kamen Staatssekretärin Petra Olschowski als Vertreterin für Theresia Bauer (MdL), Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Landrat Thomas Reumann und Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes. Ihnen gefiel zwar der Landlust-Appeal, jedoch sorgte der kalte Albwind für unerwünschte Abkühlung. Die Kulisse des Heidengrabens wirkt beim Festival imposant und bietet ein weitläufiges Gelände.

Interim-Projektchor
Wie klang der Heidengraben einst? Diese Frage beantwortete der Interim-Projektchor auf eindrückliche Weise bei der Premiere des Interim-Festivals. Foto: Thomas Krytzner

Ulrike Böhme, Vorsitzende und Organisatorin des Festivals, sagt es ganz unverblümt: „Wir wollen Kunst aufs Land bringen.“ Sie ärgert sich dabei, dass eine Plastik von Christian Hasucha kurz nach der Installation vorsätzlich durch Vandalen zerstört wurde. „Die Zusammenarbeit mit der Polizei trägt Früchte, wir hoffen, die Übeltäter zu finden. Gleichzeitig sind aber jetzt die Kunstwerke geschützt.“

Das Festival wurde als nachhaltiges Kunstprojekt konzipiert und soll sich kurzfristig als Ereignis in der Region etablieren, wie Böhme weiter erklärt. So kommen Künstler aller Sparten zusammen, um in der weiten Fläche der Schwäbischen Alb zu wirken. Dabei wandert das Festival von Ort zu Ort.

Für die Premiere ließen sich die Veranstalter eine besondere Inszenierung einfallen. Im hellen, luftdurchlässigen Pavillon standen grüne Stühle auf grüner Wiese. Mit dem Gerüstbau hat das Interim-Festival ein Symbol erhalten. Denn: Immer dort, wo das Festival stattfindet, steht ab sofort der weiße Pavillon. Nach dem kurzen Spaziergang in der frischen Abendbrise fanden sich die Gäste in der Festivalzentrale ein und deckten sich gleich mit den angebotenen und wärmenden Decken ein.

Die Chorkomposition „Suche Heidengraben“ von Gisela O’Grady-Pfeiffer eröffnete den Parcours des Festivals. In diesem Werk geht die Texterin von den sieben Toren des Heidengrabens aus und beschäftigt sich mit der Veränderung der Grabenstetter Halbinsel im Laufe der Zeit. Der Interim-Projektchor setzte die Idee musikalisch um. Am Klavier begleitete Susanne Hinkelbein die Premiere. Die gespannten Zuschauer wurden auf eine sprachliche Zeitreise mitgenommen und erlebten die Entwicklung der Klänge, Lieder und Schreie bis zur heutigen Zeit.

Kunstsuche im Heidengraben

Im Anschluss gab Martin König, alias Scott, gesanglich den Startschuss und schickte das Publikum auf die Suche. „Um 19.30 Uhr ist Sonnenuntergang, da sollt ihr wieder hier sein“, rief er den Gästen zu, die sich nun anschickten, in der Weite des Heidengrabens weitere Kunst- und Kulturaktionen zu erleben. In alle Richtungen strömten sie und fanden alle paar Meter Gesprächspartner oder Objekte. Manche mögen sich verwundert die Augen gerieben haben: Auf einer Anhöhe des Festivalgeländes stand ein Kamel. Gesuchte Kunst eben.

Info Das Interim-Festival findet gleichzeitig in den Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben statt und dauert noch bis Dienstag, 3. Oktober. Informationen zu den einzelnen Aktionen und Orten erhalten Interessierte im Internet auf der Seite www.interim-kulturhandlungen.de.