Lenninger Tal
Wohnmobil: Im rollenden Eigenheim am Fuß der Teck nächtigen

Urlaub Owen investiert in den Tourismus und will künftig Wohnmobilstellplätze anbieten. Für die Teilnahme am Caravaning-Markt lässt die Teckstadt rund 30 000 Euro springen. Von Thomas Krytzner

Keine Frage: Owen liegt idyllisch am Albtrauf unterhalb der Burg Teck. Jetzt will das kleine Städtchen auch vermehrt als Urlaubsziel von Wohnmobilisten wahrgenommen werden. Wie die Wirtschafts- und Tourismusförderin Eileen Gerstner für die Gemeinden Lenningen, Erkenbrechtsweiler und Owen (LEO) bekräftigt, schaffe man damit einen zusätzlichen Baustein in der Gastgeber-Landschaft. In den letzten Jahren sei der Anteil der Wohnmobile und Wohnwägen als Unterkunftsart stetig gestiegen und die Corona-Pandemie habe die Entwicklung des Wohnmobil-Urlaubs zusätzlich beschleunigt. Eileen Gerstner unterlegt die Feststellung mit Fakten: „Die Neuzulassung von Reisemobilen stieg nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes in den letzten zwölf Monaten – von April 2020 bis März 2021 um 43 Prozent.“ Zudem sei auch das Ergebnis einer aktuellen Studie der Gfk vielsagend: „Knapp ein Viertel der Umfrageteilnehmer kann sich vorstellen, in den nächsten fünf Jahren mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen in den Urlaub zu fahren.“ Bemerkenswert sei, so die Tourismusförderin, dass sich die Zielgruppen verlagert haben. Rund 23 Prozent der Camper sei zwischen 25 und 34 Jahre alt. „Die Menschen genießen eine neue Freiheit. Sie wollen ihren Urlaub mitten in der Natur verbringen und dabei selbstbestimmt und unabhängig sein.“ Mit dem Wohnmobil seien flexible und spontane Reisen möglich.

Die Stellplätze sind eine
Chance für die Stadt,
Attraktivität zu schaffen.
Christian Ensinger, Gemeinderat in Owen

Diese Aspekte will sich Owen nun zu Nutze machen und vermehrt Camper anlocken. Einen passenden Standort für die geplanten Stellplätze für die Wohnmobile gibt es auch schon, wie Eileen Gerstner mitteilte: „Eine geschotterte Fläche zwischen den Tennisplätzen und dem Fußballplatz erweist sich als optimal.“ Um den vorgesehenen Platz befinden sich bereits Bäume und Sträucher. „Damit kann diese Fläche im Sommer mit schattiger Lage punkten und ganz wichtig: Ein kurzer Gang auf die Anhöhe ermöglicht den Blick zur Burg.“ Damit sich die Urlaubsgäste aber nicht nur am imposanten Blick zur Teck erwärmen, braucht der Platz eine entsprechende Ausstattung. Eileen Gerstner kennt die Anforderungen, damit sich Wohnmobilisten auf einem Platz wohlfühlen: „Wir müssen eine Ver- und Entsorgungsanlage der sanitären Einrichtung mit Grauwasserentnahme errichten. Zudem brauchen wir eine entsprechende Versorgung mit Frischwasser sowie eine Stromsäule mit Sicherung und Zähler.“

Hier zeigen sich bei der Wahl des ins Auge gefassten  Platzes kostensparende Vorteile. Die Tourismusförderin erläutert, warum: „Auf dieser Fläche befinden sich zu den Tennisplätzen hin bereits ein Stromverteilerkasten, eine Frischwasserleitung und ein Abwasserkanal.“ Damit könne auf aufwändige Tierbauarbeiten verzichtet werden. Bauliche Maßnahmen seien lediglich die Kennzeichnung der Fläche als Wohnmobilstellplatz und eine Informationstafel mit Tipps zur Freizeitgestaltung und dem örtlichen Handel. „Wir möchten zudem eine Ausschilderung an der Straße, damit der Durchgangsverkehr auf den Platz aufmerksam wird.“

Da die geplanten Stellplätze im Außenbereich erstellt werden, ist der Platz genehmigungspflichtig. Vom Naturschutz gäbe es keine Einwände, wie Eileen Gerstner weiß: „Nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde ist ein entsprechendes Gutachten nicht nötig.“ Die Eigendynamik in der Wohnmobilszene wirkt sich kostensenkend aus, da auf teure Werbung verzichtet werden kann. „Wenn alles auf dem Platz passt, kommen die Urlauber gerne wieder und empfehlen den Ort in den sozialen Medien und mündlich weiter.“ Eileen Gerstner gibt aber zu bedenken: „Läuft vermehrt etwas schief, spricht sich dies ebenso schnell herum. Es ist deshalb wichtig, mit den Gästen in Kontakt zu bleiben und Anregungen anzunehmen.“

Die Kosten seien moderat, wie die Tourismusförderin erklärt: „Für die Instandsetzung und die Basis-Ausstattung entstehen Kosten von etwa 25 000 Euro. Dazu kommt die touristische Integration mit rund 5 000 Euro. Die laufenden Kosten variieren je nach Angebot der Stellplatzvermittler – Usus sind rund 10 Prozent der Stellplatzgebühr und für die Mülltonnen-Gebühr müssen jährlich 400 Euro ausgegeben werden. Stadtrat Thomas Rabel stellte die Frage nach der Rentabilität. Eileen Gerstner schlug vor, dass man hier Zahlen von anderen Stellplätzen zum Vergleich anfordern kann. Bürgermeisterin Verena Grötzinger stellte fest, dass die Summe eine Investition in den Tourismus sei und stellte den Direktvermarktern im Ort einen Profit in Aussicht. Gemeinderat Christian Ensinger betonte: „Die Stellplätze sind eine Chance für die Stadt, Attraktivität zu schaffen.“