Weilheim und Umgebung

50 Jahre Schule auf dem Buckel

Die Bissinger Grund- und Hauptschule hat sich von der Dorfschule zum Bildungshaus gewandelt

Die Bissinger Schule auf dem „Bol“ blickt auf ein halbes Jahrhundert zurück. Fünf Jahrzehnte, in denen die Bildungseinrichtung umgebaut, erweitert, modernisiert und nach dem Wegfall der Hauptschule zum barrierefreien Bildungshaus ausgebaut worden war. Am Freitag feiert das „Geburtstagskind“ sein Wiegenfest ab 14.30 Uhr in der Schulturnhalle.

Bissingen. Es war ein heißer Sommertag, als am 12. Juni 1965 die neue, rund anderthalb Millionen Mark teure Bissinger Grund- und Hauptschule auf dem sogenannten „Schulbuckl“, dem „Bol“, eingeweiht wurde. Mit dem Einzug in das neue Schulhaus gehörte für den damaligen Schulleiter Alfred Hub und sein Lehrerkollegium die Raumnot in der alten Schule der Vergangenheit an. Auf dem „Bol“ stand nun ein zweistöckiger Hauptbau mit einem Pavillon und einem Anbau für die sanitären Räume. Alle drei Komplexe wurden durch einen überdachten Pausengang miteinander verbunden.

Mit den neun Klassenzimmern und den zwei Fachräumen trug die Gemeinde damals einer künftigen schulpolitischen Entwicklung Rechnung. Das neue Schulverwaltungsgesetz sah nämlich neben der Einführung eines neunten Pflichtschuljahres die Bildung von sogenannten Jahrgangsklassen für die Hauptschule vor.

Freilich wusste der Schulträger um die Gratwanderung der Anerkennung als Hauptschule. Die Wackelpartie um entsprechende Schülerzahlen der Klassen fünf bis neun hörte erst auf, als nach der Gemeindereform die Weilheimer Schule die Hauptschüler aus der Seegemeinde mangels Platz nicht aufnehmen konnte. Ein glücklicher Umstand für die Bissinger, denn dadurch konnte die Schule im Dorf bleiben, und die Hauptschule erhielt am 21. September 1982 die lang ersehnte Genehmigung des Kultusministeriums.

Dies zog nun wieder bauliche Auflagen nach sich. Es fehlten fünf Klassenzimmer sowie ein Physik- und ein Musikraum. Außerdem sollte die Schulküche erweitert werden. Auch ein Hausmeisterraum war vonnöten.

Als das Land eine Beihilfe von 605 000 Mark zusagte, nahm die Gemeinde 1985 den Bau des neuen Hauptschultrakts in Angriff. Im November 1987 wurde er eingeweiht. Damit standen den damals 243 Schülern und 21 Lehrern der Bissinger Grund- und Hauptschule 13 Klassen- sowie diverse Fachräume zur Verfügung. Vier Hauptschulklassen wurden im Neubau untergebracht. Außerdem liegen in dem Erweiterungsbau, der mit einem dreigeschossigen Verbindungsgang an den Altbau anschließt, das Foyer, ein Musiksaal und weitere Räume. Kernstück des Trakts ist der Physiksaal. Im Altbau der Schule wurde die Schulküche erweitert und völlig neu eingerichtet. Außerdem wurde die Heizung auf Gas umgestellt, das Gebäude erhielt neue Fenster und eine gründliche Betonsanierung. Im Außenbereich entstand ein Biotop, in den neuen Fahrradständern konnten die Schüler ihre Drahtesel parken, und das von dem Bissinger Bildhauer Winfried Tränkner geschaffene Denkmal am Rande des Pausenhofs verdeutlichte „den Weg zur Schrift“.

Auch die zwanzig Jahre alte Schulturnhalle ließ die Gemeinde 1987 erweitern. Auf ihrem Flachdach nahm sie zweiundzwanzig Jahre später eine neue Photovoltaikanlage mit 25,7 Kilowatt-Peak in Betrieb. Die erste Solarstromanlage war bereits 2001 auf das Hallendach installiert worden.

Beim Jubiläumsfestakt „25 Jahre Grund- und Hauptschule Bissingen“ 1990 versicherte der leitende Schulamtsdirektor Günter Schramm noch, eine Hauptschule wie in Bissingen werde auch künftig „eine echte Existenzchance“ haben. Damals konnte er nicht ahnen, dass Jahrzehnte später erneut die rapide sinkenden Schülerzahlen in der Haupt- und Werkrealschule alles verändern sollten. Das „Aus“ für die Bissinger Haupt- und Werkrealschule war 2011 nicht mehr aufzuhalten.

Gemeinde und Bürgervertreter machten gemeinsam mit der Schule das Beste daraus und begriffen den Wandel als Chance. Der Schulstandort Bissingen wurde 2013 neu strukturiert. Für das kommunale „Bildungshaus auf dem Bol“ nach dem Motto „Alles unter einem Dach“ nahm die Gemeinde 1,5 Millionen Euro in die Hand, wobei Bund und Land gut ein Viertel des Betrags zuschossen.

Unter dem Dach des Bildungshauses befinden sich jetzt neben der Grundschule, dem Kindergarten mit zwei Ganztags-Kinderkrippen, der Gemeindehalle und der Ortsbücherei auch eine Mensa und neue Schülerbetreuungsräume. Der ehemalige Hauptschul- und Fachraumtrakt erhielt einen Aufzug, und das ganze Schulgelände wurde barrierefrei angelegt. Außerdem ließ die Gemeinde den Brandschutz an die neuesten Anforderungen anpassen.

Zwar drücken nach dem Wegfall der Haupt- und Werkrealschule nur noch rund 100 Kinder die Schulbank – vormals waren es rund 300. Doch Schulleiter Wolfgang Rose sah die Schule durch die Neustrukturierung gewinnbringend auf die Zukunft ausgerichtet und wertete dies bei der Einweihung des Bildungshauses Mitte Oktober 2014 als Standortvorteil.