Weilheim und Umgebung

Aichelberger nehmen Funkmasten hin

Bauantrag Ein Mobilfunkbetreiber klärt auf: Die Bahn benötigt die umstrittenen Masten für die Funkversorgung entlang der Strecke. Eine zusätzliche Strahlenbelastung für den Ort soll dadurch allerdings nicht bestehen. Von Jürgen Schäfer

Die Bahn braucht Mobilfunkmasten in Aichelberg, so wie hier zu sehen auf der ICE-Baustelle (linker Turm). Weit im Hintergrund is
Die Bahn braucht Mobilfunkmasten in Aichelberg, so wie hier zu sehen auf der ICE-Baustelle (linker Turm). Weit im Hintergrund ist ein zweiter Standort beim Autobahnparkplatz Richtung Ulm geplant. Foto: Staufenpress

Zwei neue Mobilfunkmasten, mitten in der Landschaft? Und dann noch 40 Meter hoch? Die Aichelberger haben schwer geschluckt, als sie Ende 2017 von diesen Plänen erfuhren. Mobilfunkbetreiber wollen diese Masten aufstellen - einen am Portal des Boßlertunnels, den anderen kilometerweit entfernt beim Autobahnparkplatz vor dem Aichelberg. Letzterer liegt gerade noch so auf Aichelberger Markung. Nebenan ist Weilheimer Gebiet.

Der Gemeinderat lehnte das einstimmig ab. Ihm lägen keinerlei Informationen über die Sendeleistung und die Strahlenfelder vor. Der Gemeinderat misstraute aber nicht nur der Strahlenbelastung. Er empfand auch die hohen Masten als Landschaftsverschandelung. Die Ablehnung zog Kreise. Im Ort formierte sich eine Bürgerinitiative, die eine gefährliche Strahlenbelastung argwöhnte. Im März vorigen Jahres leitete Bürgermeister Martin Eisele die Unterschriften weiter an die Genehmigungsbehörde im Landratsamt. Seither tat sich nichts.

Das Verfahren ruhe, erfuhr Ei­sele vom Landratsamt. Es seien noch Fragen zur Genehmigungsfähigkeit im Raum, die unabhängig vom Standort bestünden. Harte Fronten also, über die Marcus Staschenuk von „Vodafone“ im Aichelberger Gemeinderat aufklärte: Die Masten seien rein für den Bahnbetrieb entlang der neuen Strecke bestimmt. Die nahegelegene Autobahn werde noch ein bisschen mitversorgt. Aichelberg selbst sei außen vor. Vielleicht noch an den Ortsrand und dann nur im Freien, nicht im Haus, reichten die Strahlen fürs Handy. Man müsse sehen: Die Bahnstrecke verlaufe in einer Senke, darauf seien die Trichter abgestimmt. Die Mastenhöhe von 40 Metern habe mit der Reichweite zu tun und sei vorgegeben. Die Bahn fordere einen Höhenabstand zum Gleis.

Die Masten hätten eine Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur, sagt Staschenuk. Das sei die fachliche Genehmigung für die Strahlenbelastung. Für Eisele ist damit eine Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung „nach bestem Wissen und Gewissen“ auszuschließen.

Doch wofür braucht die Bahn Mobilfunk? Für den Zugfunk, klärt Staschenuk auf, für den die Bahn sonst selbst Masten aufstellen müsste, und für die Versorgung des Zugs mit Mobilfunk. Mobilfunk gehöre längst zum Bahnalltag. Die Masten seien demzufolge eine notwendiger Infrastrukturmaßnahme. Es seien zwei von mehr als 25 entlang der Strecke von Stuttgart bis Ulm.

Verschieben könne man den Standort und den Zeitpunkt nicht, erklärte der Referent von Vodafone. Der Mast beim Boßlerportal müsse das Signal an den Zug nämlich unmittelbar bei dessen Austritt aus dem Tunnel gewährleisten.

Hat sich der Protest also in Wohlgefallen aufgelöst? Eisele jedenfalls hat das Gefühl, dass die Erklärung des Mobilfunkbetreibers so akzeptiert worden ist. Anderes habe er bisher nicht gehört.