Weilheim und Umgebung

Alte Liebe rostet nicht

Oldtimer Der Bissinger Herbert Hummel liebt alte Motorräder – auch in Einzelteilen. Die Garage ähnelt einem gut sortierten Werkzeugladen. Von Cornelia Wahl

Herbert Hummel arbeitet an seiner „Horex Regina“ aus dem Jahr 1952.Foto: Cornelia Wahl
Herbert Hummel arbeitet an seiner „Horex Regina“ aus dem Jahr 1952. Foto: Cornelia Wahl

Wer seine Maschine kennt, erspart sich Ärger und Kosten.“ So steht es in der Betriebsanleitung der „Horex Regina“, einem Motorrad aus den 1950er-Jahren. Ein solches Exemplar nennt Herbert Hummel aus Bissingen sein Eigen. Wie gut der Vorbesitzer des Oldtimer-Motorrads seine Maschine kannte, ist nicht überliefert, aber zu erahnen. Als Herbert Hummel das Modell kaufte, sah es nicht nach einem Motorrad aus. „Alles war in Einzelteilen in Schachteln verpackt und in Papier eingewickelt“, erzählt er. „Das Zeitungspapier, in das die Teile verpackt waren, habe ich noch“, sagt er und holt aus einer Ecke seiner Garage ein Stück stark vergilbtes, zerfleddertes Papier hervor, auf dem die Jahreszahl 1987 zu lesen ist.

Die Teile waren verkommen, die Maschine auseinandergenommen. „Manches war dabei, was nicht dazugehört“, erzählt Herbert Hummel. Doch wer ein echter Liebhaber ist, macht sich an die Arbeit. Nach und nach sortierte der Bissinger die Teile, machte eine Bestandsaufnahme und begann, die Regina zusammenzubauen. Dementsprechend sieht es in seiner Garage aus - wie in einem gut sortierten Werkzeugladen. Schraubenschlüssel scheinbar jeder Art und Größe, Zangen und andere Gerätschaften sowie Hilfsmittel, die ihm sein Hobby erleichtern, liegen fein säuberlich nebeneinander und griffbereit parat. Was an Komponenten fehlt, kauft Herbert Hummel zu - sofern er sie findet. Da es den ursprünglichen Hersteller Horex aus Bad Homburg nicht mehr gibt, ist es schwierig, Originalteile zu bekommen. Und selbst wenn der Bissinger fündig geworden ist, heißt es noch lange nicht, dass das Teil auch passt. Manches Mal muss er es passend machen oder sich doch mit dem zufriedengeben, was er hat. Mittlerweile sind die Einzelteile zu einem ansehnlichen Ganzen zusammengewachsen. Die Auspuffrohre der 350er Horex Regina glänzen. Der Tank ist noch matt, das vordere Schutzblech zeigt Schleifspuren. Unterdessen sieht die Horex um das Hinterteil herum schon ganz schmuck aus: Das Schutzblech erstrahlt in schwarzem Lack, die Bremse, die Speichen, der Reifen und die Federung sind topp in Schuss. Der Scheinwerfer und das Rücklicht sind auch schon montiert.

Fahrbereit ist die Regina jedoch nicht. Bis Herbert Hummel mit seinem Zweirad-Schatz zur ersten Tour aufbrechen kann, dauert es noch ein bisschen. „Im nächsten Jahr will ich meine erste Ausfahrt machen“, hofft er. Denn ein wichtiges Element fehlt ihm dazu noch: der Vergaser, der den Einzylinder-Viertakter mit dem Kraftstoffluftgemisch in richtiger Zusammensetzung versorgt. Bis dahin gibt es aber auch sonst noch einiges an der Regina zu tun.

Die Horex ist nur eine von vielen Maschinen, die der Erste Vorsitzende der Oldtimer Veteranengemeinschaft Gau Teck in Bissingen restauriert hat. Unter einer Plane versteckt sich eine BMW R45 aus dem Jahr 1981. Sie steht blitzblank da. Bekommen hat er sie im Ganzen, dann auseinandergebaut, überholt, zusammengesetzt und ihr die in den Fahrzeugpapieren stehende blaue Lackierung wiedergegeben.

„Das Motorradfahren war mein Ding“, erzählt der gelernte Karosseriebauer. Nachdem er mit 18 Jahren von seiner Maschine gestürzt war, hörte er mit dem Biken jedoch auf. Er heiratete und wurde Vater. Als die Kinder größer waren, erwachte bei Herbert Hummel der Motorrad-Virus aus seinem Dämmerschlaf, und er gönnte sich wieder ein motorisiertes Zweirad. Seine betagten Maschinen fährt er auf Oldtimer-Ausfahrten aus, - „oder auch mal so, wie ich Lust und Laune habe“.

Tipps für den Kauf eines Oldtimer-Motorrads

Wer einen Klassiker anschaffen möchte, sollte sich überlegen, ob er das Motorrad als Wertanlage haben oder damit fahren will.

Wer sich fürs Fahren entscheidet, muss darauf achten, dass das Gefährt zu seiner Körpergröße passt. Vorteilhaft ist technisches Verständnis.

Das Traum-Motorrad sollte vor dem Kauf mit einem Fachkundigen besichtigt werden. Eine Probefahrt ist schon deshalb angeraten, um zu sehen, ob Ergonomie und Sitzposition passen.

Nicht jedes ältere Motorrad ist auch ein Oldtimer. Dazu muss es mindestens 30 Jahre alt sowie gut und mit originalen Fahrzeugteilen erhalten sein. Wichtig ist, dass ein Fahrzeugbrief vorliegt und er auch ausgehändigt wird.

Bei der Auswahl dürfte für so manchen Oldtimer-Liebhaber auch der Hersteller nicht ganz unwichtig sein. Für Oldtimer-Motorräder von etablierten Herstellern lassen sich Ersatzteile meist leichter bekommen.

Wer sein Motorrad mit einem H-Kennzeichen für einen Oldtimer zulassen möchte, muss dafür ein Gutachten vorweisen.cw