Weilheim und Umgebung

Am Albtrauf fürs Showbusiness proben

Die Hepsisauer „Show Kids“ und die „Teck Teenies“ wollen möglichst viele Bühnen erobern

Ein Musical im kleinen Hepsisau proben und aufführen – auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Conny Sieme hat das Vorhaben umgesetzt und leitet in der Zipfelbachhalle zwei Gruppen, mit denen sie Tanz-, Show-, und Comedyacts einübt. Viele kennen die jungen Talente vom Städtlesfest oder dem Hepsisauer Dorffest.

Die Showtanzgruppe tanzt sich warm, bald steht in Hepsisau die große Aufführung an.Fotos: Ralf Just

Die Showtanzgruppe tanzt sich warm, bald steht in Hepsisau die große Aufführung an. Foto: Ralf Just

Weilheim. Es ist ruhig in Hepsisau an diesem Samstagmittag. Ein Spaziergänger flaniert gemütlich durch die Straßen und genießt die Sonnenstrahlen. In den Häusern kochen schon die Töpfe für das Mittagessen. Nichts scheint die beschauliche Dorfidylle zu stören. Doch wer einen Blick in die Zipfelbachhalle wirft, wird stutzig: Laute Musik dröhnt durch den Saal. Eine Gruppe Jugendlicher bewegt sich rhythmisch auf der Bühne und wirbelt im Kreis herum. Vor ihnen steht eine energiegeladene Frau, die den Takt vorgibt. „Eins, zwei, drei, vier – und dann müsst ihr schon stehen!“, weist sie resolut an.

Seit das Phänomen Conny Sieme in Hepsisau Einzug gehalten hat, ist jeden Samstag etwas los. Sie trainiert seit zwei Jahren die „Teck Teenie Dance and Show Gang“ (TTDSG), die Vorstellungen mit den Elementen Tanz, Comedy und Musical einübt. Im Februar hat die 48-Jährige ein weiteres Angebot für jüngere Kinder von acht bis zehn Jahren ins Leben gerufen: die „Show Kids Hepsisau“. Beide Projekte haben sich schnell in der Schule herumgesprochen, sodass die Teilnehmerzahl stetig wächst.

Das Wichtigste ist, dass man das Training lustig und kindergerecht gestaltet, lautet Conny Siemes Erfolgsrezept. „Wir machen auch die Deko und die Kostüme selbst“, sagt sie. „Zum Glück hat unser Haus ein riesiges Dachgeschoss. Und auch die Handwerker unter den Eltern helfen viel mit.“ Die „Frau für alle Fälle“ stand selbst schon oft auf der Bühne. Sie tanzt, seit sie fünf Jahre alt ist, arbeitete in einer Tanzschule und war Showverantwortliche bei zahlreichen Reiseveranstaltern. Sie ist im Showgeschäft zu Hause und coacht die Kinder mit Herzblut. Samstags trainieren beide Altersgruppen nachei­nander verschieden schwierige Showeinlagen. Das Musical ist ein gemeinsames Projekt: Dieses Mal steht „Sister Act“ auf dem Plan.

Zuerst wird die Tanzchoreografie geübt. Die Musik geht an, der Bass vibriert. Die Jugendlichen stehen in ihren Positionen, nicken im Takt und legen gemeinsam auf den nächsten Einserschlag los. Unter Conny Siemes prüfendem Blick hagelt es Ratschläge. „Steht nicht so nah beieinander“ und „setzt Akzente mit den Händen“ legt sie ihren Schülern ans Herz. Immerhin ist am 16. April schon die große Show – dann muss jede Bewegung sitzen.

Auch die Kleinen, die danach an der Reihe sind, sind schon eifrig dabei. „Sie machen die Bewegungen so niedlich, da ist es eigentlich egal, ob sie sich vertanzen“, meint Conny Sieme, während die Kinder um sie he­rumturnen. „Egal, was sie machen, das kommt immer gut an.“ Dann scheucht sie ihre quirligen Schützlinge zurück auf die Bühne. „Ihr seid ein Ameisenhaufen!“, lacht sie in gespielter Verzweiflung.

Ihre eigenen Kinder Kim und Lee sind ebenfalls in der älteren Gruppe ganz vorne mit dabei. „Die beiden wurden auf der Bühne geboren“, schmunzelt sie. „Wenn sie nicht auch so begeistert wären, würden sie die vielen Kostüme im Haus vermutlich gar nicht aushalten.“ Auch ihr Mann Marco unterstützt sie – kein Wunder, das Paar hat sich in der Animation kennengelernt, erzählt die zweifache Mutter: Auf Fuerteventura hatten sie beide am Musical Joseph mitgewirkt. Sie nähte die Kostüme und als sie ihn vermaß, haben sie sich sofort inei­nander verliebt. „Nach zehn Jahren im Ausland, in Ländern wie Spanien und Thailand, hat es uns jetzt nach Hepsisau verschlagen“, erzählt Conny Sieme. Mittlerweile ist die Gemeinde zu ihrer Heimat geworden. „Hier gibt es so eine tolle Gemeinschaft“, ist sie begeistert.

Der Zusammenhalt spielt auch in Conny Siemes Gruppen eine große Rolle. Sie organisiert regelmäßig Ausflüge und Unternehmungen wie zum Beispiel Grillabende. Im Dezember stellen sie sich außerdem der Hit Radio Antenne 1 Dream Team Challenge. „Das wird uns noch einmal alle zusammenschweißen“, prophezeit Sieme. Ansonsten sind die TTDSG und Show Kids Hepsisau beim Kirschblütenfest, Städtlesfest, Hep­sisauer Dorffest und beim Ball des Sports zu sehen. „Nach dem Applaus und nach ihrem Erfolg geben mir die Kinder so viel zurück“, schwärmt die Leiterin, die sich schon auf das ereignisreiche Jahr freut.

Conny Sieme, Initiatorin (liegend)

Conny Sieme und ihr Team. Foto: Ralf Just

"Wir stürmen noch viele Hallen"

Conny SiemeFoto: Ralf Just

Conny Sieme. Foto: Ralf Just

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Hepsisau eine Showgruppe zu gründen?

SIEME: Ich bin schon vorher Tanzlehrerin und Choreografin gewesen. Eigentlich haben mich dann meine Kinder auf die Idee gebracht, auch hier so etwas anzuleiern.

 

Wie hat man in Hepsisau reagiert?

SIEME: Der Bürgermeister hatte ein Lächeln im Gesicht, als ich meine Idee vorgeschlagen habe. Und der Ortsvorsteher Hartmut Hummel hat gesagt, das ist eine einmalige Geschichte, das wird es nachher nicht mehr geben. Wir wären schon so ein verrückter Verein!

 

Kommen die Mitglieder nur aus ­Hepsisau?

SIEME: Nein, die kommen von weit her. Neben Hepsisau auch aus Weilheim, Holzmaden und Kirchheim. Die Mütter nehmen jede Menge Organisation auf sich. Manche fahren dreimal am Tag hin und her, wenn sie zwei Kinder in den beiden verschiedenen Gruppen haben.

 

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft der Gruppe?

SIEME: Wir werden auf jeden Fall immer weitermachen und uns Neues ausdenken. Es soll ja schließlich nie langweilig werden. So möchten wir noch viele große Hallen stürmen und den Leuten eine Freude machen. Am 16. April ist unser großer Shownachmittag, wo wir Tanz, Comedy und das Musical Sister Act auf die Bühne bringen.