Weilheim und Umgebung

Am Albtrauf müssen Bäume weichen

Holzeinschlag Beim Reußenstein sind im Laufe der Jahre viele Bäume zur Gefahr geworden. Deshalb macht sich jetzt das Forstamt Göppingen dort mit großem Aufgebot zu schaffen. Von Jürgen Schäfer

Einsatz im Wald beim Reußenstein: Forstwirt-Azubis Dennis Zimmat (links) und Tobias Daiß (rechts) mit Meister Rolf an einer gefä
Einsatz im Wald beim Reußenstein: Forstwirt-Azubis Dennis Zimmat (links) und Tobias Daiß (rechts) mit Meister Rolf an einer gefällten Buche.Foto: Jürgen Schäfer

Gearbeitet wird nicht tief im Wald. Aber das macht die Sache nicht einfacher. Holz gemacht wird hier gleich neben der Straße. Die ist zwar gesperrt, aber für die Holzfäller tabu. Die Bäume werden so umgelegt, dass sie in den Wald hineinkrachen. Und das erfordert einigen Aufwand. Via Umlenkrolle werden die Bäume in die richtige Richtung gezogen, und die nötigen PS dazu kommen von einem großen, robusten Schlepper.

Wo die Straße von Wiesensteig herauf nach Schopfloch abzweigt, die sich dann am Albtrauf entlangschlängelt, vorbei am Reußenstein, steht eine Straßensperre. Die Zufahrt gilt nur noch bis zum Reußenstein-Parkplatz. Dahinter stehen Baken, die nicht nur gebieterisch aussehen, sondern auch die Straße blockieren. Trotzdem probiert immer wieder einer, durchzufahren, sagt Daniel Fritz vom Forstamt.

Das Land ist hier Herr des Waldes. Ihm gehört das Waldstück, das sich hinter dem großen Hinweisschild auf das Biosphärengebiet auftut, und das den Eindruck erweckt: Hier beginnt der Landkreis Esslingen. Das ist nur am Hang der Fall, der steil abfällt Richtung Neidlingen. Oben auf dem Kamm ist Kreis Göppingen. Deswegen sind Daniel Fritz vom Forstamt Göppingen und der Wiesensteiger Förster Rainer Ohngemach hier. Und mit ihnen drei Trupps von Forstwirten, dazu noch Forstunternehmer Eckhart Bareiß.

Verkehrssicherung heißt das Programm. „Wir fällen Bäume, die für die nächsten zehn bis 15 Jahre ein Problem werden können“, sagt Ohngemach. Weil sie sich dem Licht entgegengereckt haben und schief wuchsen. Weil sie dürre Äste aufweisen oder Fäulnis in den Kronen. Der positive Effekt: „Die anderen Bäume bekommen mehr Platz. Das macht das Gefüge insgesamt stabiler“, sagt Förster Daniel Fritz.

Die Auslichtung muss regelmäßig alle zehn, 15 Jahre geschehen. Zuletzt war das vor zwölf Jahren. Nicht wenige Bäume müssen weichen. Auf 700 Festmeter kommt Förster Ohngemach - das mögen 300 oder 400 Bäume sein. Vor allem Buchen, aber auch Eschen, Eichen, Ahorn, Douglasien. Ein ganzer Korridor entlang der Straße wird durchgekämmt, so breit wie die Bäume hoch sind. Und die sind hoch. Bei 35 Metern dürfte die Linie der Baumwipfel liegen.

„Die Arbeit hier ist eigentlich Routine“, sagt der altgediente Vorarbeiter Gregor Mauch, der zur Türkheimer Truppe des Forstamts gehört und entlang des Albtraufs unterwegs ist. Von Geislingen bis Wiesensteig ist sein Gäu.

Die Zeit drängt. Für zwei Wochen hat das Forstamt die Straßensperrung angeordnet, bis zum Wochenende muss alles möglichst über die Bühne gehen. Förster Ohngemach hat keine Sorge. „Es läuft alles nach Plan.“

Drei Männer - ein Baum. Rolf Wahl, Ausbildungsmeister am Forststützpunkt Bad Boll, und seine Azubis Tobias Daiß und Dennis Zimmat nehmen sich eine stattliche Buche vor. 35 Meter hoch, 60 Zentimeter Durchmesser. Sie bekommt ein Stahlseil umgelegt, das über eine Rolle zur Winde am Schlepper führt, der quer auf der Straße steht. Dreieinhalb, vier Meter hoch muss das Seil liegen, damit es ordentlich Hebelkraft entfaltet. Zimmat hat die große Motorsäge, er setzt zum Keilschnitt an - einmal, zweimal, dann ist der Fallkerb ausgesägt. Jetzt der Fallschnitt von der anderen Seite - es muss noch eine Bruchleiste bleiben von einem Zehntel des Stammdurchmessers, gerade mal sechs Zentimeter. Der Trecker zieht den Baum um.

Dennis Zimmat nimmt schon mal Maß: 7,20 Meter sind Stammholz vom Feinsten. Das geht in den Export, sagt Förster Rainer Ohngemach, das nimmt der Käufer irgendwo in Asien als Möbelholz. Der andere Teil des Baums wird zu Paletten und Industrieholz verarbeitet.

Viel gearbeitet, aber nichts verdient

Aufwand: Bei diesem Holzeinschlag zur Verkehrssicherung ist nichts verdient, sagt Förster Ohngemach. Den Gewinn frisst der übermäßige Aufwand.

Maschinen: Jeder Trupp braucht einen Schlepper, das Vertäuen der Seile kostet Zeit. Auch die Straßensperrung kostet, sagt Ohngemach.

Fortsetzung: Bei der Verkehrssicherung bleibt es nicht. Im Rückraum wird später noch weiter jede Menge Holz gemacht, dann auch mit Gewinn.js