Weilheim und Umgebung
An den Rändern soll es grün werden

Ortsentwicklung In Bissingen nimmt das geplante Gewerbegebiet konkrete Formen an. Es soll Platz für einen ­großen Lebensmittelmarkt bieten und im Inneren dichter bebaut werden als andere Areale. Von Thomas Zapp

Ausgedruckt wären es rund 300 Seiten: Für den Gemeinderat fasste Rainer Metzger den Bebauungsplan für das künftige Gewerbegebiet Fürhaupten am Bissinger Ortseingang aber dankenswerterweise in einer halben Stunden zusammen, worauf es ankommt. Darin eingeflossen sind auch schon die Ergebnisse einer Online-Bürgerbefragung aus dem Sommer. Nach dem Beschluss im Mai, den Bebauungsplan aufzustellen, und der Bürgerbefragung im August und September folgt nun der Vorentwurf für die Bebauung.

Eine Erkenntnis aus der Online-Befragung: Die Planung müsse man mit „viel Fingerspitzengefühl“ betreiben, sagte Bürgermeis­ter Marcel Musolf. Ihm und den Gemeinderäten ist bewusst, dass unwiderruflich landwirtschaftliche Nutzfläche verloren geht. Laut Planung sind das knapp fünf Hektar und auch den einen oder anderen Ausblick auf die Natur werden einige Anwohner entbehren müssen. Auch der Furcht vor Lärm und Geruch müsse Rechnung getragen werden. Dennoch hält er fest: „Wir haben sehr viel positive Resonanz bekommen.“

So wurde auch der Wunsch nach besserer Nachversorgung erwähnt. Dafür wird im südlichen Teil mit dem „Sondergebiet“ die Möglichkeit geschaffen, einen Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche bis 1000 ­Quadratmeter zu errichten. Es gäbe auch die Möglichkeit, und das wäre sogar gewünscht, so der Gemeindechef, dass ein zweistöckiges Gebäude entsteht. Dort wären auch Nutzungen aus dem Kultur-, Sozial- oder Gesundheitsbereich möglich, auch wären Betriebswohnungen dort denkbar, erläuterte Rainer Metzger vom Nürtinger Planungsbüros Melber und Metzger. Allerdings könne man nicht vorschreiben, wo die Parkplätze hinkommen sollen. Ob auf dem Dach eines künftigen Marktes oder als Tiefgarage, sei dem künftigen Nutzer überlassen.

"Wir werden einen Sprung nach vorne machen"

Gerade weil die Ortseinfahrt künftig von zwei ­Gewerbegebieten eingerahmt sein wird, müsse man sehr viel Wert auf das Erscheinungsbild legen und darauf, dass sich der neue Ortsteil gut einfüge, betont Marcel Musolf. Er verspricht: „Wir werden einen Sprung nach vorne machen.“ Das heißt konkret, dass die Ränder „hochwertig“ begrünt werden sollen, mindestens zu 50 Prozent mit einheimischen Gehölzen und Pflanzen. Weiter haben die Planer darauf geachtet, dass die Zufahrt beschränkt wird: Von der Alten Dettinger ­Straße, die südliche Begrenzung des künftigen Gewerbegebiets, wird keine Zufahrt möglich sein, denn dort beginnt ein Wohngebiet. Rangierende Lastwagen wären dort sicher nicht willkommen.

Die Gebäudehöhen liegen zwischen zehn und zwölf Metern, je nachdem, wie nah die Wohnbebauung ist. Am höchsten kann in der Mitte gebaut werden, wo keine Wohnhäuser angrenzen. Ein Ziel der Planer und der Gemeinde wird deutlich: Der Raum soll größtmöglich ausgenutzt werden. Eine Bebauung bis 90 Prozent inklusive Stellplätzen seien möglich, so ­Rainer Metzger. „Das sind 20 Prozent mehr als in den bisherigen Gebieten“, betonte der Bürgermeister. Die 100 Prozent scheitern an den grünen Rändern, aber das ist auch so gewollt.

Nicht gewollt sind hingegen knallige oder beleuchtete Werbebanner auf den Dächern der künftigen Gewerbebetriebe: Die werden im Bebauungsplan ausdrücklich ausgeschlossen. Ein weiteres Ziel sei zudem, so Musolf, eine großzügige Breite der Verkehrswege innerhalb des künftigen Gewerbegebiets. Der Gemeindechef ist vom Vorentwurf überzeugt: „Die Qualität ist da, sonst hätten wir sicher eine andere Resonanz erfahren.“ Der Gemeinderat sah es ähnlich und segnete den Entwurf für den Bebauungsplan einstimmig ab. Weiter geht es im März mit der öffentlichen Beteiligung. Mit einem Baubeginn ist bei optimalem Verlauf frühestens Ende 2021 zu rechnen.