Weilheim und Umgebung

Anwohner ächzen unter Ausflüglern

Verkehr Der Wanderparkplatz unterhalb der Zipfelbachschlucht erlebt in Coronazeiten einen noch größeren Ansturm als sonst. Die Nachbarn fordern eine Lösung des Parkproblems. Von Bianca Lütz-Holoch

Ausflugsmagnet Zipfelbachschlucht: An Wochenenden und Feiertagen platzt der Wanderparkplatz oft aus allen Nähten. Manche Ausflüg
Ausflugsmagnet Zipfelbachschlucht: An Wochenenden und Feiertagen platzt der Wanderparkplatz oft aus allen Nähten. Manche Ausflügler stellen ihre Autos dann kurzerhand auf privaten Wiesen und gar in Hofeinfahrten ab. Hoch her ging es auch wieder an Pfingsten, obwohl die Stadt zuvor das Parkplatz-Schild abmontiert hatte. Fotos: Markus Brändli
Wanderparkplatz Zipfelbachtal überfüllt
Wanderparkplatz Zipfelbachtal überfüllt

Kaum ist das Wetter schön, rollen sie an: Familien und Wanderer in Autos und Kleinbussen mit Esslinger, Ulmer, Tübinger und Waiblinger Kennzeichen. Die wildromantische Zipfelbachschlucht bei Hepsisau ist ein Besuchermagnet. Kritik an der Situation auf dem Wanderparkplatz dort äußern einige Anlieger schon länger. Jetzt haben sie die Nase endgültig voll. Seit Corona einen regelrechten Ausflugsboom ausgelöst hat, fühlen sie sich von Staus, Hupkonzerten, wildem Parken und rücksichtslosem Verhalten derart gestört, dass für sie feststeht: Es muss eine Lösung für das Parkproblem im Zipfelbachtal her.

„Am Wochenende und an Feiertagen geht es mit dem ersten Sonnenstrahl los und endet mit dem letzten“, erzählt eine Anwohnerin. Die 19 Parkplätze am Fuß der Schlucht sind meist schon früh belegt. Dann beginnt das Rangieren auf dem Parkplatz, der in einer Sackgasse liegt und nur über eine steile, schmale Zufahrt erreichbar ist. „Der ständige Motorenlärm und die Hupkonzerte sind unerträglich“, sagt die Anwohnerin und fügt hinzu: „Ich habe ja überhaupt nichts dagegen, dass die Menschen wandern und die Natur genießen.“ Allerdings dürfe das nicht auf Kosten von anderen geschehen. „Es kann doch nicht sein, dass ich in einem Naherholungsgebiet lebe und nach dem Wochenende erst mal selbst Erholung brauche.“ Genauso sieht das ihr Nachbar. Ihn ärgert auch, dass die Ausflügler ihre Autos einfach in den umliegenden Wiesen oder in privaten Hofeinfahrten abstellen. Manchmal wird der Parkplatz auch zweckentfremdet. „Neulich haben zwei Wohnmobile dort campiert“, berichtet er. Auch Grillfeste würden immer wieder abgehalten.

Wanderparkplatz Zipfelbachtal überfüllt

„Coronabedingt besteht ein großes Bedürfnis nach Naherholung“, sagt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle auf Nachfrage. Die Stadt sei bereits von den Anwohnern auf die Situation aufmerksam gemacht worden. „Wir nehmen das Problem auch ernst“, so der Bürgermeister. Google jedenfalls meldet den Parkplatz seit einiger Zeit als „gesperrt“. Phasenweise hat die Stadt die Schilder, die zum Wanderparkplatz führen, abgedeckt. Jetzt wurden sie ganz entfernt. Ausgewiesen ist nur noch der Parkplatz Richtung Lichteneck. „Damit wollen wir zur Linderung beitragen“, so Züfle.

Wirkung hat das zumindest am Pfingstwochenende nicht gezeigt: Ganze Blechlawinen rollten ins Zipfelbachtal. Schnell war der Parkplatz voll und auch die Wiesen drum herum zugeparkt. Die Anwohner wünschen sich deshalb Lösungen mit mehr Durchschlagskraft. Ihre Ideen reichen von einer generellen Schließung des Parkplatzes bis hin zur ausdrücklichen Umleitung der Tagesgäste auf die Parkplätze an den Ortseingängen. Sie sprechen sogar davon, den Petitionsausschuss des Landes anrufen zu wollen.

Eine komplette Sperrung kommt für Bürgermeister Johannes Züfle unterdessen nicht infrage. „Der Parkplatz stellt eine wichtige Feldwegverbindung dar“, begründet er. Außerdem befürchtet er, dass sich das Parkproblem in den Ort hinein verlagert, sollte die Fläche am Fuß der Schlucht nicht mehr zur Verfügung stehen: „Das könnte dazu führen, dass die Besucher irgendwo in den Wohnstraßen in Hepsisau parken.“ Für weitere, machbare Lösungen zeigt sich der Stadtchef jedoch offen: „Derzeit prüfen wir, ob an anderer Stelle Parkplätze geschaffen werden können“, sagt er. Aufgrund der Tallage und weil der Parkplatz im Schutzgebiet liege, sei das aber nicht einfach.

An einer guten Lösung für alle ist auch Hepsisaus Ortsvorsteher Bernhard Heitz interessiert. „Es geht darum, gleichzeitig das Naherholungsgebiet zu wahren, das Biosphärengebiet zu schützen und die Interessen der Bürger zu berücksichtigen“, fasst er zusammen. Das könne nur gelingen, wenn man einen Kompromiss zwischen dem Status quo und einer kompletten Sperrung des Parkplatzes finde.